Leipzig. 0:2 lagen die A-Junioren von Munier Raychouni in der Messestadt bereits zurück. Doch dann verkürzte Jona Kratzenberg auf 1:2.

Auf einmal waren sie wieder im Spiel. Auf einmal sah es wahrlich vielversprechend aus – dank des Tores von Jona Kratzenberg. In der 58. Minute hatte der 17-jährige Mittelfeldakteur in den Diensten der A-Junioren des FC Carl Zeiss Jena zum 1:2 gegen RB Leipzig verkürzen können. Und der Anschlusstreffer verfehlte seine Wirkung nicht: Schlagartig schöpften die Saalestädter neuen Mut, schließlich hatten sie nicht nur ein Tor erzielt, sondern auch jene heikle Phase nach dem zweiten Gegentor fünf Minuten zuvor (53.) überstanden. Wie heißt es doch so schön: ein Anschlusstreffer verleiht Flügel …

„Nach dem zweiten Gegentor waren sie natürlich irritiert. Das ist oftmals der Knackpunkt einer Partie, gerade wenn du selbst noch kein Tor erzielt hast, doch auch wenn meine Jungs irritiert und sicherlich auch nervös waren, letztlich sind sie nicht eingebrochen. Stattdessen haben sie eine Jetzt-erst-recht-Mentalität präsentiert“, sagte Munier Raychouni.

Tor von Jona Kratzenberg war Wendepunkt

Neun Minuten nach dem essenziellen Tor von Jona Kratzenberg, das rückblickend als Wendepunkt der Begegnung betrachtet werden muss, gelang Hamza Muqaj der Ausgleich. Und dann brach am Sonntag die 80. Minute auf dem Hybridrasenplatz im RB-Trainingszentrum am Cottaweg 7 an: In dieser war Luca Müller hellwach und konnte dank intensiven Pressings die Innenverteidigung der Gäste unter Druck setzten – mit Erfolg: Nach einer Balleroberung brach er allein gen RB-Gehäuse auf, um schlussendlich die richtige Entscheidung zu treffen. „Da hat alles gepasst. Das hat er sehr gut gemacht“, sagte Munier Raychouni über die Genese des Tores, das seinen Kickern den zweiten Sieg der Rückrunde in der Junioren-Bundesliga Nord/Nord-Ost bescherte.

„Die Jungs haben eine überragende Leistung gezeigt; haben schlichtweg bewiesen, wozu sie in der Lage sind: Sie lagen in Leipzig zwei Tore zurück und sind dennoch als Sieger vom Platz gegangen“, schwärmte der Trainer, der ansonsten für Schwärmereien nur bedingt zu haben ist. Er erinnerte zudem daran, dass sein Team das erste der Liga im Jahr 2024 gewesen sei, dass die Kicker aus der Messestadt bezwingen konnte. Bis dato war das höchste der Gefühle ein Unentschieden, für das Union Berlin Mitte Februar verantwortlich war. „Erst Dresden, dann Leipzig“, scherzte Munier Raychouni mit Blick auf die vergangenen beiden Spieltage im Oberhaus. Gegen die Teams aus Sachsen konnten die Jenaer die ersten sechs Punkte der Rückrunde holen. Die vorangegangenen fünf Partien, von denen vier zur zweiten Saisonhälfte gehörten, verloren sie allesamt.

Auch mit dem Dargebotenen im ersten Akt konnte der Trainer leben

Doch nicht nur mit dem zweiten Akt, in dem sein Team die vorherrschenden Verhältnisse erfolgreich zu seinen Gunsten umstieß, zeigte sich der 37-Jährige sehr zufrieden, auch mit dem Dargebotenen während des ersten Aktes konnte er sehr gut leben: Angriffs-Pressing, Balleroberungen und Torchancen – von Anfang an hätten seine Spieler couragiert agiert. Lediglich in puncto Abschluss hätten sie während der ersten 45 Minuten die nötige Konsequenz vermissen lassen. Die Gastgeber hingegen gingen in der 24. Minute durch einen direkt verwandelten Freistoß von Laurin Schössler in Führung.

Die abgerufene Leistung auf dem Platz sei jedoch nur eine Komponente des Erfolgs in der Fremde gewesen, bilanzierte der FCC-Trainer, um mit seinem nächsten Atemzug auf eine weitere zu verweisen. Eine, die seinem Team in den vorangegangenen Begegnungen stets gefehlt habe: das Glück. „Heute war es auf unserer Seite – auch das muss man ehrlicherweise sagen“, betonte Munier Raychouni. Mit seinen Worten zum Thema Glück erinnerte er unter anderem an die Rettungsaktion von Paul Kampe, der in allerhöchster Not noch den Ball von der Torlinie kratzen konnte, aber auch an eine spektakuläre Vereitelung von Keeper Niklas Fendel. „In den vergangenen Spielen wären es höchstwahrscheinlich Tore für den Gegner gewesen“, mutmaßte der Trainer.

Apropos Paul Kampe: In der 94. Minute sah der Stürmer die Gelb-Rote-Karte. Der 17-Jährige haderte mit einer Entscheidung des Unparteiischen - und zwar lautstark. „Da waren natürlich Emotionen im Spiel, immerhin standen wir kurz vor einem Sieg. Es muss sich natürlich beherrschen - das steht außer Frage. Aber er ist jung, da kann das schon einmal passieren. Ich habe nach dem Spiel mit ihm geredet, und ich gehe davon aus, dass er seine Lektion gelernt hat“, sagte der FCC-Trainer.

Leistung auf der einen Seite, punktuelles Glück auf der anderen

Leistung auf der einen Seite, punktuelles Glück auf der anderen – laut Munier Raychouni war jedoch noch eine dritte Komponente vonnöten, um gegen ein Team der Marke RB Leipzig zu bestehen: ein Kämpferherz. „Vor der Begegnung habe ich es bei jedem meiner Spieler beschworen. Ohne ein Kämpferherz kann man gegen eine solche Mannschaft nicht gewinnen – und daran habe ich meine Spieler erinnert.“