Berlin. Elf Wochen vergehen zwischen Erteilung eines Auftrages und Fertigstellung. Was man bei der Suche nach einem Handwerker beachten sollte.

Viele kennen das Ärgernis, nicht nur aktuell beim Heizungsaustausch: Man findet einfach keinen Handwerker. In Notfällen, wenn die Gas-Leitung leckt, geht es zwar schnell. Aber im Durchschnitt liegen elf Wochen zwischen der Erteilung eines Auftrages und dessen Fertigstellung, so der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Lesen Sie auch: Öl und Gas: Heizungsverbot löst Rekordbestellungen aus

Allerdings gibt es laut ZDH und Verbraucherzentrale dennoch einige hilfreiche Tipps und Tricks, die die Suche nach einem Handwerker erleichtern. Das sollte man dabei beachten:

  • Stammhandwerker hat Vorrang
  • Innungen konsultieren
  • Langfristig planen
  • Handwerker-Portale

Fündig im Netz? Online-Auktionen, Vermittlungsplattformen und Direktanbieter

Schnelle Hilfe bieten spezielle Portale an: Online-Auktionen, Vermittlungsplattformen und Direktanbieter. Allerdings lauern im Netz auch etliche Kostenfallen.

Auktionen werden nur noch selten angeboten. Man muss laut Verbraucherzentrale unter anderem die Laufzeit einer Auktion und die möglichen Fristen prüfen, innerhalb der man ein Angebot annehmen muss. Nicht zuletzt muss sich der Kunde über die Möglichkeit informieren, eine Auktion vorzeitig abzubrechen. Hier können zusätzliche Kosten entstehen. Und natürlich muss man genau überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine Auktion oder um eine unverbindliche Kostenanfrage handelt.

Ordnung kann beeindrucken – ist aber nicht die Regel.
Ordnung kann beeindrucken – ist aber nicht die Regel. © dpa-tmn | tesa

Schon häufiger ist die Vermittlungsplattform. Hier kann der Verbraucher einen Auftrag online stellen und sich am Ende der Ausschreibung für einen bestimmten Anbieter entscheiden. Wichtig: Ist das Angebot unverbindlich oder besteht ein Vergabezwang? Die letzte Entscheidung sollte beim Kunden liegen. Der tut gut daran, das Handwerker-Profil (Firmenanschrift, Angaben zur beruflichen Ausbildung) zu checken und die Kundenbewertungen zu studieren.

Bei Plattformen auf mögliche Kostenfallen achten

Bei Direktanbietern ist das Handwerksportal der Vertragspartner. Er wählt aus dem eigenen Pool einen geeigneten Handwerker aus. Auf den ausführenden Handwerker hat der Kunde keinen Einfluss, da er ausschließlich mit dem Portal verhandelt.

Vom Portal muss er über das gesetzliche Widerrufsrecht informiert werden. Klar sollte auch sein, "wie viel Zeit Sie nach einem Kostenvoranschlag haben, um diesen anzunehmen", so die Verbraucherzentrale. Der Anbieter muss über das weitere Verfahren nach dem Vertragsabschluss informieren; und auch darüber, wie der Kontakt mit dem Handwerker zustande kommt. Die Auskunft über die Partner des Portals kann Rückschlüsse auf die Seriosität des Netzwerkes zulassen.

Folgende Checkliste sollten Sie außerdem noch beachten: Schon um Anfahrtkosten zu vermeiden, sollten lokale Anbieter den Vorzug erhalten. Überprüfen Sie, ob der Handwerker sich bei dem Portal registrieren muss oder die Nutzung jedem offen steht.

Bei einem Vertragsabschluss im Internet handelt es sich um einen Fernabsatzvertrag. Dies hat zur Folge, dass dem Kunden in der Regel ein Widerrufsrecht zusteht. Klären Sie beim Preis nicht zuletzt, ob das benötigte Material sowie die Anfahrt mit inbegriffen sind; und ob der Handwerker eine Provision verlangt.

Langfristig planen und Stammhandwerker pflegen

Das ZDH empfiehlt, dem Stammhandwerker den Vorzug zu geben. "Wer eine persönliche Beziehung zu einem Handwerksbetrieb pflegt, hat eine größere Chance, dass sein Anliegen schnell bearbeitet wird".

Um einen geeigneten Betrieb zu finden, sollte man sich erst einen Überblick verschaffen: Welche Handwerksbetriebe gibt es überhaupt in meiner Region? Die Handwerkskammern bieten mit ihren Suchmaschinen einen Ausgangspunkt für die Recherche.

Auch auf den Webseiten der Innungen erhält man meist Auskunft über regionale Innungsbetriebe. Die Innungen helfen weiter, wenn man nach speziellen Kenntnissen oder Spezialisierungen sucht.

Erfolgversprechend ist auch, umfangreiche Veränderungen langfristig zu planen. Und: Vor allem bei den benötigten Betrieben dann auch früh anzufragen.

Bis zu 250.000 Fachkräfte fehlen in den Betrieben

Generell wird der Fachkräftemangel noch lange anhalten. Bei der Bundesagentur für Arbeit sind rund 150.000 unbesetzte Stellen in den Handwerksbetrieben gemeldet. Lesen Sie auch: Fachkräfte-Einwanderung: Handwerk erhöht den Druck

Der tatsächliche Fachkräftebedarf liegt noch höher, "weil nicht alle Betriebe ihre offenen Stellen bei den Arbeitsagenturen melden", so das ZDH. Der Verband geht aufgrund von Rückmeldungen aus den Handwerkskammern und Innungen davon aus, dass rund 250.000 Fachkräfte fehlen – und es werden täglich mehr.

Handwerk: 40.000 Ausbildungsstellen unbesetzt

ZDH-Präsident Jörg Dittrich sagte in einem Interview, dass im Handwerk knapp 40.000 Ausbildungsstellen unbesetzt sind. Besonders groß ist demnach der Bedarf bei den Klimaberufen, etwa bei Heizung-Sanitär-Klima, bei Elektroinstallateuren und generell am Bau. Aber auch in den Lebensmittel- oder in den handwerklichen Gesundheits-Berufen seien viele Ausbildungsplätze offen.

Die Branche verfolgt mehrere Lösungsansätze. Zum einen wirbt sie im eigenen Interesse für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie hofft, dass dann mehr Frauen die Möglichkeit bekommen in Vollzeit zu arbeiten.

Um die inländischen Fachkräfte-Potenziale besser zu heben, will man zum anderen die Schulabgänger besser ansprechen. An den Gymnasien ist es nach Dittrichs Eindruck immer noch so, dass die Schülerinnen und Schüler vor allem eine Studienberatung erhalten und die Perspektiven beruflicher Bildung unterbelichtet werden. Aber auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz könne einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten. Das könnte Sie auch interessieren: Einbürgerung: Schneller Deutscher werden – so soll es gehen