Zum 80. Geburtstag von Bob Dylan erinnern wir an einen der gelungensten Sampler mit Cover-Versionen. Christian Werner über „I’m not there“.

Wenn es eine Mythologie der Popmusik geben würde, wäre Bob Dylan wohl der mystisch verklärte und listige Drache der Geschichte. Ein Wesen, das vor langer Zeit seine Hochzeit hatte, die seine Legende begründete, im Verborgenen agiert, aber immer wieder auftaucht – mit einigem Furor und bereit, sein poetisches Magma über die Lande zu speien.

Freilich nicht, um die Welt zu verbrennen. Sondern, um eine Glut zu legen, um Auf- und Anregung zu stiften. Etwas zu erschaffen, das berührt, das bewegt. Etwas, das wohl die wenigsten Menschen in ihrem Leben erreichen: etwas, das bleibt.

Dass diese breit gestreuten Glutnester im Wind der Jahrzehnte immer wieder ein Feuer entfachen, belegt die Zahl an Versionen von Dylan-Songs, die mehr Aufmerksamkeit als die Originale erhalten. Drei Beispiele: The Byrds hatten mit „Mr. Tambourine Man“ einen ihrer größten Hits, Van Morrison startete bei der Band Them und dem Dylan-Song „It’s all over now, Baby blue“ seine Karriere, und nicht nur Guns’n’Roses punkteten mit „Knockin’ on Heaven’s Door“ in den Charts.

Große Zahl an Coverversionen

Doch das sind nur die Spitzen. Die Zahl der Coverversionen dürfte die der Songs, die Dylan geschrieben hat (angeblich mehr als 600), überschreiten, es gibt ganze Sampler mit gecoverten Songs. Einer der schönsten ist der Soundtrack zu dem fulminanten wie gleichsam verwirrenden Film „I’m not there“ von 2007, der sich Dylans Werk und Leben sowie dem darum gesponnenen Mystizismus auf bisher unerreichte Weise nähert.

Das Cover des Soundtracks „I'm not there“.
Das Cover des Soundtracks „I'm not there“. © Columbia / Sony

Auf 34 Songs geben sich Musiker die Klinke der Studiotür in die Hand: Wilcos Jeff Tweedy, Cat Power, Steven Malkmus, Karen O, Sonic Youth, Eddie Vedder, Charlotte Gainsbourg, Willie Nelson, Antony and the Johnsons und immer wieder Calexico (als Begleitband). Die Auswahl der Songs streift viele Karrierephasen, auch die schwierigen Achtzigerjahre. So gut wie alle gelten als gelungen.

Dem Puristen geht freilich nichts über das Original. Der Umweg jedoch über Coverversionen ist nicht der schlechteste Weg für einen Einstieg ins verwinkelte und von Frömmeleien verklärte Schaffen Dylans.

Einen Song singt der Gehuldigte selbst: ein bis dahin unveröffentlichtes Stück mit The Band aus den Basement-Tapes-Sessions. Dem Film stiftete das Lied denn auch den Titel.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

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