Erfurt. Die Firmengründer der Nachwendezeit sind ins Rentenalter gekommen. Hunderte Betriebe in Thüringen sind deswegen auf der Suche nach einem Nachfolger. Eine Werbetour in den nächsten Wochen durch den Freistaat soll helfen.

Thüringens Gründergeneration der Nachwendezeit ist ins Rentenalter gekommen – daher stehen Hunderte Betriebe im Freistaat vor der Suche nach einem Nachfolger.

So sind allein in den nächsten fünf Jahren 3100 Firmeninhaber mit der Übergabe ihres Lebenswerkes beschäftigt. Allerdings ist die Regelung der Nachfolge ein Prozess, der einige Jahre in Anspruch nimmt, bedauert Detlef Schmidt-Schoele die Tatsache, dass viele Unternehmer erst spät zur Beratung kommen.

Er ist als Nachfolgelotse in Thüringen aktiv und hat die Erfahrung gemacht, dass es nicht die 55-jährigen Unternehmer sind, die seine Dienste in Anspruch nehmen wollen. „Das sind zum Teil Firmeninhaber im Alter zwischen 70 und 75 Jahren, die sich für fit halten und nicht verstehen, warum die Beschäftigten fragen, wie es weitergehen soll“, so Schmidt-Schoele. Allerdings seien derartige Anfragen bereits ein Alarmsignal, oftmals verlassen die besten Leute die Firma und sichern damit ihre eigene Zukunft ab.

Die Regelung der Nachfolge ist von essenzieller Bedeutung, versicherte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD): „Die Thüringer Wirtschaft steckt mitten in einem Generationswechsel“. Diese Situation biete aber auch viele Chancen für potenzielle Firmengründer. Bei Existenzgründungen in der Form einer Nachfolge seien „Produkte, Umsätze, Mitarbeiter und Verbindungen zu Lieferanten. Kunden und Partnern bereits vorhanden“, so der Minister.

Bereits zum zehnten Mal startete daher jetzt eine Roadshow „Unternehmensnachfolge“ im Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (Thex) in Erfurt. In den nächsten drei Monaten sind die Experten im gesamten Land unterwegs, um für die rechtzeitige Regelung der Unternehmensnachfolge zu werben.

Jede der rund zweistündigen Veranstaltungen bietet einen Überblick über die notwendigen Schritte, Erfordernisse und die gezielten Unterstützungsmöglichkeiten durch die Angebote des Thex, der Industrie- und Handels- und Handwerkskammern sowie die Finanzierungsinstrumente der Thüringer Aufbaubank, der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft und der Bürgschaftsbank Thüringen.

Zudem besteht immer auch die Möglichkeit, mit den Experten und Geschäftsführern anderer Unternehmen mit Nachfolgeerfahrung ins Gespräch zu kommen. Eine wichtige Frage ist dabei auch immer die des Unternehmenswerts, denn mit der Unternehmensbewertung wird die Grundlage für die Höhe eines potenziellen Preises gelegt. Auch hier bietet die Roadshow Beratung an.

Mit einem Partner hat Lars Neumann die Firma Saale Feuerschutz in Saalfeld übernommen. Die vier Gesellschafter, die das Unternehmen zuvor geführt hatten, seien schrittweise ausgeschieden, so Neumann. Der Prozess habe sich über viereinhalb Jahre hingezogen.

„Anfangs waren die früheren Kollegen skeptisch, wenn einer aus ihren Reihen der neue Chef wird“, berichtete Neumann. In der Zwischenzeit habe man das aber akzeptiert und ziehe mit, so Neumann. Die Firma ist auf die Brandschutzausstattungen und auf Feuerlöscher spezialisiert und hat 20 Beschäftigte.

Nur noch knapp die Hälfte der Firmennachfolger kommen in Thüringen derzeit aus der eigenen Familie. Ein Beispiel dafür ist der Industriedienstleiter HS Industrie Service in Nordhausen und Gotha. Hier hat Carina-Schmidt-Pförtner die Firma ihres Vaters übernommen und führt den 40-Mann-Betrieb inzwischen erfolgreich fort.