Ingo Glase über Schätze im Keller.

Meine Devise in der Küche ist ja, mangelndes Können durch technische Hilfsmittel wettzumachen. In der Regel klappt das auch. Mit einem Fleischthermometer gelingen Steaks auf den Punkt, eingeschweißt und im Wasserbad gegart – Sous-vide-Methode genannt – bleiben Fisch und Fleisch wunderbar saftig (für eine krosse Kruste können die Stücke vor dem Servieren kurz aufgebraten werden), hauchdünne Eierkuchen wie in Frankreich bäckt man am besten auf einem Crepes-Maker, die besten Pommes kommen immer noch aus der fettigen Fritteuse, und der gute alte DDR-Tischgrill liefert nach wie vor die leckersten Broiler (weil das Bratfett beim Drehen über das Fleisch läuft).

Der Nachteil des kulinarischen Aufrüstens: der mangelnde Platz in der modernen Küche. Ich weigere mich aber standhaft, Klein- wie Großgeräte beispielsweise in den Tiefen der untersten Schränke oder – noch schlimmer – im Kellerregal zu verstauen. Oder besser, zu verstecken, denn die alte Volksweisheit „aus den Augen, aus dem Sinn“ gilt auch für Schnellkochtopf und Tischgrill.

Und Römertopf. Jüngst beim Aufräumen in den dunklen Räumen wiederentdeckt, kam er auch gleich wieder zum Einsatz, denn sein großer Vorteil ist seine Selbstständigkeit. Einmal gefüllt, kocht er einsam vor sich hin und überrascht Stunden später mit einem fertigen Mahl aus Fleisch, Gemüse und Kartoffeln, beispielsweise. Wer durch Einkauf oder Gartenarbeit, Renovierung oder einfach Lustlosigkeit nicht zum aufwendigen Kochen kommt, stapelt seine Zutaten einfach im gewässerten Tontopf, würzt das Ganze kräftig, gibt etwas Brühe oder Wein dazu und schiebt den Topf für zwei, drei Stunden in den kalten Ofen. Derzeit bietet sich etwas Fleisch (Hähnchen oder ein heller Braten) auf Herbstgemüse an – Möhren, Zwiebeln, Sellerie, Pastinaken und Rüben etwa, verfeinert mit Kräutern wie Petersilie, Thymian oder Majoran.

Seitdem hat der Römertopf seinen festen Platz. In der Küche.