Erfurt. The-Who-Sänger Roger Daltrey feiert Geburtstag und Christian Werner legt dessen Solo-Album „As long as I have you“ auf.

Einst hoffte er zu sterben, bevor er alt werde. Das sang Roger Daltrey jedenfalls im jugendlichen Überschwang 1964 im Song „My Generation”. Er war zu dem Zeitpunkt 20 Jahre jung – heuer, am 1. März 2024, ist der Sänger von The Who 80 Lenze alt geworden.

Reif fürs Altenteil oder gar den Altenstift ist das britische Kraftpaket längst nicht. Nicht mit dieser Stimme, die immer noch, so scheint es, Berge versetzen will und gefühlt auch kann. Mit dem alten Buddy Pete Townshend, mit dem er sich so oft gezofft und wieder vertragen hat, zieht Daltrey als The Who sprichwörtlich immer noch um die Häuser. Erst im vergangenen Jahr setzten die beiden musikalischen Haudegen ihre Tour mit Band und Orchester fort.

Daltrey zeigt sein Faible für Soulmusik

Auch ohne The Who ist Daltrey aktiv, als Schauspieler, aber auch als Musiker. Sein letztes Solo-Album „As I long I have you“ erschien vor sechs Jahren (abgesehen vom drei Jahre später erschienenen „Tommy“-Orchesterprojekt). Der Sänger zeigt auf den zehn Songs sein Faible für Soul, eine Leidenschaft, die bis vor seine Zeit bei The Who reicht. Der große und übermäßige Songschreiber war er nie, auch wenn er Co-Autor von Who-Hits wie „Anyway, Anyhow, Anywhere“ ist. Bei drei der zehn Songs der Solo-Platte von 2018 hat er immerhin mitgeschrieben, „Always heading home“ gehört sogar zu den am meisten berührenden Stücken des Albums. Der Rest sind Cover-Versionen, die sich auch bei Funk und Country bedienen.

Das Cover des Albums „As long as I have you“ von Roger Daltrey.
Das Cover des Albums „As long as I have you“ von Roger Daltrey. © Polydor/Universal

Daltrey donnert mal wie ein D-Zug durchs Arrangement, etwa wie im Titelsong, mal croont er gefühlig, als ginge es darum, auch mit seinen damals 74 Jahren die Frau fürs Leben zu gewinnen. – Ein Spannungsfeld, das die Vielseitigkeit von Daltreys musikalischem, vor allem aber stimmlichem Können und seiner Persönlichkeit gut umreißt.

Sänger einer der bekanntesten Rock-Bands

Mit Produzent Dave Eringa (Hausproduzent der Manic Street Preachers) kreiert Daltrey einen eigenen Northern Soul, der seinen Background als Sänger einer der bekanntesten Rock-Bands des Planeten, als auch der Historie seiner Auswahl an Coversongs huldigt. Und die reicht weit zurück, „Out of Sight, out of Mind” von den Five Keys erstmals 1956 aufgenommen, ist der älteste Song der Platte.

Who-Sänger Roger Daltrey wird 80

Roger Daltrey von der britischen Band The Who feirte am 1. März 2024 seinen 80. Geburtstag. Auf dem Foto ist er bei einem Auftritt 2016 in der Unipol-Arena in Bologna zu sehen.
Roger Daltrey von der britischen Band The Who feirte am 1. März 2024 seinen 80. Geburtstag. Auf dem Foto ist er bei einem Auftritt 2016 in der Unipol-Arena in Bologna zu sehen. © DPA Images | Giorgio Benvenuti
Roger Daltrey (zweiter von rechts) ist Sänger von The Who, hier im Jahr 1978 mit Keith Moon (links), Pete Townshend und John Entwistle (rechts).
Roger Daltrey (zweiter von rechts) ist Sänger von The Who, hier im Jahr 1978 mit Keith Moon (links), Pete Townshend und John Entwistle (rechts). © DPA Images
Sänger Roger Daltrey (links) und Gitarrist Pete Townshend spielen mit der Band The Who am 17. September 2016 ein Konzert in der Unipol-Arena im italienischen Bologna. Das schwingende Mikrofon ist ein Markenzeichen Daltreys.
Sänger Roger Daltrey (links) und Gitarrist Pete Townshend spielen mit der Band The Who am 17. September 2016 ein Konzert in der Unipol-Arena im italienischen Bologna. Das schwingende Mikrofon ist ein Markenzeichen Daltreys. © DPA Images | Giorgio Benvenuti
The Who spielen am 26. September 1965 in Kopenhagen ein Konzert: (von links) Roger Daltrey, Pete Townshend, John Entwistle und Keith Moon – eine Gitarre liegt auf dem Boden. Gitarrist Townshend war in den 60er- und 70er-Jahren berühmt dafür, bei Konzerten seine Gitarre hinzuschmeißen, Sänger Daltrey für das Schleudern seines Mikrofons.
The Who spielen am 26. September 1965 in Kopenhagen ein Konzert: (von links) Roger Daltrey, Pete Townshend, John Entwistle und Keith Moon – eine Gitarre liegt auf dem Boden. Gitarrist Townshend war in den 60er- und 70er-Jahren berühmt dafür, bei Konzerten seine Gitarre hinzuschmeißen, Sänger Daltrey für das Schleudern seines Mikrofons. © DPA Images | Erik Petersen
Roger Daltrey war auch als Schauspieler in zahlreichen Filmen, Theaterstücken und Fernsehfilmen zu sehen. Das Foto wurde während der Filmfestspiele von Cannes im Mai 1979 aufgenommen.
Roger Daltrey war auch als Schauspieler in zahlreichen Filmen, Theaterstücken und Fernsehfilmen zu sehen. Das Foto wurde während der Filmfestspiele von Cannes im Mai 1979 aufgenommen. © epd | Philippe Ledru / akg-images
Roger Daltrey (links) und Pete Townshend treten als The Who am 28. Juni 2015 beim Glastonbury-Festival in Großbritannien auf.
Roger Daltrey (links) und Pete Townshend treten als The Who am 28. Juni 2015 beim Glastonbury-Festival in Großbritannien auf. © DPA Images | Hannah Mckay
Roger Harry Daltrey, geboren am 1. März 1944 in Shepherd‘s Bush, einem Vorort von London, ist ein britischer Sänger und Gründungsmitglied der Band The Who.
Roger Harry Daltrey, geboren am 1. März 1944 in Shepherd‘s Bush, einem Vorort von London, ist ein britischer Sänger und Gründungsmitglied der Band The Who. © Polydor/Universal | Steve Schofield
Daltrey hat neben seiner Hauptband The Who andere Musikprojekte umgesetzt und mehrere Solo-Alben aufgenommen. Das Cover zeigt das Album „As long as I have you“ von 2018.
Daltrey hat neben seiner Hauptband The Who andere Musikprojekte umgesetzt und mehrere Solo-Alben aufgenommen. Das Cover zeigt das Album „As long as I have you“ von 2018. © Polydor/Universal
Roger Daltrey und Schlagzeuger Zak Starkey, Sohn von Ringo Starr, beim Konzert von The Who am 20. Juni 2023 auf der Berliner Waldbühne.
Roger Daltrey und Schlagzeuger Zak Starkey, Sohn von Ringo Starr, beim Konzert von The Who am 20. Juni 2023 auf der Berliner Waldbühne. © DPA Images | Carsten Koall
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Es liegen Welten zwischen dem Stevie-Wonder-Stück „You haven’t done nothing“, das überladen vor Kraft kaum laufen kann und von der gepressten Gesangsstimme vorangetrieben wird, sowie der Verletzlichkeit von „Into my Arms“, im Original von Nick Cave and The bad Seeds. Wenn Daltrey im Refrain den Liedtitel mit brüchiger Stimme intoniert, berührt das noch mehr, als im eindringlichen Original, dem er erst ansonsten treu bleibt.

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Und auch bei diesem Projekt, so scheint es, weicht Townshend nicht von seiner Seite, bei sieben der Songs spielt er Gitarre. Zwei Gefährten hatten sie immerhin schon verloren: Schlagzeuger Keith Moon 1978 und Bassist John Entwistle 2002. Die verbleibende Zeit ist zu kostbar für Streitereien.

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