Erfurt. Eine Erfurter Schule ist wegen des Coronavirus bereits geschlossen worden. Zwei unserer Redakteurinnen diskutieren das Für und Wider solcher Maßnahmen.

Am Donnerstag ist die evangelische Grundschule in Erfurt vorübergehend geschlossen worden. Grund dafür ist ein noch ausstehendes Coronatestergebnis eines Schülers. Weitere Schulen und Kindertagesstätten in Thüringen könnten dem Beispiel folgen.

Handelt es sich hierbei um eine Überreaktion oder eine bedachte Vorsichtsmaßnahme?

Pro: Nicht warten, bis uns die Zeit davon läuft

Elena Rauch findet, es ist jetzt Zeit für Schulschließungen

Elena Rauch.
Elena Rauch. © Andreas Wetzel

Es wäre ein radikaler Schnitt, von dem es im Rückblick vielleicht heißen wird, er war überzogen.

Vielleicht aber auch nicht, wir wissen es nicht und das ist das Problem. Zu den wenigen Gewissheiten, die wir derzeit haben, gehört die Notwendigkeit, alles Denkbare zu tun, was die Corona-Ausbreitung verlangsamen kann.

In Schulen, wo es Verdachtsfälle gibt, läuft der Unterricht ohnehin oft schon auf Sparflamme und das wird zunehmen. Lehrer, Schüler und Eltern sind verunsichert, Schulleitungen müssen Entscheidungen fällen, die eigentlich zentral geregelt gehören.

Man muss es ja nicht „Coronaferien“ nennen. Es wäre auch Gelegenheit, auf die Kompetenzen der „Digital Natives“ zurückzugreifen, über soziale Netzwerke lassen sich auch Aufgaben stellen und Kontakte halten. Fertige Rezepte gibt es nicht, aber sicher kreative wie pragmatische Wege.

Zweifellos ist es schwer, in dieser Situation die Balance zwischen Vorsicht und Alarmismus zu finden. Doch wenn das Gebot der Stunde lautet, Zeit zu gewinnen, müssen wir aufpassen, dass uns diese nicht davonläuft.

Kontra: Wer betreut die Kinder bei Schulausfall?

Sibylle Göbel findet, Schulschließungen sind keine gute Lösung

Sibylle Göbel.
Sibylle Göbel. © Mediengruppe Thüringen

Kitas und Schulen schließen? Bloß nicht. Denn die Kinder müssten ja trotzdem betreut werden - wenn nicht von den Eltern, dann oft von Oma und Opa. Mithin genau von der Gruppe, für die das Virus besonders gefährlich ist.

Zu bedenken ist aber auch: Wenn sich berufstätige Eltern für wer weiß wie lange aus dem Job verabschieden, wie sollen dann noch Bereiche funktionieren, in denen es ohne sie nicht geht: Krankenhäuser etwa, Pflegeheime, der Handel? Home Office ist nun mal nicht überall machbar.

Natürlich lässt sich einwenden, dass Beschäftigte mit Kindern das Virus, wenn es denn der Nachwuchs aufgelesen hat, überall hin tragen. Aber dafür gibt es Personalschleusen und Hygienevorschriften.

Da ist es auch wenig hilfreich, dass jetzt ein Berufschauvi wie Jörg Kachelmann twittert: „Es ist Arbeitgebern gelungen, die rückstandsfreie Lagerung von Kindern als emanzipatorisches Projekt umzudichten.“

Denn so unglaublich das für manchen alten Mann auch ist: Ja, es gibt Frauen, die ihr eigenes Geld verdienen wollen. Und nur mit Kind und Job glücklich sind.

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