Jena. Im Rahmen der Handball-Arena unterliegt der HBV Jena Tabellenführer HC Burgenland mit 27:33, ThSV Eisenach siegt über Dukla Prag indes mit 32:27

Die Pressekonferenz fiel aus. Lars Wolf, seines Zeichens launiger Hallensprecher des HBV Jena 90, mühte sich am Sonnabend diesbezüglich vergebens. Zwar versuchte er noch HC-Trainer Steffen Baumgart für dergleichen zu begeistern, doch ein Blick auf die Tribüne im Sportkomplex Lobeda-West in Jena belehrte ihn umgehend eines Besseren. Sie war fast verwaist. Nur ein paar HBV-Protagonisten harrten mit ihren Partnern und Familienangehörigen hie und da noch aus – und zwar sichtbar enttäuscht. Die Masse der Zuschauer war indes mit dem Abpfiff gefühlt verschwunden. Lediglich auf der Gästeseite feierten ein gutes Dutzend Burgenland-Anhänger noch ausgiebig den 33:27-Erfolg ihres Teams, das damit auch weiterhin die Tabellenspitze in der Mitteldeutschen Oberliga innehat.

Gut 80 Minuten zuvor appellierte Lars Wolf durch und durch inbrünstig an die HBV-Anhängerschaft. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte die Stimmungskanone und erinnerte mit diesen dramatischen Worten daran, dass der HBV um den Klassenerhalt kämpft. Der quasi Handball-Conférencier äußerste den Wunsch, dass er sich über zwei Punkte an diesem Spieltag sehr freuen würde – und damit war er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der einzige aufseiten der Jenaer. Was Wolf hoffen ließ, war das Heimspiel in der vergangene Saison, als denn die „Gang von der Saale“ die Akteure aus Sachsen-Anhalt mit 26:25 schlagen konnte.

Und ja, anfangs sah es auch recht vielversprechend aus, agierten die beiden Handball-Parteien während der ersten zehn Minuten doch auf Augenhöhe. Doch beim Stand von 5:5 (11.) konnten sich die Gäste binnen weniger Minuten einen Vorsprung von fünf Toren (11:6/15.) erarbeiten – und das war letztlich das recht frühe Fundament für ihren späteren Erfolg. In jener Phase machte der 18-jährige Keeper Ben Horna keine gute Figur zwischen den HBV-Pfosten, auch Nils Schabramm, der für Horna kam, konnte das Defizit nicht zwingend aufheben. Torhüter Damian Kowalczyk war indes aufgrund von Krankheit zur Passivität verdammt. Für Sebastian Triller wiederum war die Begegnung beizeiten Geschichte, ihn plagten Probleme am linken Oberschenkel, sodass der angeschlagene Marcel Popa in das Geschehen mit eingreifen musste. Doch das Team von Sergio Casanova bewies Moral. Zweimal konnten seine Schützlinge den Rückstand auf den Tabellenführer auf immerhin zwei Tore (10:12/23.) bzw. (12:14/27.) verkürzen. Dergleichen ließ hoffen, doch als der erste Akt abgepfiffen wurde, lag der HC Burgenland deutlich mit vier Toren (16:12) in Führung.

Nach den ersten zehn Minuten im zweiten Akt gestand sich wohl ein Großteil der Anhängerschaft der Jenaer ein, dass es an diesem Spieltag wohl keine Überraschung geben wird, lagen die Gäste souverän doch mit acht Toren (25:17) in Führung. Noch einmal kämpften sich Malte Hansmann, Florian Folger, Kevin Elsässer und Tobias Grau auf vier Tore (24:28/52.) heran, doch HC-Schlüsselspieler wie David Heinig oder Kenny Dober machten dergleichen umgehend wieder zunichte.

„Es war nicht alles schlecht“, resümierte Sergio Casanova, der mit diesen fast schon rettenden Worten punktuelle Momente seines Teams beschwor – einerseits. Andererseits verwies der Trainer und Manager auch ohne Wenn und Aber darauf, dass der Gegner die Schwächen seines Teams eiskalt ausgenutzt hätte und auch viel konstanter dahergekommen sei. „Sie haben uns viele Bälle im Spielaufbau geklaut, haben dann oftmals ganz schnell auf Konter umgestellt – und so können wir keine Spiel gewinnen“, führte Casanova weiter aus. Und die Gesamtsituation? „Die wird immer schwieriger für uns, doch noch ist der Klassenerhalt rechnerisch möglich. Ich werde weiterhin mit der Mannschaft trainieren, wir geben nicht auf. Wir sind Sportler, was sollen wir sonst machen.“

Vor der Partie in der Mitteldeutschen Oberliga nutzte Casanova die Gunst der pausierenden Stunde, um ein wenig mit Václav Vraný zu plaudern, der sich mit Dukla Prag die Ehre bei der diesjährigen Handball-Arena gab. Der Co-Trainer von Dukla Prag ist ein ehemaliger Weggefährte des Spaniers, spielten sie doch beide für TUSEM Essen in der Bundesliga. „Das war der beste Moment für mich heute. Definitiv“, sagte Sergio Casanova nach der Niederlage seines Teams über das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Weggefährten. Václav Vraný wiederum berichtete, dass Casanova bei den Handballern aus dem Ruhrgebiet einer der prägenden Akteure gewesen sei. „Als Kreisläufer musste ich mich nach ihm richten, musste seine Aktionen abwarten. Sergio war unser Kopf damals bei Essen“, sagte der 37-Jährige, der auch betonte, dass Casanova auch jenseits des Platzes während jener Tage in Essen den Ton angegeben hätte. „Sergio ist eine Rakete!“

Dass Prag gegen den ThSV Eisenach am Ende mit 27:32 unterlag, wurmte Václav Vraný nicht wirklich. „Wir wurden mit einem starken Gegner konfrontiert. Deswegen sind wir nach Jena gekommen, um gefordert zu werden. Das war eine gute Erfahrung für uns. Wir können einiges mitnehmen“, resümierte der Co-Trainer, der mit Dukla Prag derzeit auf Tabellenplatz drei der tschechischen Liga rangiert.

ThSV-Coach Sead Hasanefendić, der während der Begegnung mit den Gästen aus der hunderttürmigen Stadt unruhig von A nach B an der Außenlinie lief, zeigte sich mit dem Dargebotenen seiner Mannen sehr zufrieden. „Das war ein gutes Vorbereitungsspiel für uns, um zu sehen, wo wir nach der Weihnachtspause und gut zwei Wochen Training stehen“, sagte Sead Hasanefendić, der zum ersten Mal in Jena war.

Dass die Arena, die in diesem Jahr ihre fünfte Auflage erlebte, „nur“ im Sportkomplex Lobada-West ausgetragen wurde, wollte Organisator und HBV-Co-Trainer Swen Gottschalk nicht kleinreden, zumal man seitens des Vereins auch damit geliebäugelt habe, 2020 auf das Handball-Event zu verzichten. „Wir haben uns dann aber spontan dafür entschlossen, es in einem kleineren Rahmen doch zu machen“, sagte Gottschalk, der nicht ausschließen wollte, dass das Event im kommenden wieder in der Arena in Jena-Burgau ausgetragen wird. Gut 500 Zuschauer waren am Sonnabend zugegen, ein paar mehr wären schon schön gewesen, doch man könne mit der erreichten Resonanz leben, führte Gottschalk weiter aus.

Lars Wolf wiederum haderte am Ende mit einer ganz anderen Sache. Der Hallensprecher, der auch bei dieser Begegnung Aktionen des Gegners lobte, störte sich ein wenig an den lautstarken Jubeltiraden der HC-Schlachtenbummler nach der Partie. Sie hätten den Gastgeber zu sehr verhöhnt, wurde hie und da doch auch schon einmal seitens der mitgereisten Fans – wenig ritterlich – „Absteiger“ gerufen.