Gera/Münchenbernsdorf. Enie und Gwen Böttcher schaffen es aufs Podest. Die Geschwister ähneln sich und sind dennoch grundverschieden.
Die Strecke von Gera nach Münchenbernsdorf war beliebt. Trainerin Heike Schramm ließ ihre U15-Radsportlerin als Erwärmung vor der dritten Etappe der Ostthüringen Tour die rund 15 Kilometer mit Start an der Radrennbahn fahren.
Olympiasieger Olaf Ludwig schwang sich zu Hause in Thieschitz aufs Rennrad und fuhr nach Münchenbernsdorf, um bei der Siegerehrung präsent zu sein und mit den Jüngsten beim Kids-Cup die 4,8-km-Runde zu fahren und nicht mit Tipps zu geizen. „Zu meiner Zeit gab es in den Nachwuchsklassen genug Wettkämpfe. Heute sieht das leider anders aus und darum ist hier auch so viel los. Da kann man die Geraer nicht genug loben, dass sie die Ostthüringen Tour machen – und das auch immer wieder wunderbar.“
Bahnradspezialistin Lena Charlotte Reißner fuhr auch die Ostthüringen Tour, kann sich an die anstrengenden drei Tage noch gut erinnern und freute sich, dass mit Enie und Gwen Böttcher auch zwei Rennerinnen vom SSV 1990 Gera in der Gesamtwertung der U11 und U13 auf dem Podest standen. „Bleibt dran. Es lohnt sich“, gab sie den Geschwistern mit auf den Weg. Vor zwei Jahren hatte Gwen Böttcher die Ostthüringen Tour in der U11 gewonnen, kam als junger Jahrgang in der U13 dieses Mal auf Platz zwei in der Gesamtwertung. „Beim Geschicklichkeitsfahren habe ich in beiden Läufen zwei Fehler eingebaut“, ärgerte sie sich. Doch im Straßenrennen am Sonnabendnachmittag sprintete sie auf Platz eins. „Da hatte ich Wut im Bauch.“ Und beim abschließenden Rundstreckenrennen in Münchenbernsdorf musste sie sich nur Gesamtsiegerin Magdalena Leis beugen, schob sich ab nach dem Missgeschick beim Geschicklichkeitsfahren noch auf Platz zwei.
Olaf Ludwig dreht mit den Kids eine Runde
„Das Geschicklichkeitsfahren lief überhaupt nicht, da haben wir viele Punkte eingebüßt – obwohl wir das oft üben“, sagte U13-Trainerin Paula Kerndt. Dass Enie Böttcher im ersten U11-Jahr gleich auf Platz drei der Gesamtwertung fuhr, habe die Trainerin überrascht. „Enie ist wie ihre Schwester eine Frohnatur, aber anders als Gwen, die viel überlegt, eine Draufgängerin – immer Vollgas.“ Und so nennt die Jüngere zwar ihre Schwester als Vorbild, aber auch Felix Jerzyna, „weil er immer Power hat“.
Doch der Geraer bremste sich am Sonntag selbst aus, frühstückte vor Aufregung zu wenig, im Rennen fehlte ihm die Energie, er musste abreißen lassen und fiel in der Gesamtwertung auf Platz vier zurück. „Das passiert. Wir sind alle Lernende“, sagt U11-Trainer Christian Wiencek, der die erste Saison für die Unter Elfjährigen im Verein verantwortlich ist. Über seinen Sohn ist er zum Radsport gekommen, hat inzwischen die C-Lizenz als Trainer in der Tasche.
In der U15 weiblich kamen die Geraerinnen Lara Wolf und Pia Fuhrmann als beste Thüringerinnen auf Platz acht beziehungsweise zwölf. „Beide haben das Vermögen, ganz vorn mitzufahren, aber sie fahren noch zu brav, müssen auch mal die Ellbogen ausfahren“, sagt Trainerin Heike Schramm. Mit Messane Bräutigam stand als Gesamtdritte eine Jenenserin auf dem Podest. „Bei den größeren Mädchen zu fahren, ist schon was ganz anderes“, sagt sie. Im Vorjahr war die Rennerin vom RSV Rheinzabern in der U13 noch allen davon gefahren. Vater Nils stammt aus Pößneck, Mutter Mandy aus Großbreitenbach - sie hat in jungen Jahren mit Andrea Henkel im Skiverein Langlauf betrieben. Tochter Messane ist in Jena geboren, 2011 zog es die Familie aus beruflichen Gründen nach Berg an die französische Grenze, die 13-Jährige geht auch in Frankreich zur Schule. Am Nachmittag holt sie der Vater zum Training ab. „Bei uns im Verein gibt es nicht so eine Struktur wie in Gera. Wir haben kaum Trainer – da muss ich ran“, sagt er und lacht. Noch sei die Saison nicht gelaufen, die Pfalz-Tour komme noch und die Deutschen Meisterschaften in Linden – und da hofft auch Heike Schramm, dass ihre Rennerin mit vorn rein fahren können.
KidsCup bei der ThüringenTour in Münchenbernsdorf
Andreas Rabel