Niederpöllnitz. Einst begann er mit dem Pocketbike im heimischen Garten. Jetzt gibt KTM-Pilot Justin Hänse auf dem Sachsenring kräftig Gas.

Die Vorfreude auf den Sachsenring wächst von Tag zu Tag.

Im Rahmen des Motorrad-Grand Prix vom 5. bis 7. Juli können sich die zwanzig KTM-Piloten des ADAC Junior-Cups in Szene setzen. Alles was Rang und Namen hat im Motorradrennsport wird in Hohenstein-Ernstthal wieder an der Strecke sein. Da will jeder der zwanzig Nachwuchsfahrer die Zielflagge sehen, möglichst aufs Podest fahren. Nicht anders Justin Hänse – auch für ihn geht es um einen möglichst neuen Sponsorvertrag, ein Startplatz in der Superbike-WM oder der Moto2 sind das Ziel. „Das wird schon“, sagt er. Doch erst einmal rückt der Sachsenring in den Fokus.

Justin Hänse.
Justin Hänse. © Andreas Rabel

„Ja, die Rennen auf dem Sachsenring sind etwas Besonderes, sind fast ein Heimrennen für mich. Die Ränge sind voll, die Stimmung gewaltig – da mischt sich auch etwas Aufregung mit drunter.

Der 16-jährige Motorradpilot liegt vor dem Sachsenring-Wochenende auf Platz sieben im international ausgetragenen Nachwuchscup. „Da geht noch was“, meint er, auch wenn er an die Sachsenringrennen 2018 nicht die besten Erinnerungen hat. An Position drei liegend, rutschte er in der ersten Kurve weg – aus der Traum vom Podestplatz. In diesem Jahr will es der KTM-Pilot aus Niederpöllnitz besser machen, kann auf eine ordentliche Saison verweisen. Seit zwei Jahren fährt er mit Unterstützung des ADAC Hessen-Thüringen in der Nachwuchsklasse, war zuvor im ADAC Minibike-Cup erfolgreich unterwegs. Seit er als Siebenjähriger von seinem rennsportbegeisterten Opa Wolfgang ein Pocketbike bekam und im Garten umher kurvte, hat er Benzin im Blut. Seine ersten Trainingsfahrten machte er auf dem Schleizer Dreieck, als Mitglied im Beinlich Racing Team aus Pößneck. „Ja, ich will Rennen fahren, der Rennsport ist mein Ding.“ Die Geschwindigkeit, das Adrenalin, die Begegnungen im Fahrerlager – all das macht für ihn Rennsport aus.

Und auf dem Sachsenring wird er sein großes Vorbild Valentino Rossi aus nächster Nähe beobachten können. „Da kann man sich immer was abschauen“, sagt er. An WM-Läufe in der MotoGP-Klasse wagt er nicht zu denken, doch träumen ist erlaubt. Doch es ist gar nicht so einfach Schule und Sport, nun bald Berufsausbildung zum Fertigungsmechaniker und Sport unter einen Hut zu bringen.

Auch als Instruktor bei Tom Dick im Einsatz

Nach der Englischprüfung zum Beispiel ging es für den Zehntklässler schnurstracks nach Oschersleben zum Renn-Wochenende, dort wurde er zweimal Siebenter. Im ersten Lauf lag er ausgangs der vorletzten Kurve noch auf Rang drei, doch im Gedränge einer sechsköpfigen Gruppe konnte er den Platz nicht halten. Da fehle ihm auch noch die Rennerfahrung, sagt er.

Gern würde er noch mehr trainieren, doch wo? Mehr als ein oder zwei zusätzliche Wochenenden pro Monat sind kaum drin. „Wir buchen uns auf den Rennstrecken ein, auf denen wir sonst auch unterwegs sind“, sagt er. Zuletzt ging die Reise auf den Hockenheimring. „Da kann ich nicht nur trainieren, sondern auch das Motorrad auf die Rennanforderungen einstellen.“

Zudem ist er bei Tom Dick Rennsport als Instruktor aktiv und bekommt auch so Gelegenheit zu trainieren und seine Erfahrungen weiterzugeben. „Ich bin gut und aggressiv auf der Bremse“, sagt er über sich, „da ergeben sich immer wieder Gelegenheiten zum Überholen, aber du musst deinem Vorderrad und deinen Fähigkeiten schon sehr trauen.“ Das tut er, bis auf eine Knieprellung bei einem Sturz ist er ungeschoren davon gekommen. Gern erinnert er sich an ein Regenrennen in Oschersleben. „Auf nasser Strecke zeigt sich, wer fahren kann“, sagt er und schmunzelt. Auf Platz drei ist er da gelandet.

Und wie einst er, fährt auch schon seine jüngste Schwester Fabienne mit seinem Pocketbike. Auch sie hat schon am ADAC Pocketbike Einführungslehrgang dieses Jahr teilgenommen und 3 Rennen bestritten. „Das freut mich. Manches kann ich ihr sicher auch zeigen“, sagt er. Und ohne die Familie, die komplett mit dem Opa im Wohnwagen zu den Rennen ausrückt, und seinen Technikern und Trainern wäre es dem Ostthüringer Motorsporttalent nie und nimmer möglich, seinen Sport zu betreiben. Und so ist es für ihn selbstverständlich, dass ein Teil seines Lehrlingsgeld in das Startgeld für die kommende Saison fließt.