Berlin. Beschädigte Päckchen, verlorene Briefe: Die Aufsichtsbehörde zählt bislang 8500 Beschwerden gegen die Post – doppelt so viele wie 2022.

Ob beschädigte Päckchen, verspätete Pakete oder verlorene Briefe: Insgesamt 8515 Beschwerden gegen die Post hat die Bundesnetzagentur allein im ersten Quartal dieses Jahres gezählt. Das sind knapp doppelt so viele Beschwerden wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im ersten Quartal 2022 erreichten 4466 Beschwerden die Bundesnetzagentur.

Ein häufiger Beschwerdegrund: Verlust oder Beschädigung von Briefen und Paketen. So gab es im ersten Quartal dieses Jahres 757 Brief-Reklamationen aus diesem Grund. 97 Prozent richteten sich gegen die Deutsche Post. 627 Beschwerden wurden wegen beschädigter oder verlorener Pakete gezählt, 79 Prozent davon betrafen die Deutsche Post.

„Die Zahlen lassen keine Aussage darüber zu, wie viele Sendungen tatsächlich in Verlust geraten oder beschädigt werden“, teilte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur mit. „Die Zahlen beschreiben lediglich die Beschwerden, in denen Verbraucherinnen und Verbraucher einen Verlust oder eine Beschädigung als Grund angeben.“ Ob die Beschwerden berechtigt sind, werde von der Behörde nicht überprüft.

Verlorene Briefe und Pakete: Immer mehr Beschwerden gegen Post

Die Beschwerdemöglichkeit bei der Bundesnetzagentur umfasst die komplette Post- und Paketbranche, die allermeiste Kritik bezieht sich allerdings auf die Deutsche Post als Marktführer. 2022 erhielt die Bonner Aufsichtsbehörde circa 43.500 Beschwerden und damit fast drei Mal so viele wie 2021 – da waren es noch 15.118. Damit wurde der bisherige Jahreshöchstwert der vor zehn Jahren begonnenen Statistik deutlich übertroffen: 2020 wurden 18.867 Beschwerden gezählt.

Der Anteil der Beschwerden an den jährlich rund vier Milliarden Paketsendungen und 12 Milliarden Briefen in Deutschland ist sehr gering. So teilte die Deutsche Post auf Anfrage mit, dass werktäglich rund 48 Millionen Brief- und etwa 6,2 Millionen Paketsendungen sortiert und transportiert würden.

8515 Beschwerden wegen verspäteter oder verlorener Briefe und Pakete hat die Bundesnetzagentur im ersten Quartal 2023 gezählt.
8515 Beschwerden wegen verspäteter oder verlorener Briefe und Pakete hat die Bundesnetzagentur im ersten Quartal 2023 gezählt. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Nach Unternehmensangaben erreichten etwa 86 Prozent aller Inlandsbriefe und 78 Prozent aller Pakete die Empfänger in Deutschland bereits einen Tag nach der Einlieferung. Zeitverzögert eingetroffene oder gar verlorene Briefe und Päckchen seien laut Sprecher „Einzelfälle, die wir grundsätzlich nicht extern kommunizieren und quantifizieren“.

Deutsche Post: Weniger Briefe, höheres Porto

Die Deutsche Post befördert immer weniger Briefe: Im Jahr 2022 waren es rund 14,1 Milliarden Briefe, 2019 noch 15,9 Milliarden. Ein Grund für die kleiner werdende Menge beförderter Briefe ist unter anderem, dass vermehrt per E-Mail oder auf anderen digitalen Kanälen kommuniziert wird. Gleichzeitig wird das Verschicken von Briefen immer teurer – auch, um den Umsatzrückgang infolge sinkender Sendungen zu kompensieren.

Die Deutsche Post erhöhte die Portokosten für einen Standardbrief im Jahr 2016 auf 70 Cent und 2019 auf 80 Cent. Zum 1. Januar 2022 führte das Unternehmen eine weitere Erhöhung auf 85 Cent durch. Noch 2011 kostete die Beförderung eines Standardbriefs 55 Cent, Postkarten waren mit 45 Cent zu frankieren. Und ab 2024 will die Post das Porto erneut erhöhen – es wäre somit die fünfte Anhebung innerhalb von zwölf Jahren.

Die Post darf das Porto nicht auf eigene Faust anheben, sondern muss es sich von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Mitte Mai reichte die Deutsche Post einen entsprechenden Antrag ein. Die Post begründete den Schritt mit Extrakosten, die sie in Inflationszeiten stemmen müsse. Ein höheres Briefporto sei „zwingend notwendig“. Über die genaue Höhe der Anhebung ist bisher nichts bekannt.

Was tun, wenn Briefe nicht ankommen?

Die Gründe, weshalb Briefe und Päckchen verspätet ankommen, können unterschiedlich sein. Sie reichen von Personalmangel über Personalausfälle – zum Beispiel durch Corona-Infektionen – bis hin zu Streiks. Grundsätzlich gilt laut Bundesverbraucherzentrale aber: Die Deutsche Post ist gesetzlich dazu verpflichtet, dass 95 Prozent der Post im Jahresdurchschnitt nach zwei Werktagen ankommt.

Jedoch haben Kunden beim herkömmlichen Versand ohne Zusatzleistungen keinen gesetzlichen Anspruch, dass ihr einzelner Brief innerhalb dieser Frist befördert wird. Die gesetzliche Verpflichtung betrifft den Jahresdurchschnitt aller Sendungen in Deutschland.

Und: Geht ein einfacher Standardbrief verloren, können Absender oder Empfänger in der Regel nichts tun. Schließlich kann man den nicht einfach nachverfolgen. Absendern stehen daher in der Regel keine Schadenersatzansprüche zu. Die Bundesverbraucherzentrale rät deshalb dazu, wichtige Briefe per Einschreiben zu verschicken. Dabei kann man zwischen klassischen Einschreiben, Einwurf-Einschreiben und Einschreiben mit Rückschein wählen. Alle Einschreiben-Optionen kosten allerdings zusätzliches Geld.