Jena. Beobachtungen beim innerstädtischen Trödelmarkt am Sonnabend. Ausweitung auf Johannisplatz hat noch nicht stark gefruchtet.

Mareen Zimmermann war weit davon entfernt zu klagen. Die Mitstreiterin der Initiative Innenstadt e.V. hat am Sonnabend am Johannisplatz ausgeharrt, um zu sehen: Wie wird beim Trödelmarkt die erstmalige Ausweitung der Handelszone auf die Fläche vor der Neuen Mitte am Leutragraben und auf den Johannisplatz angenommen? Und es wurde deutlich: Zum Johannisplatz hin sei die Besucherfrequenz an den Trödelständen etwas abgeflaut, berichtete Mareen Zimmermann, die die Geschäfte des Ibis-Hotels am Holzmarkt führt. Das Einbeziehen des Johannisplatzes müsse sich wohl noch etwas rumsprechen. Aus Mareen Zimmermanns Sicht bleibt die Hoffnung, mit jener Neuerung an den Trödel-Sonnabenden die Besucherströme quasi an die Geschäfte der Wagnergasse anzuschließen.

Ein Geben und Nehmen auf vernünftigem Niveau

So recht zufrieden war am anderen Ende der Trödelmarkt-Meile auch Jens Dreiocker nicht. Der 40-jährige Jenaer hatte am Holzmarkt seinen Trödelstand in Position gebracht. Hier eine Saftpresse, Sonnenbrillen, Comics, da Computerspiele und Amiga-Schallplatten – sein Angebot mutete sehr breit an. Am frühen Nachmittag und seit 6 Uhr im Händler-Modus konstatierte er: „Ich hatte mir mehr Zuspruch erhofft. Es ärgert mich schon, dass es nicht so läuft.“ Aber bitte keine Missverständnisse: Er lebe nicht vom Trödeln, sagte der Bürokaufmann, der sich, wie er erläuterte, beruflich gerade „in Richtung Handwerk“ neu orientiert. Er sei auch nicht immer bei den monatlichen Märkten dabei. Doch folgt Dreiocker einer bündigen Philosophie: Er schöpfe das Angebot vollständig aus seiner Privatsphäre. „Als DDR-Kind sehe ich vieles, was man doch nicht einfach so wegschmeißen kann.“ Ihn treibe die Idee an, „dass Produkte länger genutzt werden“.

Trotz der entwicklungsfähigen Umsätze gibt Dreiocker den Optimisten: „Ich bin schön an die Sonne gekommen.“ Man könne das auch als „standortgebundenen Klein-Urlaub“ sehen. „Und man erfährt immer auch mal neue Sachen“; zum Beispiel, dass an der Bügel-Innenseite die UV-Filterdaten von Sonnenbrillen eingelassen sein müssen, wenn es sich um ein seriöses Produkt handelt. Und wie er es mit dem Feilschen hält? „Eine Frage der Tagesform. Man kann, will aber nicht immer.“ Das müsse ein Geben und Nehmen auf vernünftigem Niveau sein; Schnäppchenjägerei auf Teufel komm raus möge er nicht. Neulich habe ihm jemand für einen Euro ein Computerspiel abgekauft. Später, sagt Dreiocker, habe er gehört, dass jenes Spiel als mittlerweile rares Gut 80 Euro wert sei. Hätte er also mehr Warenkunde betreiben müssen? „‘Hätte‘ ist der falsche Ansatz“, sagt Dreiocker. Es bleibe abzuwägen, wann und wo der Trödelhändler Zeit investiere. Etwa in die Computerspiele-Welt? Das sei immerhin auch Lebenszeit.