Zeulenroda. Die Bundesliga-Keglerinnen des SV Pöllwitz starten am Sonntag in die neue Saison – in eine mit vielen Fragezeichen.

Vizemeister werden ist schon schwer, es zu bleiben, umso mehr. Ronny Hahn, Trainer des Pöllwitzer Überraschungsteams nickt und sagt: „Ja, auf uns schauen sie alle, warten auf unsere Fehler.“

Die Kegeldamen des SV Pöllwitz wurden als Bundesliga-Aufsteiger Meisterschaftszweiter, fügten dem Serienmeister und Weltpokalsieger SKC Victoria Bamberg eine Niederlage zu, qualifizierten sich für den Europapokal, wollen sich nun sogar für die Champions League qualifizieren. Die Bambergerinnen hatten vier Jahre und drei Monate kein Spiel auf nationaler Ebene verloren – bis die Pöllwitzerinnen kamen. „Ein Erfolg, der uns bleibt, an dem wir aber auch gemessen werden“, sagt Ronny Hahn. Mit der gleichen Mannschaft wie im Vorjahr geht es am Wochenende nach Lorsch-Bensheim. Auftakt in der erste Kegelbundesliga. Das Spiel bei den Hessinnen hat der Trainer noch nicht vergessen. Ein Krimi.

„Wir lagen schon aussichtslos zurück, doch als die Gastgeberinnen uns kurz vor Schluss noch eine Tür öffneten, sind wir hindurch gegangen.“ Mit nur sechs Holz Vorsprung (3411:3405) und vier Mannschaftspunkten durch Sarah Conrad, Diana Langhammer, Pia Köhler und Celine Dannehl erkämpften sich die Ostthüringerinnen den 6:2-Sieg. „Lorsch ist eine Mittelfeldmannschaft, aber sehr heimstark. Wir müssen auf einer veralteten Kunststoffbahn spielen, das sind wir gar nicht mehr gewöhnt.“

Der Vizemeister will den Auftakt nicht vermasseln, aber es werde schwer, das Spiel tauge auch nicht zur Vorbereitung auf den Europapokal vom 1. bis 6. Oktober in Varazdin.

Spielerin Pia Köhler erklärt, warum: „In Kroatien wird auf einer Plattenbahn gespielt, wie wir sie auch in Zeulenroda haben. In Lorsch rollt die Kugel ganz anders, sie hoppelt auf dem harten Untergrund, läuft dann gerade nach hinten – ein ganz anderes Spiel, mit ganz anderen Anforderungen.“ Doch die 26-Jährige ist wie der Trainer und die Spielerinnen voller Vorfreude. „Es wird Zeit, dass es wieder losgeht.“ Die Lehrerin an einem Gymnasium in Zwickau ist die Pöllwitzerin im Team, fünf der acht Spielerinnen wohnen aber in oder um Zeulenroda.

Pia Köhler ist eine feste Größe in der Mannschaft, spielt meist am Schluss. Doch es habe Jahre gedauert, bis sie ihre Nerven im Griff hatte.

Im Training habe sie darauf hingearbeitet, mit Wurffolgen und vielen Zweikämpfen. „Das Training schlägt an“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Trainer Ronny Hahn ist ihr Freund, sie wohnen zusammen in Zeulenroda mit Blick auf die Kegelbahn. Und sie ist sich ziemlich sicher: „Bei mir schaut er noch ein wenig strenger drauf.“

Nach dem Auswärtsspiel können sich die Pöllwitzerinnen gegen Liedolsheim und Erlangen für den Europapokal einspielen.

„Doch Einspielen treffe es nicht so richtig“, sagt Ronny Hahn. „Sicher steht der Europapokal über allem. Der größte Vereinserfolg – und wer weiß, ob wir noch einmal so weit kommen. Aber auch in der Bundesliga wollen wir wieder erfolgreich sein. Wir peilen die Plätze zwei bis vier an.“

Dennoch kommt die Sprache immer wieder auf die erste Oktober-Woche, denn die Pöllwitzerinnen wollen noch mehr, sich als eine von drei Teams für die Champions League qualifizieren. „Wir haben gemeldet, rechnen uns Chancen aus“, sagt Ronny Hahn. Die Bahn in Zeulenroda, die Spielstätte des SV Pöllwitz, sei abgenommen, es gebe Grünes Licht für die Bundesliga und auch für die Champions League, die mit Hin- und Rückspielen beginnt. Mit welcher Aufstellung der Trainer in die Saison geht, ließ er noch offen. „Jede möchte am liebsten beginnen“, sagt er. Es deutet vieles darauf hin, dass Pia Köhler und Diana Langhammer zum Schluss kegeln. Im Laufe der Saison wird der Trainer in jedem Fall umbauen müssen.

Sarah Conrad ist schwanger, erwartet im Februar ihr Baby. „Wir werden als Mannschaft zusammenrücken, wenngleich mit Sarah eine unserer wichtigsten Spielerinnen nicht zur Verfügung steht.“