Erfurt. IT-Experten, Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker haben in Erfurt über weitere Schritte zur digitalen Verwaltung debattiert.

Es sei nicht mehr die Frage danach, ob man mitteldeutsche Verwaltungen digitalisieren müsse oder nicht, sondern nur noch wann und wie schnell dies geschehe. Davon zeigte sich der Chef des Wirtschaftsrates Sachsen-Anhalt, Sirko Scheffler, am Mittwoch in Erfurt überzeugt.

Dort versammelten sich Wissenschaftler, Unternehmer, Politiker und IT-Experten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zur 15. Mitteldeutschen Digitalisierungskonferenz. Wie dringend es geboten ist, die unterschiedlichen Akteure zu diesem Thema zusammenzubringen, habe nicht zuletzt das jüngste Länderranking des Branchenverbandes Bitcom belegt, erklärte die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer, Cornelia Haase-Lerch, zum Auftakt. „Sachsen-Anhalt und Thüringen sind bundesweit die Schlusslichter“, so Haase-Lerch.

Gerade bei der Digitalisierung der Verwaltung gebe es noch „viel Luft nach oben“. Bei der jüngsten Umfrage der Kammer unter den Mitgliedsbetrieben, hätten lediglich 4,5 Prozent den Stand bei der digitalen Verwaltung als gut bezeichnet. „Wir brauchen in dieser Frage mehr Verbindlichkeit und Schnelligkeit“, mahnte Haase-Lerch an.

Thüringen fehlen IT-Unternehmen und Fachkräfte

Einen Grund für das schlechte Abschneiden Thüringens im Länderranking sieht Finanzstaatssekretär Hartmut Schubert, der auch Beauftragter für E-Government und IT in der Landesregierung ist, im hohen Altersdurchschnitt im Freistaat. Es fehle vielen Thüringern an digitaler Kompetenz. „Zudem haben wir zu wenige IT-Firmen im Land und viel zu wenige IT-Fachkräfte“, so Schubert. Ballungszentren wie Hamburg oder München hätten klare Vorteile.

Man müsse dahin kommen, dass eine Künstliche Intelligenz in einer Kfz-Behörde erkenne, dass ein Führerschein ablaufe und dafür sorge, dass den Bürgern ein neuer zugesandt wird, blickte Schubert voraus.

Zentrale Stelle für Datenschutzprobleme

Bernd Schlömer, Infrastruktur-Staatssekretär in Sachsen-Anhalt, forderte durch eine zentrale Einrichtung, die permanenten Probleme mit dem Datenschutz beim Einsatz von digitalen Systemen aufzulösen. „Gemeinsam mit Thüringen bringen wir die Standardisierung voran“, kündigte Blömer eine Konferenz dazu für den Mai in Erfurt an.

Gunnar Auth von der Hochschule Meißen sieht die öffentliche Verwaltung seit einigen Jahren in einer verstärkten strukturellen und technischen Transformation, hin zu einer digitalisierten und modernen Verwaltung. Dies erfordere allerdings einen tiefgreifenden Auf- und Umbau von Kompetenzanforderungen.

Der Chef der Digitalagentur Thüringen, Herbert Vogler, mahnte eine bessere Kommunikation zwischen allen Akteuren an.