Pößneck. Ralf Weiße löst Berthold Steffen im Amt des Verbandsvorsitzenden ab

Der Zweckverband Wasser und Abwasser Orla mit Sitz in Pößneck hat eine neue Führungsriege. Die entsprechenden geheimen Wahlen fanden am Dienstagabend in einem längeren öffentlichen Teil der Verbandsversammlung statt. Das Stühle­rücken wurde notwendig, weil der Verbandsvorsitzende Berthold Steffen (Freie Wähler), Altbürgermeister von Triptis, nicht befugt ist, das Amt über den 31. Mai hinaus auszuüben.

Ralf Weiße (BfN), Bürgermeister von Neustadt und bisheriger erster Stellvertreter des Verbandsvorsitzenden, wurde mit den 51 Stimmen der 26 anwesenden Verbandsräte einhellig zu Steffens Nachfolger gewählt. Michael Modde (parteilos), Bürgermeister von Pößneck und bisheriger zweiter Stellvertreter, ist nun erster Vize, wobei ihm mit nur 49 der 51 möglichen Stimmen das Vertrauen ausgesprochen wurde. Heiko Schoberth (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Oppurg, bisher nur Mitglied des Verbandsausschusses, dem auch alle Vorsitzenden angehören, wurde einstimmig zum zweiten Stellvertreter gewählt.

Weiße, Modde und Schoberth wurden von Steffen für die jeweiligen Ämter vorgeschlagen. Gegenkandidaturen oder Vorschläge aus den Reihen der weiteren Bürgermeister oder deren Vertreter in der Verbandsversammlung gab es nicht.

Wahrnehmungen des ländlichen Raums

Lediglich um Steffens Sitz im Verbandsausschuss, dem zweitwichtigsten Organ von Orlawasser nach der Verbands­versammlung, gab es einen Wettbewerb. Steffen schlug den Triptiser Bürgermeister Peter Orosz (Feuerwehrverein) vor. Daraufhin nominierte Anke Czieslik (parteilos), Bürgermeisterin von Wilhelmsdorf, ihren Langenorlaer Kollegen Lars Fröhlich (parteilos), damit nicht nur die Städte, sondern auch der ländliche Raum in dem Gremium vertreten sein soll, wie sie sagte. „Der ländliche Raum ist vertreten“, hielt Steffen dagegen und verlas die Namen der Bürgermeisterinnen von Dreba und Kospoda sowie jenen des Bürgermeisters von Dreitzsch, die dem Verbandsausschuss neben Schoberth seit längerer Zeit angehören. Schließlich erhielt Orosz 31 Stimmen, Fröhlich nur 18, eine weitere Stimme war ungültig. Am Rande der Sitzung stellte Modde fest: „Wir sind hier alle ländlicher Raum.“

Er trete in große Fußstapfen, sagte Weiße in seinem ersten Interview als ­Verbands­vorsitzender. Als Ziele nannte er unter anderem: „die Gebühren stabil zu halten, wobei wir alle wissen, dass das nicht einfach sein wird“; im seit jeher sensiblen Wasser/Abwasser-Bereich „für die Bürger transparent zu arbeiten“; den „Service auf dem vorhandenen hohen Niveau zu halten“. Aufgabe der Verbandsversammlung bleibe zu schauen, was gemacht werden müsse und was man sich leisten könne mit dem Ziel, flächendeckend eine „vernünftigen Infrastruktur“ zu erreichen. Seit fünf Jahren im Verbandsausschuss mitwirkend – zu Beginn in Vertretung seines dauerkranken Neustädter Amts­vorgängers Arthur Hoffmann –, seien ihm alle Probleme von Orlawasser bekannt, von nicht bezahlten Rechnungen der Gemeinde Krölpa bis zum schwermetallverseuchten Gelände der alten Kläranlage in Pößneck. Weiße wurde für fünf Jahre zum Vorsitzenden gewählt.

Steffen wurde von der Verbandsversammlung mit einem Hydranten verabschiedet, der mit einer Fuchsie bepflanzt ist. Die „ganz großen Probleme“ habe es vor seiner Zeit gegeben, sagte er bescheiden. Als seinen schönsten Moment bezeichnete er den Tag vor zwei Jahren im März, als er von ­Werkleiter Volkmar Göschka angerufen und informiert ­wurde, dass der Zweck­verband schuldenfrei sei. Mittlerweile habe man neue Kredite ­aufgenommen, allerdings zweckgebunden für Investitionen. Was ihm zu seinem Ärger nicht gelungen sei, ist, das Problem der alten Kläranlage zu erledigen. Hier sei dem Zweck­verband weder von CDU-geführten Landesregierungen, noch von Rot-Rot-Grün geholfen worden. Und nie werde er den 27. Juni 2018 vergessen. An diesem Tag wurde im Pößnecker Schützenhaus das 25-Jährige des Zweckverbandes gefeiert und extra hatte man die Übertragung des Fußballweltmeisterschaftsspieles Deutschland gegen Südkorea ins Programm eingebaut, leider, denn die unerwartete 0:2-Niederlage und das Aus der Nationalmannschaft in dem Turnier habe die Stimmung auf der Feier völlig versaut.

Steffen habe es am längsten an der Spitze des Zweckverbandes ausgehalten, sagte Göschka scherzhaft. Gründungsvorsitzender war übrigens Weißes Vorvorgänger in Neustadt, Klaus Mailbeck, der Orlawasser von Januar 1993 bis Oktober 1994 führte, um das Amt abgeben zu müssen, weil er nicht mehr Bürgermeister war. Es folgte Moddes Vorgänger in Pößneck, Michael Roolant, der im Mai 1996 hinschmiss. Bis September 1996 stand der damalige SOK-Landrat Peter Stephan dem Zweckverband kommissarisch vor. Fast zehn Jahre, bis Mitte 2006, war der Rechtsanwalt Norbert Schäfer als Beauftragter Chef dieser kommunalen Familie. Steffen blickt also auf eine knapp dreizehnjährige Amtszeit zurück und hinterlässt, wie es sein Nachfolger erklärte, „geordnete Verhältnisse“.

Dem Zweckverband Wasser und Abwasser Orla mit Sitz in Pößneck gehören bis auf Krölpa sämtliche Gemeinden und Städte des Orlatales an, er ist Ver- und Entsorger für etwa 42.000 Menschen.