Gera. Kontakte nicht als Einbahnstraße sehen

„Kein Chinese hat bisher etwas von Gera gehört. Das ändert sich mit dem heutigen Tag“, meint Roberto Tamaske. Der Geraer Unternehmensberater begleitete gestern eine chinesische Delegation der Agentur China International Investment Promotion (CIIPAG), die den Standort Gera für eine mögliche Ansiedlung chinesischer Investoren ausloten wollte. Bundestagsmitglied Robby Schlund (AfD), Stellvertreter des Vorsitzenden der Deutsch-Chinesischen Parlamentarier Gruppe Wirtschaftsförderung Thüringen International, hatte mit einem ersten Erfahrungsaustausch den Weg für diesen Kontakt geebnet. Schließlich soll auch die hiesige Region profitieren, wenn China verstärkt in Deutschland investieren will.

Zum Besuchsprogramm der chinesischen Gäste gehörten neben dem Treffen mit Geras OB Julian Vonarb (parteilos) ein Erfahrungsaustausch mit der IHK zu Ostthüringen, der LEG Thüringen und der Askion GmbH, ein Besuch des gerade entstehenden Gewerbegebietes Cretzschwitz und bei der AGA Zerspanungstechnik Gera, Tochter der SAMAG Group.

„Die Leute hier sind sehr freundlich, die Stadt ist sehr schön und voller Geschichten. Wir denken, die wirtschaftliche Zusammenarbeit wird sehr gut funktionieren“, schilderte Xu Yaojun, Direktor der Investment Promotion Agentur CIIPAG seine ersten Eindrücke. China entwickle sich momentan in einigen Industriesektoren sehr schnell, insofern könnte er sich eine Kooperation auf dem Gebiet von E-Commerce, der Optik, der Automobilbranche oder in einem Forschungszentrum für Optimierung von Technik vorstellen. Neben der Wirtschaft könnten andere Bereiche wie Kultur und Ausbildung profitieren. Nicht zuletzt, betonte Xu Yaojun, will seine Agentur helfen, Kontakte zu chinesischen Partner-Unternehmen zu knüpfen. „Wir als Agentur organisieren regelmäßig Konferenzen und hoffen, damit klein- und mittelständische Firmen in Deutschland und große in China zusammenbringen zu können.“ China sei der Player in der Welt. Für regionale Partner wäre es deshalb eine tolle Perspektive, wenn in den nächsten ein bis drei Jahren ein chinesisches Unternehmen in Gera investieren würde, schätzt Tamaske ein. Wobei er die kooperative Komponente in den Focus rückt. Die Chinesen als Konkurrenz zur heimischen Wirtschaft? Natürlich müsse man auch darüber reden. „Aber es ist die Frage, produziert man in China oder holt man bestimmte Wertschöpfung nach Deutschland. Schließlich gibt es auch eine Vielzahl von kleinen und mittleren deutschen Unternehmen, die mit ihren Produkten den Weg nach China gefunden haben. Der Markt ist keine Einbahnstraße. Hier sehe ich auch meine Aufgabe als Berater, dass man den einen oder anderen Mittelständler auf seinem Weg nach China betreut. Auf diese Weise können wir unsere Region, unsere Stadt präsentieren“, so Roberto Tamaske.