Berlin. Wer eine neue Heizung einbauen will, kann von staatlichen Förderungen profitieren. Seit heute ist der Antrag möglich. Der Überblick.

  • Deutschland steckt mitten in der Wärmewende
  • Um sie voranzutreiben, bezuschusst der Staat Bürger, die ihre Heizung austauschen
  • Seit heute ist der Antrag dafür möglich

Noch heizt die Hälfte aller Haushalte in Deutschland mit Erdgas, ein Viertel mit Heizöl. Doch spätestens in 20 Jahren müssen alle Heizungen in Deutschland klimaneutral betrieben werden. Ab 2045 ist das Heizen mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas, Heizöl und Kohle verboten, schreibt das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor. Um privaten Eigentümern den Umstieg auf erneuerbare Energien zu versüßen, stellt die Bundesregierung Fördergelder in Milliardenhöhe bereit. Die Antragstellung für die neue Heizungsförderung ist seit heute (27. Februar). Was jetzt zu beachten ist, erklären Experten.

Für wen lohnt es sich jetzt, die Förderung zu nutzen?

Es lohnt sich für alle privaten Eigenheimbesitzer, die ihre Heizungsanlage in den nächsten Jahren austauschen wollen. Hier sollte man nicht lange warten, da es bis 2028 sogar noch einen zusätzlichen Geschwindigkeitsbonus für den Austausch älterer Heizungen gibt. Wer eine Heizung besitzt, die älter als 20 Jahre ist, sollte erst recht prüfen, ob ein Tausch nicht lohnt. „Die Förderung ist ein echter attraktiver Anreiz“, sagt der Energiereferent Henner Schmidt vom Immobilienverband Deutschland (IVD).

Welche Förderungen gibt es?

Generell wird der Heizungstausch mit 30 Prozent der Investitionssumme gefördert. Darüber hinaus sind für weitere Zuschüsse alle privaten Eigentümer von Eigenheimen, die sie selbst nutzen, und Selbstnutzer in Wohnungseigentümergemeinschaften in Mehrfamilienhäusern anspruchsberechtigt, die eine neue klimafreundliche Heizung einbauen oder sich an ein Wärmenetz anschließen lassen.

Wer als Selbstnutzer weniger als 40.000 Euro Haushaltsjahreseinkommen hat, bekommt weitere 30 Prozent Förderung. Zudem gibt es einen Klimageschwindigkeits-Bonus von 20 Prozent für Selbstnutzer, die ihre Heizung bis Ende 2028 austauschen – danach sinkt dieser Bonus alle 2 Jahre um 3 Prozent.

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Für spezielle Wärmepumpen, die mit Erd-, Wasser- oder Abwasserwärme arbeiten, gibt es einen weiteren Bonus von 5 Prozent. Werden mehrere Förderungen kombiniert, wird die Förderung bei maximal 70 Prozent des maximal förderfähigen Investitionsbetrags gedeckelt. Maximal werden 23.500 Euro ausbezahlt.

Bezeichnung der FörderungZuschuss in Prozent
Grundförderung ("Basis-Zuschuss")30
Geschwindigkeitsbonus20 (ab 2024 – sinkt über die Jahre)
Bonus für WP mit natürlichem Kältemittel5
Bonus für Haushalte mit Einkommen unter 40.000 Euro30

In Summe sind theoretisch 85 Prozent Förderung möglich. Der Gesetzgeber hat die maximal Fördersumme aber auf 70 Prozent gedeckelt. Die maximale Fördersumme liegt bei 30.000 Euro. Bei 70 Prozent Deckelung ist somit maximal ein Zuschuss von 21.000 Euro möglich.

Mit welchem Höchstsatz darf man rechnen?

Maximal wird eine Investitionssumme von 30.000 Euro für ein oder die erste Wohneinheit in einem Mehrfamilienhaus gefördert. Wer eine Biomasse-Heizung wählt, erhält 2500 Euro extra. Konkret bedeutet das: „Wenn Geringverdiener sich eine neue Heizungsanlage für 30.000 Euro einbauen, bekommen sie 21.000 Euro – also 70 Prozent – vom Staat als Förderung dazu. Bei einer Biomasseheizung kommen 2500 Euro hinzu – also 23.500 Euro.“

„Wer nur 20.000 Euro ausgibt, bekommt maximal einen Zuschuss von 14.000 Euro (plus 2.500 Euro für Biomasse). Wer 50.000 Euro für seine Heizungsanlage ausgibt, bekommt maximal 21.000 Euro (plus 2.500 Euro für Biomasse), da sich der Zuschuss am maximal förderfähigen Betrag von 30.000 Euro orientiert“, rechnet Schmidt vor. „Wer mehr als 40.000 Euro im Jahr verdient, erhält für seine Heizung, die 30.000 Euro oder mehr kostet, einen Zuschuss von 30 Prozent, plus eventuell als Selbstnutzer Geschwindigkeitsbonus 20 Prozent – also 15.000 (plus 2500 Euro für Biomasse) Euro.“

HeizungKosten in EUR
Ölheizungab ca. 8.000
Gasheizungab ca. 7.000
Holz- oder Pelletheizungab ca. 10.000
Nah- und Fernwärmeab ca. 5.000
Wasserstoffheizungab ca. 30.000
Solarthermieab ca. 10.000
Luft-Wasser-Wärmepumpe8000 bis 16.000
Erdwärmepumpe12.000 bis 15.000 (ohne Erschließung)
Grundwasser-Wärmepumpe9000 bis 12.000 (ohne Erschließung)

Zu beachten ist: Die Kosten in dieser Tabelle sind durchschnittliche Werte und können im individuellen Fall abweichen. Nicht beachtet werden zudem die Kosten für die Installation oder einen nötigen Umbau/Sanierung. Auch Förderungen werden nicht berücksichtigt.

Was gilt für Mehrfamilienhäuser?

Privatleute, die ein Mehrfamilienhaus besitzen oder einer Eigentümergemeinschaft angehören, können die Förderung ab dem 3. Mai 2024 beantragen. Sie bekommen für die erste Wohnung einen maximal förderfähigen Investitionsbetrag von 30.000 Euro anerkannt, für die 2. bis 6. Wohnung 15.000 Euro und für jede weitere Wohneinheit 8000 Euro.

„Konkret bedeutet dies für Eigentümer, die die Wohnung nicht selbst nutzen, einen Zuschuss von 9000 Euro für die erste Wohnung, für die 2. bis 6 Wohnung je 4500 Euro und ab der 8. Wohnung je 2400 Euro Zuschuss“, so Schmidt. Ab August können Privatpersonen Förderungen für vermietete Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen beantragen.

Was gilt für den Klimageschwindigkeitsbonus?

Der Sonderbonus von 20 Prozent wird allgemein für den Austausch von alten Heizungen gewährt, die mit Öl oder Kohle geheizt werden, für Nachtspeicherheizungen und Gasetagenheizungen sowie für Gas- und Biomasse- Heizungen, die älter als 20 Jahre sind. Die neue Heizung darf nicht mit fossilen Energien gespeist werden.

Wo bekommt man die Förderung?

Die Förderung können private Eigentümer von Einfamilienhäuser seit heute, dem 27. Februar 2024, bei der bundeseigenen Bank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) beantragen. Ihren Förderantrag stellen Sie auf dem Kundenportal „Meine KfW“. Aufgrund der hohen Nachfrage müssen Sie hier mit einer Wartezeit rechnen, bevor Sie ihren Antrag digital ausfüllen können. Eine kostenfreie Servicenummer erreichen Sie unter 0800 539 9010.

+++ Über diesen Link kommen Sie zum Förderantrag der KfW +++

Bereits seit Jahresbeginn konnte man sich für die Förderung auf der Internetseite registrieren lassen. Das Besondere: Wer bereits seit Jahresbeginn und vor Ende August 2024 eine neue Heizung eingebaut hat, kann die Förderung rückwirkend noch bis zum 30. November beantragen, so Schmidt.

Welche Dokumente benötige ich für meinen Antrag?

Nicht jeder Eigentümer, der vorhat seine Heizung auszutauschen, kann auch ohne weiteres einen Antrag auf Förderung stellen. Denn zuerst müssen Sie einen Experten oder ein entsprechendes Fachunternehmen für Energie­effizienz beauftragen, die in einer sogenannten Bestätigung zum Antrag (BzA) Angaben zur geplanten Heizung wie förderfähige Gesamtkosten oder eine Bestätigung der technischen Mindestanforderungen zusammenfassen. Die BzA müssen sie ihrem KfW Antrag beifügen.

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Neben dem BzA müssen Sie auch einen Lieferungs- oder Leistungsvertrag für die neue Heizung vorweisen können, den sie mit einem Fachunternehmen vereinbart haben. Besonders wichtig: Darin muss eine aufschiebende oder auflösende Bedingung enthalten sein. Sie soll sicherstellen, dass der Vertrag erst in Kraft tritt, wenn der Förderantrag von der KfW eine Zusage bekommen hat. Auch muss der Vertrag das voraussichtliche Datum des Heizungstauschs oder einer entsprechenden Maßnahme angeben. Laut der KfW-Website darf das Datum nicht außerhalb des Bewilligungszeitraums liegen. Musterformulierungen für eine auflösende oder aufschiebende Bedingung finden Sie ebenfalls unter dem Reiter „So funktioniert‘s“.

Muss man sich beeilen?

Wie jede Förderung ist auch der Heizungszuschuss ein Windhundverfahren. Wer zuerst kommt, erhält die Förderung zuerst. Wenn der Fördertopf leer ist, gibt es keine Zahlungen mehr, erläutert eine KfW-Sprecherin. Das Wirtschaftsministerium stellt für 2024 insgesamt 11 Milliarden Euro zur Verfügung, für die nächsten Haushalte gibt es bereits finanzielle Planungen, sagte eine Sprecherin dieser Redaktion. Die Fördermittel seien „auskömmlich“ ausgelegt. Wer eine Förderungszusage erhält, hat danach 36 Monate Zeit, den Umbau umzusetzen.

Was muss man vor dem Einbau dringend klären?

Eigentümer sollten vorher bei ihrer Kommune erfragen, wie die Wärmeplanung für das eigene Wohngebiet aussieht. Ob ein Fernwärmenetz geplant ist oder eine Versorgung mit Wasserstoff. Dies müssen Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern bis spätestens 1. Juli 2026 bekanntgeben. „Daran sollte sich dann auch die eigene individuelle Planung orientieren“, rät Schmidt.

Sind Wärmepumpen ausgereift?

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    Welche Heizung ist die Beste?

    Wer seine Heizung erneuern will, muss vorher einen Energieberater klären lassen, welche Heizungsart die beste für das Haus ist. Der Expertenrat muss dem Förderungsantrag beigefügt werden. „Es kann eine elektrische Wärmepumpe sein, aber es gibt auch noch Alternativen, mit erneuerbaren Energien zu heizen“, sagt Schmidt. Dazu zählen: Biomasseheizungen, Stromdirektheizungen oder Solarthermie, auch Fern- und Nahwärme. „Da niemand genau weiß, wie sich die Energiepreise in Zukunft entwickeln, kann auch niemand mit Sicherheit sagen, welche Heizung künftig die günstigste ist“, so Schmidt.

     WärmepumpeGasheizung
    EnergiequelleLuft, Erde oder WasserErdgas, Flüssiggas, Biomethan (Biogas), Wasserstoff (H2-ready)
    UmweltfreundlichkeitHoch – nutzt ausschließlich erneuerbare EnergienNiedrig – erzeugt CO2
    AnschaffungskostenHochNiedrig
    BetriebskostenNiedriger – gekoppelt an StrompreisHöher – gekoppelt an Brennstoffpreise
    WirkungsgradHoch – bis zu 300 bis 400 Prozent unter optimalen BedingungenNiedriger – zwischen 90 bis 95 Prozent bei modernen Anlagen
    LebensdauerLänger – bis zu 20 JahreKürzer – rund 10 bis 15 Jahre
    InstallationKomplexer – insbesondere bei Erd- und GrundwasserbohrungEinfacher – keine zusätzliche Infrastruktur nötig
    WartungGeringerHöher
    PlatzbedarfKann höher sein – primär bei ErdwärmepumpenMeist niedriger
    FörderungHoch – es gibt eine staatliche Förderung für Wärmepumpen von bis zu 40 Prozent der GesamtkostenKeine Förderung für klassische Gastherme – unter Umständen wird aber der erneuerbare Anteil (H2-ready) gefördert
    CO2-Preisspielt keine RolleSoll in den kommenden Jahren ansteigen – die Folge: Fossile Brennstoffe werden teurer.

    Welche Vorteile haben Wärmepumpen?

    „Eine Wärmepumpe ist in den allermeisten Fällen die effizienteste und umweltfreundlichste Heizung“, sagt Rainer Lang, Ingenieur beim Heizgerätehersteller Vaillant. „Sie bezieht rund drei Viertel der eingesetzten Energie kostenlos aus der Umgebungsluft, dem Boden oder dem Grundwasser. Wenn sie mit Ökostrom betrieben werden, sind Wärmepumpen sogar gänzlich emissionsfrei.“ Dies gelte auch für Neubauten. „Auch in vielen älteren, oft weniger isolierten Bestandsgebäuden ist eine Wärmepumpe häufig eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Rund 70 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland sind auch ohne größere bauliche Maßnahmen für Wärmepumpen geeignet.“

    Was kostet eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus?

    Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, bei der die Wärme aus der Außenluft geholt wird, kostet für ein Einfamilienhaus inklusive der für den Einbau notwendigen Installationsarbeiten rund 30.000 Euro, sagt der Ingenieur Lang. Eine Erdwärmepumpe, bei der man die Wärme aus dem Erdreich hole, koste aufgrund der einmalig zu setzenden Erdbohrung etwa 40.000 bis 50.000 Euro.

    WärmepumpeKosten in EUR
    Luftwärmepumpecirca  8000 bis 16.000
    Erdwärmepumpecirca 12.000 bis 15.000
    Grundwasserwärmepumpecirca 9000 bis 12.000

    Warum kann es sinnvoll sein, mit dem Austausch noch zu warten?

    „Die Wärmepumpen werden technisch immer besser und günstiger, auch für Wärmenetze und Biogas entstehen gerade neue Angebote“, sagt der Energieberater Schmidt, „da kann sich etwas Warten durchaus lohnen“. Gleichzeitig weiß niemand, wie lange der Fördertopf reiche. Zudem könne der Anschluss an ein Fern- oder Nahwärmenetz die bessere und günstigere Alternative sein.

    Wie hoch ist dauerhaft der langjährige Einspareffekt?

    Einspareffekte sind individuell unterschiedlich und hängen von zahlreichen Faktoren ab. Dazu zählen der Energiebedarf eines Gebäudes, der energetische Zustand des Hauses und das individuelle Heizverhalten. „Im Hinblick auf einen steigenden CO2-Preis und damit höhere Kosten für Gas und Öl dürfte Heizen mit Wärmepumpen in Zukunft wirtschaftlich immer interessanter werden“, sagt der Ingenieur Lang. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage könne sogar eigenerzeugter Strom genutzt werden.