Erfurt. Sechs Jahre nach dem Tod ihres Sängers finden Linkin Park einen fast vergessenen Song – und haben einen Hit. Christian Werner über das Album „Meteora“.
Es mag sein, dass eine Portion Nostalgie im Spiel ist, wenn ein Song von Linkin Park, der vor 20 Jahren aufgenommen und bis vor kurzem in den Archiven lag, im Frühling 2023 in den deutschen Top Ten steht. Allein auf Spotify wurde „Lost“ bis zum Redaktionsschluss fast 62,5 Millionen Mal gestreamt.
Oder auch Dramatik, denn der nachdenkliche Liedtext bekommt vor dem Hintergrund des Freitods von Sänger Chester Bennington 2017 eine nachträgliche Deutungsebene. Ein Beispiel: „I try to keep this pain inside but I will never be alright“ (Ich versuche diesen Schmerz nicht zu zeigen, aber ich werde nie wieder derselbe sein).
Linkin Parks "Lost" trifft einen Nerv
Mit Sicherheit aber fängt „Lost“ ein Gefühl ein, mit dem nach 20 Jahren immer noch oder wieder viele Menschen etwas anfangen können. Dem Schmerz eine Stimme zu geben, war eines von Chester Benningtons Talenten.
Warum die Band den Song 2003 nicht auf ihr zweites Album „Meteora“ – von dem es aktuell eine Neuauflage gibt – genommen hat, ist nachvollziehbar. Dabei hat er alles, was einen typischen Linkin-Park-Track ausmacht: Der Wechsel von sanften und härteren Stellen, grüblerische Lyrics, ein catchy Refrain. Aber: Er ist „Numb“ zu ähnlich, einer der Hitsingles des Albums.
Vielleicht war die Furcht zu groß, dasselbe Schema zu offensichtlich zu oft zu nutzen. Ein Vorwurf, den sich die Band seit jeher gefallen lassen muss: Die gekonnt eingesetzte Laut-Leise-Dynamik, der Wechsel zwischen Rap-Parts oder sanft gesungener Strophe und einem kontrolliert gebrüllten Refrain.
„Meteora“ verkauft sich millionenfach
„Meteora“ ist eigentlich das schwierige zweite Album, das sich aber nach dem Vorgänger „Hybrid Theory“ – die Band hatte sofort Superstarstatus – ebenfalls in zweistelliger Millionenhöhe verkauft. Die Band wagt keine Experimente, setzt auf das bewährte Konzept des Debüts. Dazu gehört auch der Spagat aus Hardcore, Alternative, Hip-Hop und vor allem – wie keine zweite Band des Nu-Metal – Pop-Musik. Was auch nach der Hochphase des Genres den Erfolg sichert.
"Neue" Musik von Linkin Park
Linkin Park waren Meister des Nu-Metal, andererseits stießen auch sie schnell an dessen Grenzen – ein Punkt, den sie in den 2010er-Jahren immer wieder versucht haben zu durchbrechen, nicht immer zum Wohlwollen ihrer Fans.
Die Jubiläumsedition von „Meteora“ gibt es mit neuem Artwork in drei Versionen: als Dreifach-CD oder Vierfach-LP mit ausgewählten Höhepunkten aus Live-Shows sowie Demos und B-Seiten. Die Deluxe-Box bringt noch mehr: Fünf LPs und sechs CDs, darunter sechs unveröffentlichte Songs, sowie drei DVDs: eine Doku, vier Konzerte.
Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viele gehörte Alben vor.
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