Erfurt. Thüringens Autozulieferer sehen die Digitalisierung als dringend an. Warum sie aber noch zu wenig dafür tun.

Die Thüringer Automobilzulieferer haben die Digitalisierung als wichtige Herausforderung erkannt. Das belegt die jüngste Umfrage des Branchenclusters Automotive Thüringen unter den Mitgliedsunternehmen.

Über die Hälfte der beteiligten Unternehmen bestätigen demnach eine hohe Bedeutung der Digitalisierung für ihre Geschäftstätigkeit. Weitere 45 Prozent messen dieser eine mittlere Bedeutung zu. Ein wesentliches Ergebnis ist allerdings, dass 80 Prozent der befragten Unternehmen Projekte zur Erhöhung des Digitalisierungsgrades planen.

Digitalisierungsvorhaben als Chefsache

Deren Umsetzung erfolgt bislang allerdings nur in ausgewählten Unternehmensbereichen und Geschäftsprozessen. Die Initiierung von Digitalisierungsvorhaben ist weit überwiegend „Chefsache“. 80 Prozent der befragten Unternehmen planen mittelfristig Projekte zur Erhöhung des Digitalisierungsgrades.

„Diese Antwort-Facetten legen die Schlussfolgerung nahe, dass für die von den Unternehmen beabsichtigte Erhöhung des Digitalisierungsgrades eine Ausweitung und Vertiefung der Kompetenzentwicklung unverzichtbar sein wird“, sagt Rico Chmelik, Geschäftsführer des Branchenclusters Automotive Thüringen.

Beschäftigung mit digitalen Geschäftsmodellen

Die Kompetenzentwicklung von Mitarbeitern und Unternehmen schließt demnach auch die Beschäftigung mit möglichen digitalen Geschäftsmodellen und digitalen Services ein, die heute bei lediglich 30 Prozent der befragten Unternehmen ein Thema ist.

Als Treiber der Digitalisierung sind zwei wesentliche Handlungsfelder erkennbar: zum einen die Notwendigkeit zum digitalen Datenaustausch mit externen Partnern – etwa Kunden und Lieferanten – sowie zum andern den Einsatz von digitalen Unterstützungen zur Optimierung innerbetrieblicher Prozesse.

Datenerfassung und -auswertung als Voraussetzung

Für beide Handlungsfelder ist das digitale Datenmanagement die wesentliche Grundlage. Dies bestätigen die Antworten von rund drei Viertel der befragten Unternehmen, die entlang der innerbetrieblichen Wertschöpfung Daten digital erfassen und auswerten.

Die digitale Datenerfassung und -auswertung ist Voraussetzung, um bestimmte Daten – zum Beispiel bei Auftrags-, Produktions-, Qualitäts- und Lieferdaten – anforderungsgerecht mit externen Partnern auszutauschen. Dieser digitale Datenaustausch mit externen Partnern wird heute schon von zwei Dritteln der befragten Unternehmen praktiziert.

Mangelnder Personalverfügbarkeit begegnen

Digitalisierung ist überdies ein wichtiges Werkzeug, um innerbetriebliche Prozesse zu optimieren, der mangelnden Personalverfügbarkeit durch Reduzierung manueller Aufwendungen zu begegnen und die Transparenz von Abläufen zu verbessern. Diese innerbetriebliche Optimierung ist bei den befragten Unternehmen weit überwiegend ein wesentliches Motiv der Digitalisierung.

Beteiligt haben sich an der Umfrage 80 Thüringer Unternehmen mit circa 11.500 Beschäftigten – zwei Drittel davon sind Zulieferunternehmen und etwa ein Drittel Anlagen- und Maschinenhersteller sowie Industrie-, Forschungs- und Entwicklungsdienstleister.

45 Prozent der beteiligten Unternehmen sind laut Automotive Thüringen Kleinunternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten und weitere 30 Prozent sind mittlere Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten, so dass das Segment der kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Sicht des Clusters auch repräsentativ abgebildet ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eichsfelder Betrieb profitiert von Elektro-Boom und baut Produktion aus

Studie: Wirtschaftswachstum in Thüringen durch erneuerbare Energien