Zeulenroda. Wie der neue Qualifikationsmodus Leichtathletik-Meetings wie dem in Zeulenroda in Zukunft wieder mehr Zuschauer bescheren könnte.

Zu sagen, wie viele Punkte die Leichtathleten beim Zeulenroda-Meeting am Freitagabend für die neue Weltrangliste einheimsen konnten, war Organisator Hans-Peter Bischoff nicht möglich. „Wir haben aber alles beantragt.“ Es gab Zähler, versicherte er, auch wenn das Qualifikations-System noch sehr intransparent sei.

Künftig sollen in der Leichtathletik eben über jene Weltrangliste Startplätze für Großereignisse vergeben werden. Und das sieht Hans-Peter Bischoff als Chance für kleine Meetings wie in Zeulenroda, damit wieder mehr Zuschauer als die zirka 500 am Freitag angelockt werden. Zwar habe nach seiner Meinung auch der Regenschauer um 15 Uhr für das Fernbleiben so einiger gesorgt, „aber uns hat auch der ganz große Name gefehlt“, gibt er unumwunden zu. Wenn aber Qualifikations-Punkte bei den Veranstaltungen vergeben werden, ist der Anreiz auf eine Teilnahme wesentlich größer.

„Gerade bei unseren Sprintern“, sagt Bischoff, die „bei allem Respekt“ zu den wichtigsten internationalen Wettbewerben aufgrund des vergleichsweise geringen Leistungsniveaus nicht eingeladen würden und sich dann eben bei kleineren Meetings die Qualifikation für WM, EM oder Olympia erkämpfen müssten.

Brasilianer Jorge Vides siegt über die 100 Meter

Aktuell steht aber weiter die Norm-Erfüllung im Mittelpunkt, was seltsame Blüten treibt. Weil die WM in Doha (28. September bis 6. Oktober) diesmal extrem spät in der Saison liegt, steigen viele auch erst später ein. Und jene Athleten, die dann doch da waren, verzichteten zur 20. Auflage mitunter auf Starts, als sie merkten, dass es an diesem Tag für sie keine schnellen Zeiten gibt.

Der Geraer Robert Hering ließ zum Beispiel das Finale über 100 Meter, für das er nach dem Vorlauf qualifiziert war, aus, um sich auf die 200 Meter zu konzentrieren. „Leider hat es nichts gebracht. Heute waren die Beine schwer“, sagte er nach Rang drei in seiner Paradedisziplin in 21,45 Sekunden. Rebekka Haase lief nur den 100-Meter-Vorlauf, wo in 11,65 Sekunden nicht viel ging. Wohl leicht angeschlagen, reiste sie ab.

Für die Höhepunkte des Meetings sorgten neben Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz (12,91 s) und Diskuswerferin Kristin Pudenz (63,19 m) diesmal auch zwei ausländische Athleten. Der Brasilianer Jorge Vides gewann die 100 Meter in guten 10,26 Sekunden. Trevor Barry verpasste bei seinem Sieg im Hochsprung den Meeting-Rekord nur um zwei Zentimeter. Der mittlerweile 36-Jährige von den Bahamas flog bei 2,22 Meter über die Latte.

Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz und der Gartenstuhl

Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz schwelgte beim Zeulenroda-Meeting in Erinnerungen. Schon 2010 – damals in der Altersklasse U 20 – war die Vize-Europameisterin des Vorjahres von Berlin die 100 m Hürden gelaufen und hatte bereits vor neun Jahren gewonnen.

Pamela Dutkiewicz zeigte die beste Leistung in Zeulenroda. Foto: Jens Lohse
Pamela Dutkiewicz zeigte die beste Leistung in Zeulenroda. Foto: Jens Lohse © Jens Lohse

„Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern. 13,49 Sekunden bin ich gelaufen und war mächtig stolz. Als Preis gab es einen Gartenstuhl, den ich auf der Rückfahrt in Kassel bei meinen Eltern abgegeben habe“, erinnerte sich die 27-Jährige, die 2017 in London WM-Bronze geholt hatte. „Für mich war es der Saisoneinstieg. Umso glücklicher bin ich, dass ich gleich die WM-Norm geschafft habe. Damit ist dieses Problem aus dem Kopf raus. Etwas schneller muss ich aber schon noch werden“, kommentierte sie ihre Siegerzeit von 12,91 Sekunden, die Meeting-Rekord und deutsche Jahresbestleistung darstellte.

„Die Beine waren nach dem Training schon noch etwas schwer. Aber die Weltmeisterschaft in Doha ist ja erst Ende September, Anfang Oktober. Da ist noch viel Zeit“, so Pamela Dutkiewicz, die sich bereits auf die deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion am ersten August-Wochenende freut. „Berlin ist immer etwas Spezielles. Die Europameisterschaft im letzten Jahr habe ich noch in bester Erinnerung. Die Stimmung im ausverkauften Rund vergiss man nicht“, so die Hürdensprinterin vom TV Wattenscheid 01, die ihre Verletzung aus der Hallensaison auskuriert hat und sich wieder fit fühlt.

„Ich bin froh, dass ich mir Zeulenroda für meinen Saisonauftakt ausgesucht habe. Ein kleines deutsches Meeting, von denen es hierzulande nicht mehr allzu viele gibt“, so Dutkiewicz, die schon am Donnerstag in Zeulenroda angereist war.