Erfurt/Nordhausen/Gera. Das Markennetz der Autohäuser wird in den nächsten Jahren kleiner werden. Ebenso die Präsentation der von Neu- und Gebrauchtwagen. Was das für Thüringen bedeutet.

Vor allem Elektromobilität und Digitalisierung sorgen dafür, dass die Autohäuser in den kommenden Jahren vor großen Veränderungen stehen. „Das betrifft auch Thüringen“, so Dietmar Hoffmann, Geschäftsführer des Landesverbands des Kfz-Gewerbes.

„Es werden neue Anforderungen an die Betriebe und deren Mitarbeiter gestellt“, sagt Helmut Peter mit Hauptsitz in Nordhausen. Er hat in drei Bundesländern 31 Autohäuser, davon 15 mit 800 Angestellten in Thüringen. Der Präsident des Landesverbands im Freistaat befürchtet nicht, dass deren Zukunft akut gefährdet ist. „Aber wir müssen mehr denn je ein Dienstleistungszentrum sein – vom Verkauf, über die Wartung bis zur Reparatur, eine Rundum-Betreuung für den Kunden und das Auto anbieten.“

Nur 13 Prozent haben Auto online gekauft

Dietmar Hoffmann vermutet, dass das „große Markennetz insgesamt kleiner wird“. Zugleich glaubt er nicht, dass die Online-Bestellung den Weg ins Autohaus verhindert. „Wer für den Kauf eines Neuwagens viel Geld in die Hand nimmt, der will es vorher auch Probe fahren“. Das sieht Stefan Haase ähnlich.

Der Geschäftsführer der KFZ-Innung Ostthüringen mit Sitz in Gera nennt als Beleg dafür Zahlen der Deutschen Automobil Treuhand. Demnach haben 2022 nur 13 Prozent ihr Fahrzeug online gekauft. Doch auch er ist der Meinung, dass sich die Präsentation in den Autohäusern verändern wird, neue Geschäftsfelder und Dienstleistungen gefragt sind, das Kauferlebnis künftig komplexer und digitaler wird.

Übernahme kleinerer Autohäuser durch große Gruppen

Laut einer Studie des Instituts für Automobilwirtschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft arbeiten im deutschen KFZ-Gewerbe aktuell 435.000 Menschen in rund 36.000 Betrieben. Bis 2030 könnten 80.000 Arbeitsplätze und 7000 Betriebe verloren gehen.

 Stefan Haase, Geschäftsführer der Kfz-Innung Ostthüringen. 
Stefan Haase, Geschäftsführer der Kfz-Innung Ostthüringen.  © Christiane Kneisel

Haase sieht die Prognose als „viel zu negativ“, wie Hoffmann kann er sich aber vorstellen, dass es vermehrt zu Zusammenschlüssen und der Übernahme kleinerer Autohäuser durch große Gruppen kommt. „Der Vertrieb wird sich verändern, zugleich profitieren die Werkstätten von immer länger gefahrenen Fahrzeugen, die gewartet und repariert werden müssen“.

Laut des Thüringer Kfz-Gewerbes stagniert derzeit die Zahl der Neuzulassungen bei Autos. Sie liegt bisher bei 20.000 im Freistaat. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) prognostiziert für dieses Jahr bundesweit 2,6 Millionen, was in etwa dem Niveau von 2022 entspricht. „Das Kaufinteresse der Kunden ist“, so Helmut Peter, „aufgrund der allgemeinen Teuerungen sehr zögerlich“. Zudem sei die Anzahl der neuen Kaufverträge für E-Autos deutlich gesunken. Der ZDK stellt fest, dass nicht nur die Preise für Neu-, sondern auch Gebrauchtwagen so hoch wie noch nie sind. „Früher wurde ein Auto durchschnittlich vier Jahre gefahren, jetzt sind es ungefähr sieben“, sagt Stefan Haase.

Leitartikel: Werkstätten als Gewinner