Jena. Gemeinsame Erklärung der Vereine: Gesellschaftlich und wirtschaftlich ist eine Fortsetzung des Spielbetriebes nicht zu vertreten. Die Klubs machen auch einen konkreten Vorschlag zur Wertung der Saison.

Acht Vereine der dritten Fußballliga sprechen sich für den sofortigen Saisonabbruch aus. Das gesellschaftliche Umfeld in der Corona-Krise und die wirtschaftliche Lage erlaube nicht, die Saison auf sportlichem Wege zu Ende zu bringen. Aufsteiger in die zweite Liga solle es geben, aber keine Absteiger. Zudem soll die dritte Liga um fünf Teams aus der Regionalliga aufgestockt werden. Zu den Unterzeichnern gehört auch der Tabellenletzte FC Carl Zeiss Jena.

Fünf Unterzeichner aus Mitteldeutschland

Der Hallesche FC, der SV Waldhof Mannheim, der 1. FC Magdeburg, der SC Preußen Münster, der Chemnitzer FC, die SG Sonnenhof Großaspach und der FSV Zwickau haben gemeinsam mit den Jenaern die Erklärung aufgesetzt. Der Abbruch der Saison „ist aus unserer Sicht der sportlich bittere, aber auch der einzig mögliche Weg, bei dem die gesellschaftlichen Realitäten, der Schutz der Gesundheit und die wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen sind“, schreiben die Drittligisten. „Wenn Ärzte und Pflegepersonal Tag und Nacht für ihre Patienten im Einsatz sind, wenn Kinder und Jugendliche nicht zur Schule oder zur Kita dürfen, wenn Gastronomen, Einzelhändler, Künstler und viele andere um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, dann darf der Fußball insbesondere in der 3. Liga mit der Verwurzelung der Vereine in den Regionen und Städten keine Sonderrolle für sich beanspruchen.“

Gesundheitliche Konzepte fehlen

Als Begründung verweisen die Klubs unter anderem auf die gesundheitliche Seite. Demnach halten es die Klubs für unverantwortlich, durch eine Sonderrolle in Größenordnungen Tests auf Corona in Anspruch zu nehmen. Quarantänemaßnahmen beim Auftreten möglicher Infektionen hätten zur Folge, dass der mögliche Spielplan nicht eingehalten werden könnte, argumentieren die Klubs. „Auch das Konzept, auf die Verfolgung der Infektionskette bei Spielern zu verzichten, um den Spielbetrieb bei der Erkrankung eines Spielers fortführen zu können, würde eine weitere und unverantwortliche Sonderrolle des Fußballs in der Gesellschaft bedeuten.“

Praktische Probleme sehen die Drittligisten auch im Trainingsbetrieb. Bis 3. Mai bestehe keine Chance auf Mannschaftstraining. Einige Bundesländer haben schon längere Einschränkungen angekündigt, so dass Wettbewerbsverzerrung zu fürchten sei. Auch Fahrten zu Auswärtsspielen seien unter den Bedingungen des Infektionsschutzes schwierig zu realisieren.

Sponsoren drohen mit Ausstieg bei Sonderrolle des Fußballs

Derzeit sichere die Kurzarbeit und damit einhergehend niedrigere Kosten das Überleben der Klubs und bewahre sie vor der Insolvenz. Die geringen ausstehenden Fernsehgelder würden das nicht auffangen. Rückforderungen von Sponsoren in Größenordnungen seien nach Aussetzung des Spielbetriebes nicht zu erwarten. Einige Sponsoren kündigten hingegen ihren Rückzug in der neuen Saison an, wenn der Fußball eine Sonderrolle in der Gesellschaft beanspruche, schreiben die Vereine, die sich aufgrund arbeitsrechtlicher Regelungen gegen eine Verlängerung der Saison bis in Herbst aussprechen.

Geisterspiele zum Beginn der neuen Saison wohl notwendig

Die Drittligisten glauben, dass auch zum Start der neuen Saison Geisterspiele notwendig sein werden. Allerdings bestehe bis dahin die Chance, sich auch wirtschaftlich auf die Bedingungen einzustellen – einhergehend mit einer möglicherweise Verbesserung der Pandemielage: „Der Saisonstart sollte so weit wie möglich nach hinten verschoben werden, um die Phase der eventuell notwendigen Geisterspiele so kurz wie möglich zu halten und gleichzeitig das Infektionsrisiko für die Spieler, Trainer und Betreuer zu senken.“

Die Vereine hatten in den vergangenen Tagen mehrfach konferiert, um die Erklärung abzustimmen. Am Donnerstag hatten die fünf Drittligisten aus Bayern gefordert, die Saison unbedingt fortzusetzen.

Tobias Werner einer von zwei Kandidaten beim FC Carl Zeiss Jena

FC Carl Zeiss Jena nicht nur in der Tabelle Schlusslicht