Jena. Nach zwei Siegen binnen vier Tagen in der Thüringenliga empfangen die Jenaer am kommenden Spieltag keinen Geringeren als Primus Wismut Gera, doch in der laufenden Spielzeit mussten sich die Glaswerker den Kickern von der Elster noch kein einziges Mal geschlagen geben.

Wenn Christian Kummer auf den kommenden Gegner des SV Schott Jena blickt, erstarrt er nicht vor Ehrfurcht – auch wenn es sich dabei um Tabellenführer Wismut Gera handelt. „Wir wollen ihnen die erste Niederlage in der Liga zuführen – das haben wir noch auf dem Rasen des Gesundbrunnenstadions festgelegt, unmittelbar nach unserem Kantersieg über den SC Heiligenstadt“, sagte der Schott-Trainer am Karsamstag, als er mit den Seinen nach der Fußball-Reise an den Rand des Freistaates wieder in Jena angekommen war.

„Wir wollen ihnen die erste Niederlage in der Liga zuführen“

Dass der Schott-Trainer zuversichtlich auf die Begegnung am kommenden Sonntag ab 13 Uhr auf Platz vier der hiesigen Oberaue blickt, ist unter anderem den zurückliegenden Ergebnissen geschuldet, die die Studenten-Elf gegen das Team von Wismut-Coach Kevin Brettfeld in der Saison23/24 bereits erzielte: Zweimal trafen sie auf die Kicker von der Elster – und kein einziges Mal mussten sie sich ihnen geschlagen geben. Das Hinspiel Ende September im Stadion „Am Steg“ mündete in einem 0:0, im Thüringenpokal im November triumphierten die Glaswerker indes mit 4:0. Ergo: Es gibt wahrlich keinen Grund, vor Ehrfurcht zu erstarren.

Rangieren mit ihrem Team nunmehr auf Platz sechs der Tabelle: Christian Kummer (rechts) und Steffen Beck.
Rangieren mit ihrem Team nunmehr auf Platz sechs der Tabelle: Christian Kummer (rechts) und Steffen Beck. © Peter Poser | Peter Poser

Nichtsdestotrotz, das Team aus Gera sei dieser Tage zweifelsohne das Maß aller Dinge im Freistaat-Oberhaus und habe in schöner Regelmäßigkeit beeindruckende Leistungen dargeboten, betonte Christian Kummer. Er erinnerte an ihre 6:0-Kantersiege über Preußen Bad Langensalza und den FC Union Mühlhausen, aber auch an ihren 4:1-Sieg am Karsamstag über Thüringen Weida. „Das ist zweifelsohne ein Beleg für ihre Qualität, zumal sie sehr schwer auszurechnen sind, doch wir wissen, was wir können – und wir haben ihnen bereits wehgetan“, sagte der Schott-Trainer, der auch daran erinnerte, dass die Geraer dazu neigen würden, das komplette Spielgeschehen an sich zu reißen und entsprechend viel in eine Begegnung zu investieren. „Ich will ehrlich sein: Im Pokal haben wir nicht viel unternommen. Wir haben abgewartet, und als sich die Gelegenheit ergab, haben wir einfach zugeschlagen.“ Die Taktik sei das eine, die zentralen Akteure der Wismut das andere: Daher sei es geradezu zwingend notwendig, Florian Schubert, Aaron Sothen und Marcel Kießling aus dem Spiel zu nehmen, immerhin sind sie für 33 der insgesamt 62 Tore der Fußballer aus der Geburtsstadt von Otto Dix verantwortlich.

Jüngsten Erfolge in der Thüringenliga lassen ungemein hoffen

Doch es sind nicht nur die vergangenen Resultate des SV Schott Jena gegen den derzeitigen Ligaprimus, die Christian Kummer und seine Mitstreiter Steffen Beck, Ronald Linß und Bernd Lindrath hoffen lassen, sondern auch die jüngsten Erfolge in der Thüringenliga: Nur drei Tage nach ihrem souveränen 3:1-Heimsieg über den FC Saalfeld hatten die Kicker des SV Schott erneut allen Grund zu jubeln. Am Karsamstag waren sie eines von sechs Teams, das in der Thüringenliga in der Pflicht stand – und das auch noch im katholischen Eichsfeld, schließlich gastierten die Jenaer beim 1. SC 1913 Heiligenstadt. Ergo: Eine sich weit über vier Stunden erstreckende Fußball-Reise am höchsten Fest der Christenheit.

Du kommst hier nicht vorbei: Carlos „Mr. Berghain“ Damian (rechts) in gewohnter Manier während des Thüringen-Pokals im November gegen Wismut Gera.
Du kommst hier nicht vorbei: Carlos „Mr. Berghain“ Damian (rechts) in gewohnter Manier während des Thüringen-Pokals im November gegen Wismut Gera. © OTZ | Jens Lohse

Doch die Partie in der Fremde begann alles andere als vielversprechend, bereits nach drei Minuten gingen die Gastgeber in Führung, während die Ostthüringer nur schwer in die Begegnung fanden. „Das war unsere schlechteste erste Halbzeit in der gesamten Saison“, sagte Christian Kummer, um mit seinem nächsten Atemzug darauf zu verweisen, dass sein Team während jenes historisch Tiefs paradoxerweise effektiv wie noch nie gewesen sei: Gen Ende des ersten Akts hatten die Glaswerker exakt zwei Chancen – und diese nutzten sie, um die Partie noch vor dem Pausenpfiff zu ihren Gunsten zu drehen. Und wie bereits gegen den FC Saalfeld nur drei Tage zuvor waren es Florian Nieswandt und Ole Wellmann, die für die Wende verantwortlich waren. Nieswandt in der 41., Wellmann indes in der 45. Minute.

Im zweiten Akt war er dann erneut Ole Wellmann, der für die Gäste erfolgreich war - in der 55. und der 60. Spielminute baute er die Führung für die Ostthüringer auf 4:1 aus. Zu guter Letzt durfte sich auch noch Dawoud Al Dawoud in die Liste der Torschützen eintragen, der in der 82. Minute zum 5:1-Endstand traf.

„In der zweiten Halbzeit waren wir das spielbestimmende Team“

„In der zweiten Halbzeit waren wir das spielbestimmende Team - und deshalb kann man auch von einem verdienten Sieg sprechen“, resümierte Christian Kummer, der jedoch auch betonte, dass er aufgrund von Ostern auf zahlreiche Stammspieler habe verzichten müssen. Seine studentischen Kicker hätten die Gunst der Feiertage genutzt, um ihren Familien einen Besuch abzustatten. Daher stockte er seinen Kader mit Akteuren aus dem Landesklasse- und dem Kreisliga-Kader auf. Dass ein Teil seiner Stammkräfte an Ostern die Heimreise antrat, verübelte ihnen Christian Kummer jedoch nicht. Er habe dafür Verständnis.

Bester Mann im Freistaat: Ole Wellmann, der nunmehr 15 Tore sein Eigen nennen kann.
Bester Mann im Freistaat: Ole Wellmann, der nunmehr 15 Tore sein Eigen nennen kann. © Jens Henning | Jens Henning

Nach dem Spieltag im Thüringen-Oberhaus ist Schotts Ole Wellmann indes der erfolgreichste Schütze der Liga. Nunmehr kann der 23-jährige Lehramtsstudent auf Spanisch und Sport 15 Tore sein Eigenen nennen - fünf davon erzielte er an den vergangenen beiden Spieltagen.

„Er ist wendig und geschmeidig – er kann zwei Gegenspieler auf einem Bierdeckel ausspielen“

„In der hiesigen Liga kenne ich keinen anderen Spieler, der auf engstem Raum derartig fintenartig mit dem Ball umzugehen weiß. Er ist wendig und geschmeidig – er kann zwei Gegenspieler auf einem Bierdeckel ausspielen“, sagte Christian Kummer über seinen Mittelfeld-Schützling, der eigentlich aus dem niedersächsischen Barskamp stammt und seine dritte Spielzeit beim SV Schott absolviert. Die zwei vorangegangenen absolvierte er jedoch noch in der Landesklasse-Vertretung. Er habe jedoch ein Tief durchlaufen, habe vor der Saalfeld-Begegnung sechs Partien bestritten, die frei von Torerfolgen waren. „Er scheint sein Tief überwunden zu haben“, sagte der Schott-Trainer mit vernehmbarer Zufriedenheit.

Es war erschreckend ruhig im Gesundbrunnenstadion in Heiligenstadt

Ach ja, einen bleibenden Eindruck hinterließen bei Christian Kummer die Anhänger des SC Heiligenstadt. 160 wohnten der Begegnung am Samstagnachmittag im Gesundbrunnenstadion bei, doch es sei erschreckend ruhig gewesen. Der Trainer konnte nur mutmaßen: „Vielleicht lag es ja tatsächlich an Ostern - es war Karsamstag und wir waren nun einmal im katholischen Eichsfeld.“