Die beste Krankheit nützt nichts, sagt der Volksmund. Wir möchten alle lange gesund bleiben. Es ist gut, auf seinen Körper zu hören, aber auch ganz pragmatisch sinnvoll, regelmäßig alles checken zu lassen. Es gibt Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt, beim Zahnarzt, beim Gynäkologen und in Kliniken auch private Angebote, um sich durchchecken zu lassen. Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf leitet den Firmen Check-Up der Zentralklinik Bad Berka.

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf, wie oft sollte man sich checken lassen?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Da gibt es Vorgaben. Ab 35 alle zwei Jahre. Daran kann man sich gut orientieren.

Wenn man keine Symptome hat, dürften ja relativ selten Unregelmäßigkeiten bei den Laborwerten oder bei anderen diagnostischen Auswertungen zu finden sein, oder?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Ich würde sagen, in der Regel stimmt das. Keine Symptome zu haben, ist schon einmal sehr gut. Aber es gibt Überraschungen. Auch bei sich gesund fühlenden Menschen, kann das Blutbild Unregelmäßigkeiten zeigen. Dann kann man frühzeitig reagieren und das ist auch der beste Grund, einen Check-Up zu machen.

Bei einem Check-Up wird auch ein großes Blutbild gemacht, was bedeuten einzelne erhöhte bzw. auch zu niedrige Werte?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf, Leiter des Firmen Check-Up der Zentralklinik Bad Berka, gibt Tipps rund um Vorsorgeuntersuchungen.
Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf, Leiter des Firmen Check-Up der Zentralklinik Bad Berka, gibt Tipps rund um Vorsorgeuntersuchungen. © Zentralklinik Bad Berka

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Beim großen Blutbild lassen sich viele Diagnosen ableiten, z. B. eine Blutarmut, Eisenmangelanämie, B 12-Mangel, Entzündungen.

Bei welchen Symptomen sollte man unbedingt einen Check up?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Es gibt Alarmzeichen. Dazu gehören Schwindel, Doppelbilder, Luftnot, schwarzer Stuhl, Brustschmerzen.

Sind Hypochonder öfter bei Ihnen?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Das hätte ich früher gedacht, es hat sich allerdings nicht bestätigt. Es kommen Menschen, die eine gute Körperwahrnehmung haben und auch Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen.

Mehr Frauen oder mehr Männer?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Beim Check-Up sind die Männer in der Überzahl, aber das hat auch mit diesen speziellen Check-Up-Angeboten zu tun. Sonst habe ich die Erfahrung gemacht, dass Frauen öfter zum Arzt gehen und besser auf sich achten.

Kann man auch einige Tests zuhause selber machen, z. B. Urintests?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Ich denke, dass das gar nicht schlecht ist, damit kann testen, ob Infektionen vorliegen oder ob Eiweiß im Urin ist. Auch die Teststreifen, mit denen man Blut im Stuhl nachweisen kann, sind zu empfehlen. Diese Eigentests sollten bei Auffälligkeiten dann auch beim Arztbesuch vorgelegt und ggfs. kontrolliert werden.

Betrifft das auch Puls- und Blutdruckmessungen?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Man weiß nicht, ob alle Geräte gut messen. Wenn man jedoch ein modernes, gutes Gerät hat, kann man es nur empfehlen.

Wer sollte – unabhängig von Symptomen – regelmäßige Checks machen, z. B. bei familiären Krankheitshäufungen?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Ich würde empfehlen, dass man für jeden Patienten ein Risikoprofil erstellen sollte. Es gibt z. B. Tumorfamilien, da ist es sinnvoll, entsprechende Vorsorgeuntersuchungen viel früher zu machen. Bei familiärem Darmkrebs bedeutet das, man müsste 10 Jahre vor der Ersterkrankung des Familienmitglieds eine Darmspiegelung, Koloskopie, machen.

Gibt es unterschiedliche Herangehensweisen bei Männern und Frauen? Herzprobleme machen sich ja bei Frauen auch anders bemerkbar?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Wir sind stetig dabei, das Check-Up-Programm weiter zu entwickeln. Und natürlich braucht man geschlechtsspezifische Module – bspw. zur Früherkennung von Osteoporose oder die Bestimmung der Geschlechtshormone bei klimaterischen Beschwerden.

Gibt es auch Fälle von Patienten, die trotz heftiger Symptome völlig gesund sind?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Ja, das kommt vor. Es ist selten. Für einen Arzt ist es schwierig, weil man dann immer darüber nachdenkt, ob man etwas übersehen hat.

Und das Gegenteil?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Das gibt es häufiger. Viele Patienten merken, dass etwas nicht in Ordnung ist und gehen trotzdem nicht zum Arzt. Das ist leider oft ein großer Fehler.

Wann haben Sie sich das letzte Mal checken lassen?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Vor drei Jahren. Ich müsste also auch dieses Jahr wieder zum Check.

Mag man gut vorbereitete Patienten?

Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf: Der moderne Arzt mag autonome Patienten. Als Arzt möchte man gut beraten und mit dem Patienten gemeinsame Entscheidungen bezüglich Diagnostik und Therapie treffen.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

Interview: Anke Geyer

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Freche Fragen an Chefärzte – jetzt auch als Podcast.
Freche Fragen an Chefärzte – jetzt auch als Podcast. © Zentralklinik Bad Berka