Eisenberg. Einen Nerv getroffen: Das neue Tattoo-Studio auf dem Eisenberger Steinweg ist bereits gut ausgelastet. Tätowierungen sind persönlicher geworden.

Andreas und Lyn Dee Freyberger tragen ihren Beruf auf der Haut. Die beiden sind Tätowierer und haben Anfang Juni auf dem Eisenberger Steinweg ihr Studio „Sinco Cronas“ eröffnet, in Zusammenarbeit mit der Kosmetikerin Charlotte Jahnke. Einen Nerv hat man in der Stadt offenbar getroffen. „Wir sind zwar erst ein paar Tage hier, aber bereits für etliche Wochen ausgebucht“, sagt Andreas Freyberger mit österreichischem Akzent. „Als hätten die Leute hier auf einen guten Tätowierer gewartet.“

Er selbst kommt aus Wien, seine Frau ursprünglich aus Weißenfels. Nun verbringen die beiden samt Tochter Alysha einen Teil ihrer Zeit in der Kreisstadt. Tattoos seien längst keine schmuddelige Angelegenheit von Punkern oder Gefängnisinsassen. „Heute tragen sogar Menschen in Werbefilmen für Banken Tätowierung“, sagt er. Viele Tattoo-Künstler kämen inzwischen von der Kunstakademie oder seien Designer.

Längst sind Musiker oder Fußball-Profis mit aufwendigen Tätowierungen Vorbilder, an denen sich nicht nur die Jugend orientiert. „Es dauert vielleicht noch eine Generation, dann finden es alle Menschen ganz normal.“ Schon heute gebe es in den meisten Familien jemanden mit einer Tätowierung. Entsprechend hat sich die Berufsgruppe der Tattoo-Künstler herausgebildet und immer weiter professionalisiert. Heute müsse man neben den künstlerischen Fertigkeiten auch kundig sein zu Allergien oder Hautkrankheiten, damit beim Tätowieren nichts schief geht.

Arbeit erfordert viel Konzentration

Die Fassade wird noch neu gestrichen, in Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Dann wird von außen gut zu erkennen sein, was jetzt im früheren Mekong-Haus angeboten wird.

Die regulären Öffnungszeiten sind kurz: Von 11 bis 13 Uhr – und da werden hauptsächlich Termine abgesprochen. Gearbeitet wird auch vorher und hinterher. „Das ist anstrengende Arbeit, die volle Konzentration erfordert“. Ein Bild, das die Schulter umfasst, kann je nach Ausführung zwischen drei und sieben Stunden dauern – und ganz billig ist die Kunst auf der Haut nicht. Je nach Größe und Aufwand können auch vierstellige Beträge anfallen. Skeptisch hingegen müsse man sein, wenn jemand sehr preisgünstig arbeite und kurzfristig Termine vergebe. Da müsse man Zweifel an der Qualität haben: „Wir bessern auch viele Sachen aus, die Kunden nicht mehr gefallen – auch weil sie anderswo nicht gut gemacht waren.“ Grundsätzlich müssten Kunden zufrieden sein mit der Kunst der Freybergers. „Man trägt sie ein Leben lang.“

Kundengeschmack und Motive unterliegen dabei einem Wandel. „Es sind immer öfter sehr persönliche Sachen.“ Und das vor 15 Jahren so populäre „Arschgeweih“? „Die Zeiten sind vorbei. Zum Glück.“