Jena. Beim spektakulären 3:3 zwischen dem FC Carl Zeiss und Kaiserslautern stehen die Angreifer im Mittelpunkt.
Die Trainer mögen es nicht, die Fans sind begeistert, wenn in einem Spiel viele Tore fallen. Sind sie für Erstere das Produkt von Fehlern und bringen die Notwendigkeit tiefgreifender Analysen mit sich, sind sie für Letztere das Salz in der Suppe des Fußball-Stadionbesuchs. Von daher hatten Jenas Coach Mark Zimmermann und sein Gegenüber Michael Frontzek viel Aufarbeitungsbedarf beim spektakulären 3:3 zwischen dem FC Carl Zeiss und dem 1. FC Kaiserslautern, während die meisten der 8093 Zuschauer im Ernst-Abbe-Sportfeld zufrieden heimgingen.
Und in ihrer Gunst ganz oben stehen meist jene, die eben diese Tore erzielen. Sie sind oft die Hauptdarsteller auf der Fußballbühne und ernten den größten Applaus. Einer, der diese Hauptrolle am Samstag gerne übernommen hätte, heißt Timmy Thiele. Und das Rampenlicht gehörte zunächst auch ihm allein, als er vor der Partie zu Jenas „Spieler der Saison“ geehrt wurde – auch wenn er mittlerweile im Lauterer Dress spielt.
Doch die Fans hatten den ehemaligen Torschützen vom Dienst nicht vergessen, gewährten ihm diese Anerkennung großmütig. Beim Spiel selbst wurde Thiele später zum Nebendarsteller degradiert, ein Schuss in der 13. Minute, den Jo Coppens im Jenaer Tor zur Ecke klärte, war die einzige gute Szene, die er gegen die ehemaligen Mitstreiter zu Stande brachte. Entsprechend haderte er nach dem Schlusspfiff: „Wir schenken hier die drei Punkte ab, das ist für mich unerklärlich.“ Zumindest freute ihn der warme Empfang, den ihn die Jenaer Fans boten. „Ich hatte hier eine tolle Zeit, bin gerne wieder hier. Von dieser Seite aus gibt es nix zu meckern.“
Packende Schlussphase: FC Carl Zeiss Jena und Kaiserslautern spielen 3:3
Die Gunst der Stunde nutzen andere, um sich in den Vordergrund zu spielen. Der Pfälzer Christian Kühlwetter beispielsweise, der sein Debüt bei den Profis mit dem 1:0 für die Gäste in der 38. Minute krönte.
Die Jenaer, in dieser Phase zu passiv, waren aber keineswegs gewillt, dem Zweitliga-Absteiger die Bühne zu überlassen, schafften durch Firat Sucsuz den schnellen Ausgleich (44.) und diktierten ab Beginn der zweiten Halbzeit selber das Geschehen auf dem Rasen. Insbesondere Manfred Starke, Thieles einstiger Sturmpartner, spielte nun groß auf und belohnte sich und die Seinen mit dem 2:1 (77.). Bei Starke herrschte nach der Partie „Gefühlschaos“: „Wenn wir drei Tore machen, müssen wir drei Punkte mitnehmen. Zumindest sind wir zurückgekommen – das zeugt von Moral.“
Bereits am Dienstag in Lotte gefordert
Sein Treffer stellte aber keineswegs den Höhepunkt der Partie, sondern den Beginn eines Jenaer Dramas dar. Denn die Zeiss-Abwehr vernachlässigte fortan die Defensive vollends und gab die Bühne frei für den Ex-Erfurter Elias Huth, der als Einwechsler gleich mal das 2:2 und das 2:3 (88.) aus Jenaer Sicht besorgte.
Doch, wie es sich für eine gute Geschichte gehört, gab es noch ein Happy End für die Fans, und Huth musste das Rampenlicht wiederum teilen – mit Felix Brügmann. Zur Halbzeit für den glücklosen Phillip Tietz eingewechselt, setzte er den Schluss-Akkord (90. + 1) in einem perfekten Fußball-Theater. „Wir sind der moralische Sieger“, sagte Brügmann. Für den nächsten Auftritt morgen bei den Sportfreunden Lotte (Anstoß 19 Uhr) meldete er aber keinen Anspruch auf einen Platz im ersten Ensemble an: „Jeder Spieler würde gerne spielen. Am Ende entscheidet aber der Trainer. Doch ich bin da, wenn er mich braucht.“
Kommentar: FC Carl Zeiss Jena am Scheideweg
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Holger Zaumsegel