Kunstpause: Frank Quilitzsch hat Thomas Thieme im Homeoffice besucht

Nach einer Woche Homeoffice muss ich mal raus. Ich fahre nach Weimar und besuche den Schauspieler Thomas Thieme.

Sein Homeoffice ist größer als meins. „Wohnzimmer, Esszimmer oder Bibliothek?“, fragt er, nachdem wir uns aus gebührendem Abstand begrüßt haben.

„Fernsehzimmer“, sage ich.

Dort haben wir in den Jahren vor Corona gesessen, die Sportschau geguckt und philosophische Gespräche geführt.

Ich gehe in die Küche und schneide Weißbrot und Käse auf. Thomas Thieme geht in den Weinkeller und holt einen guten Weißen.

Dann sitzen wir, exakt zwei Meter auseinander, in unseren Sesseln und prosten uns zu. Der Wandfernseher läuft, ist aber noch stumm.

Thomas Thieme will wissen, wie es mir geht.

„Wie immer“, sage ich. „Ich schaue den ganzen Tag auf meine Monitore, und wenn ich den Blick schweifen lasse, sehe ich statt meiner Kollegen die Enten in Nachbars Garten.“

Ich glaube, dass er es schwerer hat. Die Theater sind dicht, die Dreharbeiten storniert, alle öffentlichen Auftritte verschoben. Nun sitzt er auf seinem Altenteil und guckt mit mir in die Röhre.

Die Sportschau beginnt. Man will uns Alten eine Freude machen und zeigt noch einmal das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Italien von 2016. Glückliches Déjà-vu nach Elfmeterschießen. Ende des Italienfluchs.

„Guck an, da spielt ja noch der Schweinsteiger“, sage ich.

„Die Italiener haben Buffon, der ist besser als Neuer“, sagt Thieme.

„Hilft ihnen aber nichts. Weil sie zu viele Bälle verschießen.“

Ich: „Da! Das Eins-Eins. Die Azzurri kriegen Oberwasser.“

Thieme: „Verlängerung. Der Conte sieht aus wie ein Mafioso.“

Ich: „Der Löw auch.“

Stille.

„Jetzt das Elfmeterschießen.“

„Wollen wir den Ton anschalten?“

„Der Ton ist an, lieber Herr Thieme.“

„Wieso höre ich nichts?“

„Weil Ihr Hörgerät kaputt ist.“

„Lieber Herr Quilitzsch, ich hab’ doch kein Hörgerät!!!“

Natürlich nicht. Das war ja auch aus der Muppet Show…