Weimar Urbach. Susanne Schmidt-Kämpfe weiß: „Man muss sich immer wieder was Neues einfallen lassen“.

Wer seinen Blick in Bummel-Laune auf dem Frauenplan in Weimar schweifen lässt, der könnte hier hängenbleiben: Im Schaufenster von Susanne Schmidts Refugium „Schmuck und Design“. Hier versammelt sie das, was sie an schönen Dingen findet: Uhren, Schmuck und Accessoires. „Ich bin oft auf Messen unterwegs und halte die Augen auf,“ erklärt die Inhaberin, die in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen feiern konnte.

Ein Markenzeichen: In den Schaufenstern „sprechen“ manche Artikel, so steht zum Beispiel „Rotkäppchen wäre neidisch“ auf dem Schild an einer roten Kappe. Oder „Ich bin im Sale – holt mich hier raus!“ an einer Jacke. Solche Details zeigen den persönlichen Stil der knapp 53-Jährigen, den sie auch bei ihren 13 Beschäftigten und dem Auszubildenden fördert.

„Mich freut, dass viele davon schon lange dabei sind. Wichtig dafür sind ein gesundes Arbeitsklima, Weiterbildungen, aber auch gemeinsame Unternehmungen und ein starker Teamgeist.“ Zu ihrer Biografie gehört, dass ihr Mann vor zwölf Jahren starb. Sein Unternehmen mit 30 Beschäftigten musste sie schweren Herzens abwickeln. Parallel für die drei Kinder da zu sein und die eigenen Geschäfte zu leiten, „das war schwer und ich bin froh, dass ich das bewältigt habe.“ Aktuell gehören zwei Standorte mit drei Geschäften dazu: In der Schillerstraße hat Schmidt-Kämpfe vor einiger Zeit neben dem „Uhrsprung“ noch „Mode und Design“ eröffnet. Auch, um den lokalen Einzelhandel in Weimar zu stärken und lebendig zu halten. Dem Ladensterben in den Innenstädten zu begegnen, sei eine der größten Herausforderungen.

Alte Silberbestecke und alter Schmuck aufpoliert und restauriert

Ihr Rezept: „Wichtig ist ein ganz besonderer Service, gute Beratung und immer wieder tolle Angebote für die Kundschaft – darunter viele Stammkunden – und Touristen. Man muss sich immer wieder was Neues einfallen lassen,“ so die Betriebswirtin.

Dazu gehört die Aktion „aus alt mach neu“ – alte Silberbestecke und alter Schmuck werden aufpoliert und restauriert. Oder der Reparaturservice. „Das sind Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Es muss nicht immer ein Neukauf sein.“ Ein Herzensprojekt in Sachen Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung ist für Schmidt-Kämpfe ihre Bücher-Spenden-Aktion. Ausgelesene Bücher finden gegen einen kleinen Obolus neue Besitzer, das Geld kommt sozialen Projekten zugute.

Auch bei den Lieferanten achtet sie darauf, dass Umweltstandards eingehalten werden und setzt auf regionale, nachhaltig denkende und innovative Partner. Die Kollektion einer Weimarer Modedesignerin gehört zum Angebot, handgenähte Taschen und Töpferwaren aus der Region oder die Unikate von zwei Schmuckgestaltern. Die Liebe und das Engagement gelten auch der Stadt Weimar selbst und ihrer Kultur: „Das Bauhaus fasziniert mich, die Literatur und Poesie in der Stadt. Und wir engagieren uns bei vielen Aktionen.“ In ihrem Heimatort Possendorf bringt sie sich aktiv als Ortsteilbeirat ein, die Bodenhaftung „erdet mich und gibt mir Kraft und neue Ideen.“

Emily-Roebling-Preis 2019 (5): Die Geschäftsführerin der Herzen

Vom Melkkarussell über Schulumbau bis zur anspruchsvollen Wohnanlage in der City: Bis zu 150 Bauprojekte pro Jahr „wuppen“ die rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Henning-Bau vom Firmensitz in Urbach/Nordthüringen aus. „Wir arbeiten am liebsten regional, im Umkreis von gut einer Stunde Fahrtzeit,“ erklärt Firmenchefin Doris König (59). Vor 16 Jahren hat sie den Betrieb vom Vater übernommen, der ihn nach der Wende 1990 gegründet hat: „Im Februar, ohne Kredite, ohne Bürgschaften oder sonstige Förderungen. Für meinen Vater hatte sich damit ein Traum erfüllt – wenn auch erst spät, denn bei der Gründung war er schon 58 Jahre alt.“ Von Anfang an war Tochter Doris mittendrin. Zunächst als Diplom-Ingenieurin für Schwermaschinenbau, aber nach und nach auch im Management. „2003 war es dann soweit. Mein Vater hat erkannt, dass ich den Betrieb führen kann. Für ihn war es damals nicht einfach, aufzuhören. Und für mich nicht einfach, anzufangen. Meine Feuertaufe hatte ich, als ich eine Rede vor etwa 450 Menschen halten musste. Das hat mir gezeigt: Es geht.“

Sie ist überzeugte Familienunternehmerin geblieben. „Bei uns steigt jetzt die dritte Generation ein. Nur Sohn oder nur Tochter sein, das reicht natürlich nicht. Es zählen Ausbildung und Leistung, was bei beiden gut geklappt hat. Mein Sohn Nick hat die Kalkulation übernommen, Tochter Alexandra Lange die kaufmännische Abteilung. Ich bin sehr stolz auf meine Kinder!“

Suche nach Fachkräften bleibt Herausforderung

Ihre Empfehlung für erfolgreiches Management: „Sprich drüber. Probleme sofort angehen und ausräumen. Das ist das Wichtigste.“ In ihrem Betrieb sind die Wege kurz, es wird schnell geklärt und entschieden. Wichtig ist ihr auch, dass sich die Beschäftigten mit dem Unternehmen identifizieren können. Das scheint zu klappen: Für die Jurysitzung wurde sie verpflichtet, den Ehrentitel „Geschäftsführerin der Herzen“ zu nennen, den die Mitarbeiter ihr verliehen haben.

Die Suche nach Fachkräften und die Ausbildung von geeignetem Nachwuchs bleibt eine der großen Herausforderungen. Was hilft: „Wir investieren viel – in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Weiterbildung. Aber auch in die Technik. Da geht es neben der Steigerung der Produktivität vor allem um Arbeitserleichterungen und ein besseres Auftragshandling.“ Außerdem geht es um Nachhaltigkeit: auf dem eigenen Recyclinghof wird seit einiger Zeit Material von den Baustellen aufbereitet und weiter verwertet.

König engagiert sich über den eigenen Tellerrand hinaus im Ehrenamt, im Vorstand der HWK seit 2017 und im Bundes-Wirtschaftssenat.

Die Auszeichnung mit dem Emily-Roebling-Preis wäre nicht die erste: 2014 wurde Henningbau zum Unternehmen des Jahres im Nordthüringer Unternehmerverband und ist 2016 für den Zukunftspreis der Handwerkskammer nominiert worden.