Gera. Nach einer fünfstündigen Mitgliederversammlung mit 115 Teilnehmern sind Vorstand und Aufsichtsrat gewählt. Zwischenzeitlich steht man kurz vorm Eklat. Der Abstieg der Männermannschaft wurde nun öffentlich verkündet.

Die BSG Wismut Gera hat einen neuen Vorstand gewählt. In einer fünfstündigen Mitgliederversammlung, die zwischenzeitlich kurz vor dem Abbruch stand, wurde der bisherige Vizepräsident Frank Neuhaus zum neuen Chef berufen. Ihm zur Seite stehen im insgesamt siebenköpfigen Gremium Andreas Schröder (Vizepräsident), Jens Kriester (Schatzmeister) sowie die Beisitzer Daniel Bielas, Jan Genseke, Michael Dietl und Maik Wengerodt. Auch einem Aufsichtsrat haben die Mitglieder erstmalig das Vertrauen ausgesprochen, zu dem Uwe Klinger, Sven Seidel, Francis Wezel, Hermann Just, Norbert Geißler, Volker Fiedler, Benjamin Hilbert und Pascal Müller gehören.

Wismut plant 2019/20 für die Thüringenliga

Mit einer wegen des großen Andrangs gut 20-minütigen Verspätung begann die Veranstaltung, zu der 115 Vereinsmitglieder erschienen waren. Der Rechenschaftsbericht vom Noch-Präsidenten Volker Fiedler, der aufgrund eines Zerwürfnisses mit seinem Vize Frank Neuhaus nicht wieder für das Amt kandidierte, beinhaltete keine großen Neuigkeiten.

Die sportlichen Erfolge des Jahres 2018 konnten sich durchaus sehen lassen. Das Erreichen des Pokalfinals gegen den FC Carl Zeiss Jena mit 1000 Wismut-Fans im Erfurter Steigerwaldstadion war der Höhepunkt der Vereinsgeschichte seit der Wende. Der fünfte Platz der gerade erst aufgestiegenen Reserve in der Kreisoberliga verdiente ebenso Respekt wie die Startplätze für vier Nachwuchsteams in der Verbandsliga.

Die Querelen mit Stadt und Verband um die Wiedereröffnung des Stadion am Stegs hatten aber für Unmut und finanzielle Ausfälle gesorgt. Ein lediglich dreiköpfiger Vorstand konnte die ständig wachsenden Aufgaben nicht mehr befriedigend erfüllen, zumal nach dem Weggang von Carsten Hänsel die Arbeit neu verteilt werden musste. Ausdrücklich bedanken wollte sich Volker Fiedler, der die Orange-Schwarzen in schwierigem Fahrwasser vor fast genau fünf Jahren übernommen hatte, bei allen ehrenamtlichen Helfern wie den Übungsleitern, den Ordnern, den Sicherheitskräften und den Kassenfrauen. Das Wismut-Motto „Wir zusammen!“ schien dennoch verloren gegangen zu sein. „Ich wünsche mir, dass das in Zukunft wieder gelingt“, so der Gartencenter-Unternehmer.

Mit Interesse warteten die Mitglieder auf den Finanzbericht von Schatzmeister Jens Kriester, der aber zum Jahresende lediglich einen Sollbetrag im oberen vierstelligen Euro-Bereich darlegte. Da hatten die Anhänger mit schlimmeren Zahlen gerechnet.

Interessant war die anschließende Diskussion, Auf ein Startrecht in der Oberliga-Saison 2019/20 werde man verzichten. weil die finanzielle Lage einen solchen Schritt nicht erlaube. 75.000 Euro fehlten, um den Etat für die nächste Serie in der fünfthöchsten DFB-Spielklasse decken zu können. Diese Entscheidung soll dem NOFV im April kundgetan werden. „Strategie und Finanzplanung sind auf die Thüringenliga ausgerichtet“, so Frank Neuhaus. Volker Fiedler räumte Fehler ein: „Es ist uns nicht gelungen, an zusätzliche Sponsoreneinnahmen zu kommen. Diese Entscheidung ist deshalb die logische Konsequenz. Wahrscheinlich war es die Angst vor der Wahrheit, die uns so lange hat zögern lassen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Heute würde ich mit einem nur zu 75 Prozent gedeckten Etat keine Saison mehr in Angriff nehmen.“

Viel Überarbeitungsbedarf offenbarte die eigentlich neue Satzung, von der als Kompromiss nur die beiden Aufsichtsratsparagrafen übernommen wurden, während der Rest an eine zu bildende Arbeitsgruppe zurücküberwiesen wurde. Somit war der Weg frei für die Wahl eines Aufsichtsrats mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik, in den mit Pascal Müller auch ein sehr engagiertes Mitglied der Fanszene gewählt wurde.

Richtigen Sprengstoff barg dann die Vorstandswahl in sich. Während Präsident Frank Neuhaus und sein Vize Andreas Schröder trotz einer beachtlichen Anzahl an Gegenstimmen gewählt wurden, entzündete sich an Jens Kriester der Zorn der Mitglieder. Der Schatzmeister-Kandidat war erst später zur Versammlung erschienen, die er noch vor der Wahl wieder verließ, sich den Anwesenden ob der Gründe für sein Verhalten aber auch nicht erklärte. Ohne die erforderliche Stimmzahl im ersten Wahlgang wurde ein zweiter notwendig, weil die Zahl der Gesamtstimmen nicht passte. Erst ein eindringlicher Appell von Hajo Seidel – entgegen aller Gepflogenheiten der Wahlordnung – befleißigte die Mitglieder, die Zahl der Ja-Stimmen zu erhöhen. Damit war dann aber das Fanlager nicht einverstanden, so dass die Wahl kurz dem Abbruch stand. Erst drei Anträge von Norbert Geißler nach einer Viertelstunde Zwangspause – brachten die festgefahrene Veranstaltung wieder in Fahrt, wodurch Jens Kriester im dritten Anlauf Schatzmeister wurde. Damit waren die Klippen umschifft, wobei anschließend mit Jan Genseke und Maik Wengerodt zwei Kandidaten eher ungeplant als Beisitzer in den Vorstand gewählt wurden.

Nach fünf Stunden zog Präsident Frank Neuhaus, der in Bälde in den Bereichen Satzung, Marketing/Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit drei Arbeitsgruppen ins Leben rufen will, erleichtert ein erstes Fazit: „Das war ein schwerer Abend. Es ging einiges drunter und drüber. Für uns steht erst einmal die Absicherung der materiell-technischen Basis im Vordergrund. In der Thüringenliga wollen wir mit einem ausgeglichenen Haushalt gleich wieder angreifen.“