Die Band Trio fokussierte sich auf Konzepte, Minimalismus – und auf die Musikkassette. Christian Werner über das Album „Live im Frühjahr 82“.

Zwei Nachrichten raunten vergangene Woche durch die Musikwelt. Zum einen wurden – unerwartet für viele – reihenweise die großen Festivals für dieses Jahr abgesagt: Rock am Ring, Rock im Park, Hurricane, Southside oder Sonne, Mond, Sterne. Der Grund? Äh, Moment, da war doch was mit so einem Virus… Und: Formatpionier Lou Ottens, bekannt als Erfinder der Audiokassette, ist mit 94 Jahren gestorben.

Höchste Zeit also für ein Album, das auf beide Meldungen einzahlt: „Live im Frühjahr 82“ – der einzige offiziell veröffentlichte Konzertmitschnitt von Trio, die trotz ständiger historisch begradigender Richtigstellungen immer wieder der Neuen Deutschen Welle zugeschrieben werden, anstelle von sagen wir Chanson-Punk, Minimal-Pop oder am besten gleich Gesamtkunstwerk. „Dadada, ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht, aha, aha, aha“ – mehr braucht ein Pop-Song nicht, alles gesagt, kein Akkord zu viel.

Auflage ist schnell vergriffen

In Zeiten, in denen die sehnlichst erhoffte Herdenimmunität nur schwach am virenverseuchten Horizont schimmert und Konzerte vorerst vergilbte Erinnerungen an Zeiten ohne Abstandsgebot bleiben, passt das Live-Album einer Band, die es ohnehin nicht mehr gibt. Und – das wiederum passt zum kleinen Revival der Musikkassette – die Band erklärte das Album bereits bei Veröffentlichung zum knappen Gut, indem sie es nur in dem Bandsalat anfälligen Format veröffentlichte.

Das Cover des Albums „Live im Frühjahr 82“.
Das Cover des Albums „Live im Frühjahr 82“. © Mercury/ Universal

Erst zehn Jahre später erschien das Album auch als CD, die Auflage war bald vergriffen. Beide physische Varianten sind heute nur schwer erhältlich, meist verbunden mit einem tieferen Griff in den Geldbeutel.

Was sich lohnt. Denn wenn man es genau nimmt, ist das Live-Album die einzig wahre Entsprechung von Trio. Das künstlerische Projekt um Stephan Remmler, Kralle Krawinkel und Peter Behrens war als Bühnen-Act angelegt. Die Show und Moderationen waren elementarer Bestandteil, viele Trio-Songs funktionierten im Studio schlicht nicht.

Es gibt insgesamt drei gute Gründe, Trio dieser Tage in der Live-Version zu konsumieren: das Heraufbeschwören der gefühlten Enge eines Konzertsaals, die Huldigung eines prägenden Musikformates und wegweisende Musik aus Deutschland.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung