Erfurt. John Lee Hooker steht Anfang der Sechzigerjahre mit Musikern im Studio, die später die Soulmusik revolutionieren. Christian Werner über das Album „Burnin’“.

Werbung für Beinkleider kann Anfang der Neunzigerjahre ein Garant sein, um einen Song in den Charts zu platzieren. Newcomer wie Stiltskin („Inside“) und alte Recken wie The Clash („Should I stay or should I go”) profitieren davon, dass ihre Songs als verkaufsfördernde Soundtracks in Spots von Markenjeans benutzt werden.

Die Unternehmen erkaufen sich oder ihren Produkten mit den Ohrwürmern Coolness und somit einen Imagegewinn bei der jugendlichen Zielgruppe. Die Lieder werden zu Hits – heute würde man sagen, sie gehen viral – oder erleben, siehe The Clash, sogar nach vielen Jahren einen Wiedereinstieg in die Verkaufslisten. Eine Win-win-Situation.

Hookers „Boom Boom“ wird der Song für eine Jeans-Werbung

Auch für John Lee Hooker zahlt sich die Verwendung eines Songs in einem Werbeclip aus. Der über 70-jährige Blues-Musiker gibt 1992 „Boom Boom“ für eine Jeansmarke frei. Hooker befindet sich bereits seit Ende der Achtzigerjahre und der Santana-Kooperation „The Healer“ in einem späten Karrierefrühling und ist ein wichtiger Teil des damaligen Blues-Revivals.

Das Cover des Albums „Burnin'“ von John Lee Hooker.
Das Cover des Albums „Burnin'“ von John Lee Hooker. © Craft Recordings/Concord

„Boom Boom“ aber ist kein neues Lied. Für den Werbespot und das gleichnamige Album nimmt er das Stück zwar neu auf, doch erstmals findet der Song schon im Jahr 1962 den Weg auf ein Album Hookers, das ebenso wie das späte Comeback 30 Jahre danach, ein wichtiger Punkt in seiner Karriere ist: „Burnin‘“ heißt die Platte, für die der Musiker erstmals mit einer Band im Studio steht, die seinen Bluessound näher an Soul und Rock’n’Roll rückt.

Der Schritt zu einer Band mit Rhythmussektion, einem zweiten Gitarristen und Bläsern ist einerseits ein gewaltiger für jemanden, der aus der Tradition des Delta-Blues mit seiner Ein-Mann-Performance kommt. Für Hooker, auch bekannt als „King of the Boogie“, aber ist die Sound-Metamorphose geübte Praxis: Er variiert seit jeher das Tempo in seinen Songs und mischt unbefangen Stile.

Hookers Musiker spielen später für das "Motown"-Label

Die Musiker, die den gestandenen Blueser damals begleiten, sind Profis. Später sollen sie als Teil der The Funk Brothers bekannt werden – der Hausband des berühmten Soul-Labels „Motown“. Hookers größter Hit „Boom Boom“ ist das beste Beispiel für die neue Welt: Eine kraftvolle Mixtur aus bluesiger Urwüchsigkeit und tanzbarem Sound.

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Das lange vergriffene Ergebnis, zumindest als Vinyl, kann aktuell wieder : Anlässlich des 60. Jahrestages seiner Erstveröffentlichung wurde „Burnin‘“ von den originalen Analogbändern remastered. Das Ergebnis gibt es als LP. Die CD-Version mit den Stereo- und den originalen Mono-Mixen sowie einer alternativen Version des Songs „Thelma“.

Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.

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