Rostock. Was für ein paradoxes Fußballspiel! Jena klar überlegen, dann Rostocks Zweite mit den besseren Chancen und schließlich ein Elfmeter, den eigentlich ein anderer Spieler schießen sollte.

Cemal Sezer und Elias Löder haben dem FC Carl Zeiss Jena einen späten Sieg beim Regionalliga-Letzten Hansa Rostock II beschert. Jena setzte sich mit 3:1 (1:0) glücklich durch und hat nun 40 Punkte . Im Ostseestadion sorgte eine stimmgewaltige Jenaer Fan-Gemeinde vor 1400 Zuschauern für Partylaune. Für die Rostocker gab es zeitgleich auch für die abstiegsbedrohte Erste in der 2. Liga in Kiel eine 0:2-Niederlage.

Keine Frage, nach der 0:2-Pleite bei Lok Leipzig wollte der FC Carl Zeiss unbedingt wieder in die Erfolgsspur zurück. Trainer Henning Bürger forderte eine Reaktion, nach dem sich die Thüringer in der Messestadt den Schneid hatten abkaufen lassen und neunzig Minuten zu ungefährlich agierten.

Bürger muss Mannschaft umbauen

Bürger musste sein Team umbauen. Den im Lok-Spiel schwer an der Schulter verletzten Halili ersetzte Hehne. Gipson kam für den erkrankten Verkamp und Lämmel übernahm den Posten des gelb-gesperrten Schau. Auf den Außenverteidigerpositionen agierten weiter die Youngster Krämer und Smyla.

„Wir entscheiden, wie das Spiel läuft“, hatte Bürger vor der Partie seinen Spielern mitgegeben und „Galligkeit“ eingefordert. Der Rostocker Coach Uwe Speidel kündigte hingegen eine tiefer stehende Hansa-Reserve an, um „Fehler leichter kompensieren zu können.“ Schließlich hatten die Gastgeber in diesem Jahr in acht Spielen nur einmal gegen Altglienicke gewinnen können.

Cezers Kopfballtreffer wird zurückgepfiffen

Jena begann mit einem schnellen Tor (6.). Doch Sezers Kopfballtreffer wurde wegen angeblichen Stürmerfouls zurückgepfiffen. Doch gebürtige Lübecker berührte den Abwehrspieler kaum. Logisch, dass der Tabellensiebente danach gegen den Liga-Letzten die Partie bei wunderbaren 21 Grad dominierte. Dann segelte eine Ecke von Lämmel gefährlich hinein und eine Kopfballverlängerung Hehnes landete an dem Pfosten, wo Löder noch zu spät kam (19).

Löder sorgt entschlossen für die Jenaer Führung

Nach dem nächsten Angriff gab es erstmal schlechte Nachrichten. Der vor einer Woche gerade erst genesene Richter erlitt offenbar eine Muskelverletzung im Oberschenkel. Grimm bereitete sich vor. Zuvor sprintete aber Gipson auf und davon. Seinen Pass nach innen wehrte Aliu direkt vor die Füße von Löder ab. Der Jenaer Torjäger knallte den Ball souverän in die Maschen zum 1:0 (22.). Der Lohn für die mobile Startphase der Thüringer war sogar in Unterzahl eingefahren worden.

Jena spielte fortan völlig überlegen, hatte hinten keine Sorgen mit den an die Wand gedrückten Hanseaten, bei denen der Ex-Erfurter Nkoa die Abwehr organisierte. Einziges Manko, klare Chancen waren Mangelware. Smyla kam dem zweiten Treffer noch am nächsten (40.). So ging es mit dem hochverdienten 1:0 für die Gäste in die Kabinen.

Jena zu gemütlich - Ausgleich durch Einwechsler Bachmann

Wie beim 1:5 im Hinspiel ließen sich die Rostocker aber diesmal nicht abschießen. Die Blau-Weißen mühten sich nach dem Wechsel um mehr Offensive. Doch Kunz hielt einen Kopfball sicher (58.). Jena lauerte nun gemütlich auf Konter und wurde bestraft. Brzozowski enteilte Smyla und hämmerte den Ball an den Pfosten. Der eingewechselte Bachmann staubte zum 1:1-Ausgleich ab (67.). Fast gab es dann das 2:1 nach Strietzels Fehler, doch Kunz war schneller als Albrecht (73.). Auch bei Dei fehlten nur Zentimeter (75.). „Wir kamen mit den Umstellungen der Rostocker nicht zurecht“, sagte Torschütze Elias Löder.

Jena musste dann wieder aus Verletzungsgründen wechseln. Krämer musste raus, Zank kam rein (78.). Als Dei unfair einen zuvor ins Aus gespielten Ball nicht zu den Jenaern zurückspielte und Butzen nur in letzter Not retten konnte, wurden die Jenaer zurecht stinkwütend (80.). Kunz musste kurz darauf wieder ganz groß gegen Bachmann retten (81.). Inzwischen wäre ein Rostocker Sieg verdient gewesen.

Sezer und Löder sichern doch noch drei Punkte für Jena

Doch dann drängte Sezer im Rostocker Strafraum auf das Tor, wurde von Scherf dabei getroffen. Der Gefoulte nahm sich kurzerhand den Ball, den eigentlich Lämmel wie im Pokal gegen Schott Jena verwandeln wollte. Der selbstbewusste 28-jährige Sezer aber blieb ultracool und besorgte das 2:1 (86.). Löder erhöhte per Konter mit seinem 20. Saisontor noch zum 3:1 (90.+4). Ein glücklicher Erfolg für die Jenaer, die nun am kommenden Freitag auf Cottbus warten.

Die Spielstatistik:

Hansa Rostock II: Hagemoser - Aliu, Nkoa, Scherff (90. Schulz) - Dietze, Krüger, Rotfuß (46. Bachmann), Albrecht (75. Köster) - Postelt, Wollschläger (60. Dei), Brzozowski.

FC Carl Zeiss Jena: Kunz - Krämer (77. Zank), Hehne, Strietzel, Smyla - Gipson, Lämmel, Petermann (70. Butzen), Richter (23. Grimm) - Löder, Sezer.

Z.: 1400, T.: 0:1 Löder (22.), 1:1 Bachmann (67.), 1:2 Sezer (85./FE), 1:3 Löder (90.+4).