Sein größter Hit war und ist einer der bekanntesten Pop-Weihnachtssongs, der anfangs keiner sein sollte. Christian Werner über das Album „Heart skips Beat“ von Jona Lewie.

Weihnachtslieder, die immer auch Friedenslieder sind, haben besonders am Ende dieses Jahres ihre Daseinsberechtigung. Krisen, Kriege und die wieder geöffneten Weihnachtsmärkte – viele Gründe, eine frohgemute Weise anzustimmen.

Ein Song, der in beide Kategorien passt und aktuell zwischen Weihnachtsmarkt-Ständen mit Glühweinflatrate und Kinderkarussells wabert, ist „Stop the Cavalry“. Dessen Interpret, der Engländer Jona Lewie, soll heute noch dank der Tantiemen gut von dem Lied leben.

Lewie singt über einen Soldaten, der nicht mehr kämpfen will

Als Lewie, der eigentlich John Lewis heißt, den Song 1980 aufnimmt, hat er allerdings keinen Weihnachtssong im Sinn: Das Stück war als Antikriegssong konzipiert. Der Text über einen Soldaten, der nicht mehr kämpfen will, bezieht sich einerseits auf den Ersten Weltkrieg, auch das Musikvideo ist in dieser Zeit angesiedelt. Doch der Song schlägt einen universellen Bogen: Eine Nuklearkatastrophe wird erwähnt. Es war die Zeit des Kalten Kriegs – der Überfall auf die Ukraine holt das Stück ins Hier und Jetzt.

Das Cover des Albums „Heart skips Beat“ von Jona Lewie.
Das Cover des Albums „Heart skips Beat“ von Jona Lewie. © Stiff Records

Zwei Dinge begünstigen die Weihnachtssongwerdung: Die Veröffentlichung Ende November. Und: Die Plattenfirma, die beim Produzieren der Single nach den Worten „Wish I was at Home for Christmas“ (Ich wünschte, ich wäre an Weihnachten zu Hause) – die einzige Erwähnung der Festtage im Lied – Glocken einfügen lässt.

Das Album erscheint erst viel später

In England geht der Song vor den Festtagen in die Charts, in Deutschland erst im März. Trotzdem gilt „Stop the Cavalry“ inzwischen auch hierzulande als lupenreines Weihnachtslied. Lewie hatte 1980 zwar einen weiteren Hit gehabt, das spröde New-Wave-Stück „You’ll always find me in the Kitchen at Partys“. Das Album „Heart skips Beat“, inklusive Weihnachtssong, aber erscheint erst zwei Jahre später.

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Die Platte ist kein Meilenstein der Pophistorie, den größten Hit von Lewies Karriere rausgerechnet. Der Musiker macht das, was er in den Sechziger- und Siebzigerjahren mit Bands wie Brett Marvin and the Thunderbolts oder Terry Dactyl and the Dinosaurs getan hat, mit modernerem Sound: Locker-leichte Popsongs mit Hang zu Humoresken.

Sein etwas aus der Zeit gefallener musikalischer Ansatz passte plötzlich gut zum New-Wave-Trend. Einige Arrangements verlassen den Status des Ausprobierens jedoch nicht und einzelne Songs agieren schwer erträglich nahe dem Schlagermilieu. Ein Song aber hat es in die Herzen vieler Menschen geschafft.

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