Erfurt/Nordhausen/Gera/Eisenach. Elektromobilität spielt in Thüringens Stadtverwaltungen eine größer werdende Rolle. Doch die Umstellung und Erweiterung der Fahrzeugflotten kommt nicht ohne Probleme daher.

Elektroautos sind in Thüringen inzwischen in städtischen Fuhrparks zu finden. Das Fazit ist laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in der Regel positiv - wenngleich die Umstellung auch eine ganze Reihe neuer Probleme mit sich bringt. "Grundsätzlich haben wir gute Erfahrungen mit E-Autos, was den Einsatz auf Kurzstrecken in Jena und dem Umland angeht", sagte Martin Steglitz vom Kommunalservice in Jena. Auch andere befragte Kommunen äußerten sich ähnlich. Alle Kommunen planen zwar den weiteren Ausbau, in der Praxis scheitert das aber teilweise an den Finanzen oder an Technik.

Mangel an geeigneten Fahrzeugen

In Gera ist einer Sprecherin zufolge vor allem aus finanziellen Gründen lediglich ein Hybridfahrzeug im kommunalen Einsatz. Auch in Sonneberg sei der Kostenfaktor ein Grund dafür, dass noch nicht mehr E-Fahrzeuge genutzt würden, sagte eine Sprecherin.

Ein weiterer Faktor ist der Mangel an geeigneten Fahrzeugen: Für den Bereich über 3,5 Tonnen - besonders Lkw oder Traktoren - gebe es bisher schlicht keine oder kaum E-Modelle, die Verbrenner adäquat ersetzen könnten und erschwinglich seien, hieß es übereinstimmend. Für lange Strecken seien die bisher angeschafften E-Autos ebenfalls nur bedingt einsetzbar, erklärten mehrere Kommunen. Gründe seien einerseits, die geringere Reichweite der vorhandenen Pkw älterer Generation; und andererseits machten die Ladeinfrastruktur und die Vielfalt an Ladesäulenanbieter das Aufladen unterwegs kompliziert.

Reparaturen sind problematisch

Problematisch sei in einigen Fällen zudem die Reparatur: Während in Jena Schäden oder Wartungen bisher entweder im Haus oder von ortsansässigen Werkstätten erledigt werden konnten, schreibe zumindest ein Hersteller speziell geschultes Personal für größere Reparaturen vor - die Autos müssten dafür immer nach Erfurt gebracht werden. Auch in Eisenach ist die Lage ähnlich: Für Reparaturen seien Wartezeiten von bis zu acht Wochen keine Seltenheit, hieß es.

Finanzielle Vorteile aufgrund des Einsatzes von E-Autos meldet bisher keine der befragten Städte. Zum einen seien Elektrofahrzeuge nach wie vor vergleichsweise teuer, zum anderen machten sich Einsparungen erst über eine längere Laufzeit bemerkbar.

Konzepte zur weiteren Entwicklung

Trotz dieser Hürden seien die E-Autos dennoch eine gute Ergänzung zum bestehenden Fuhrpark: Vor allem bei Einsätzen in Fußgängerzonen oder bei Fahrten auf Friedhöfen seien die leisen E-Autos ein Vorteil, hieß es aus Jena. Zudem werde die anfängliche Skepsis vieler Mitarbeiter gegenüber Elektroautos zunehmend abgebaut, ergänzte eine Sprecherin der Stadt Nordhausen. Alle befragten Kommunen arbeiten an Konzepten zur weiteren Entwicklung, auch Städte mit kleinerem Budget. So seien die städtischen Mitarbeiter in Gera angewiesen, Dienstgänge mit den eigens angeschafften Pedelecs zu absolvieren, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder zu Fuß zu gehen.

Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff werden geprüft

In Jena werde aktuell der Kauf von Großfahrzeugen geprüft, die mit vor Ort erzeugtem Biogas betrieben werden können. In Sonneberg warte die Stadtverwaltung auf die geplante Vereinfachung des Denkmalschutzgesetzes, um auf dem Dach des Rathauses eine Photovoltaik-Anlage installieren und die Fahrzeuge mit selbst erzeugtem Strom betanken zu können, hieß es. Zudem würden derzeit mit Wissenschaftlern bereits künftige Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff geprüft - unter anderem auch mit Blick auf den Fuhrpark.

Aktuell hat die Stadt Erfurt einer Sprecherin zufolge 34 reine Elektroautos im 260 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark im Einsatz, in Jena sind es 31 von 365. Noch in diesem Jahr sollen in Jena vier E-Transporter und ein hybrides Bestattungsfahrzeug dazukommen, so Steglitz. In Eisenach sind sechs E-Autos im Einsatz, in Nordhausen drei und in Sonneberg zwei.