Jena. Wie der Zeiss-Trainer neue Spieler vom Wechsel nach Jena überzeugen möchte.
„Ich habe schon zweimal Adblue im Auto nachgefüllt“, sagt Lukas Kwasniok und lacht. In den vergangenen Tagen schrubbte der Trainer des FC Carl Zeiss Jena Kilometer, um Spieler zu treffen.
„Der persönliche Bezug ist mir das allerwichtigste. Ich will den Mensch hinter dem Fußballer kennenlernen“, sagt Kwasniok, der gestern zwei Kandidaten in Norddeutschland traf. Morgen tourt er durch Süddeutschland, um mit möglichen Zugängen zu sprechen. „Ich sitze gern mit den Spielern am Tisch, um ihren Werdegang zu erfahren und um ihnen zu erzählen, wie ich es mir vorstelle“, sagt Kwasniok. Der persönliche Treff helfe herauszufinden, wer nur ein guter Individualist sei und wer als wirklicher Teamspieler tauge.
Vor den Treffen steht viel Sichtungsarbeit. Co-Trainer Lucca Strolz sondierte den Markt und erstellte mit Kwasniok eine Wunschliste. Geschäftsführer Chris Förster fragt über die Berater an, ob ein Wechsel denkbar sei. Bei Interesse kommt Kwasniok zum „Hausbesuch“, der freilich in Cafés stattfindet. Sieben Termine hat er in den vergangenen Tagen schon abgearbeitet.
Keine Wettbewerber aufmerksam machen
Wen er besucht hat, verrät er nicht. „Die Spieler überlegen sich nun, ob sie zu uns kommen. Wir möchten keine Wettbewerber aufmerksam machen“, sagt der Trainer, der sich übers Relegationsergebnis zwischen den zweiten Mannschaften des FC Bayern und des VfL Wolfsburg gefreut hat. Die Münchner steigen auf. „Das macht die dritte Liga noch einen Tick attraktiver. Vielleicht sammelt der eine oder andere Top-Star Spielpraxis, was ein tolles Erlebnis wird“, sagt Kwasniok.
Die unterlegene Wolfsburger Mannschaft habe sehr gute Spieler in ihren Reihen. Allerdings schätzt er die Chancen auf eine Verpflichtung als weniger gut ein. „Die, die jedem auffallen, brauchen wir nicht anzurufen.“
Unterdessen verrät Kwasniok, wie er seine Mannschaft zusammenstellen will. „Das Gerüst sollen drei, vier erfahrene Spieler in der Zentrale bilden“, sagt der Trainer. Mit Kapitän René Eckardt und Torwart Jo Coppens habe er zwei bereits im Kader. „Wir brauchen einen erfahrenen Defensivspieler und einen erfahrenen Offensivspieler. Beim Rest setzen wir auf blutjunge, willige Spieler.“ Ist das nicht zu riskant? Natürlich werde nicht jeder Zugang zu 100 Prozent einschlagen, aber dieses Risiko bestehe auch bei gestandenen Spielern, sagt Kwasniok.
Da viele Spieler erst einmal in Urlaub fahren, dauere es noch bis zur Erfolgsmeldung. Bis dahin erwarten die Jenaer auch offiziell grünes Licht vom Deutschen Fußball-Bund. Die Unterlagen für die erfüllten Lizenzbedingungen sendet der FC Carl Zeiss heute pünktlich auf elektronischem Weg zum Verband.
So feiert der FC Carl Zeiss Jena den Klassenerhalt
Tino Zippel