Graz. Die THC-Handballerinnen erleben im kleinen Finale der European League eine Enttäuschung. Dortmund bejubelt Bronze. Immerhin: Ein kleiner Trost bleibt.

Ihre gute Laune ist ansteckend, selbst an schlechten Tagen. Der verregnete Sonntag nach dem verpassten Finale der European League sei kein sonderlich guter gewesen, räumte die THC-Handballerin ein. Hinterm Lächeln schmerzte die Niederlage gegen den späteren Cup-Sieger Ikast noch. Es war mehr drin gewesen, das führte das Video vom Spiel ihr morgens noch einmal vor Augen. Am Nachmittag rutschte die Laune vorläufig in den Keller.

„Es ist nicht das, was wir uns vorgenommen hatten. Und es ist nicht das gewesen, was wir verdient gehabt hätten“, sagte die Rechtsaußen mit bedrückter Stimme. Knapp eine Woche vorm gleichlautenden Spitzenspiel am kommenden Samstag in der Salzahalle hatten ihre Thüringerinnen gerade gegen Bundesliga-Verfolger Dortmund im kleinen Eu­ropa-League-Finale 23:28 (10:12) verloren und reisen ohne Erfolg aus Graz vom ersten Final Four ab. Annika Lott erhielt immerhin für ihre 86 Treffer die Trophäe für die beste Werferin. Ein kleiner Trost.

„Mit 23 Toren kannst du im modernen Handball keinen Blumentopf gewinnen“, sagte THC-Trainer Herbert Müller tief enttäuscht. Dabei war der Wille groß gewesen. „Gegen Dortmund haben wir noch etwas wiedergutzumachen“, sagte Nathalie Hendrikse am Morgen wegen des Remis um Punkte. In der Stimme lag Zuversicht, nicht ohne Sieg die Heimreise anzutreten. Erst recht, da so viele Freunde, Bekannte und Fans den Weg in die Steiermark auf sich genommen hatten.

Aus allen Richtungen kam Unterstützung. Die Eltern der Niederländerin waren aus Amsterdam angereist, die von Anika Niederwieser aus Südtirol, die Familien von Vilma Matthijs Holmberg und Sara Rønningen aus Schweden und Norwegen. „Haben Sie unsere Fans da draußen gesehen? Das ist Verpflichtung pur“, sagte Herbert Müller tags zuvor in die Fernsehkamera, „von daher werden wir im Spiel um Platz drei nochmals alles reinhauen“.

THC-Trainer Herbert Müller kann es nicht fassen. Chancen über Chancen für sein Team, aber zu wenige Bälle landen im Kasten.
THC-Trainer Herbert Müller kann es nicht fassen. Chancen über Chancen für sein Team, aber zu wenige Bälle landen im Kasten. © Steffen Prößdorf

THC-Trainer Müller beklagt schlechte Chancenverwertung

Das taten seine Damen auch. Im Asch-Grau des erneut nur zum Drittel gefüllten Raiffeisen-Sportparks zu Graz stach die stimmungsvolle rote Wand unter den gelb besetzten Ecken von Ikast, Nykøbing und Dortmund hervor. Und auf dem Viereck versuchten die Spielerinnen in Rot, Dampf zu machen. Was ihnen aber einzufallen schien, es war zu selten von Erfolg gekrönt. Yara Ten Holte hielt ihrem Dortmunder Team auf famose Art den Rücken frei. In der ersten Hälfte kam sie auf zehn Paraden und kratzte an den Nerven der Thüringerinnen. Erschwerend kam hinzu, dass sie braver agierten. Der BVB verteidigte bissig, bisweilen über Gebühr. Aus sechs Überzahlmomenten bis zur Pause konnte der THC aber kaum Kapital schlagen und tat sich weiter schwer im Abschluss. Immer wieder war bei Ten Holte Endstation. Sie hielt die Hälfte aller Schüsse. „Die Chancenverwertung war ei­ne Katastrophe“, meinte Müller.

Der Verfolger in der Liga bewahrte Ruhe, spielte sein Plus aus, setzte trotz erneut guter THC-Abwehr Nadelstiche – und jubelte am Ende. Ein Sieg über den BVB wäre Zusatz-Lohn über eine starke Serie gewesen. Platz vier konnte gleich gar nicht über die Enttäuschung hinwegtrösten, dass die THC-Handballerinnen zuvor das große Finale verpasst hatten. „Es ist sehr schade“, hing Hendrikse das 26:31 (10:17) noch nach. Gegen eine noch dazu klar favorisierte Mannschaft wie die der Däninnen zu verlieren, das sei nicht so schlimm, dachte sie. „Aber wir haben so viele technische Fehler gemacht. Wir wissen, dass wir es viel besser können“, spielte sie vor allem auf die Angriffsleistung an.

THC-Kreisspielerin Vilma Matthijs Holmberg (rechts) erzielte einige schöne Tore. Hier wird sie zum 1:0 abschließen.
THC-Kreisspielerin Vilma Matthijs Holmberg (rechts) erzielte einige schöne Tore. Hier wird sie zum 1:0 abschließen. © Steffen Prößdorf

Das Holz hat etwas auszuhalten

Sie bezog sich selbstkritisch mit ein. Dabei hätte es ein Spiel des Lebens für die 28-Jährige sein können. Zehn Tore wirft selbst eine coole Siebenmeter-Schützin wie die Niederländerin bei acht verwandelten Strafwürfen nicht alle Tage. Schon gar nicht in so einem Treffen. „Aber ich bin unzufrieden mit meinem Spiel“, merkte sie an. Gerade, als es notwendig gewesen wäre zu treffen, fügte sie sich zweimal ins insgesamt glücklose Spiel von den Außenpositionen und im Gegenstoß ein.

Nach einem guten Start und Zwischenhoch waren die Thüringerinnen den Dänen nach einem 10:17 zur Pause beim 17:20 (40.) noch einmal auf die Pelle gerückt. Dann ging der Angriff bei glasklaren Chancen leer aus. „Unser Angriff war einfach nicht gut genug“, nannte Müller den Hauptgrund. Auch das Spielglück hätte etwas gefehlt, wie es Johanna Reichert ausdrückte. Pfosten, Latte – allein die Holztreffer hätten ausgereicht, um Ikast zu besiegen.

„Man muss lernen, solche Spiele zu spielen“, sah Herbert Müller in der Unerfahrenheit der Mannschaft auch einen Grund, dass es nicht gereicht hatte. „Solche Erfahrungen brauchen wir“, weiß Nathalie Hendrikse. Im ersten Final Four war sie mit ihrer THC-Mannschaft trotz ei­nes fehlenden Sieges auf dessen Geschmack gekommen. Der Stolz bleibt, erst aber will das Grazer Grau verarbeitet sein.

Nächstes Bundesliga-Spiel: Mittwoch, 19 Uhr: Union Halle-Neustadt – Thüringer HC.