Gerlinde Sommer über sogenannte Handyketten.

Als die Großmutter meiner Schwägerin vor Jahren aus Thailand über Norwegen nach München fliegen wollte, wurde ihr so ein laminiertes Schild in fast A5-Größe umgehängt, auf dem alles Wichtige stand: Ihr Name, ihr Reiseziel und zudem die Telefonnummer meiner Schwägerin, damit sie im Notfall von besorgten Reisebegleitern oder hilfreichem Flugpersonal hätte über den Verbleib von „Oma Daa“ informiert werden können. In München holten wir die alte Frau, die nur einen Thai-Dialekt spricht, vom Flughafen ab. Das brustbeutelgroße Schildchen wollte sie nicht ablegen, schließlich zog sie so viele freundliche Blicke auf sich.

All das kam mir jetzt wieder in den Sinn, als ich binnen weniger Minuten auf der Straße gleich mehrere ältere Frauen sah, die eben so eine Art Brustbeutel zwischen Busen und Bauch baumeln hatten. Es war, wie sich jeweils beim Näherkommen herausstellte, ein Smartphone am Bande. Und das knallte auf den Bauch, schoss nach vorn, knallte wieder auf dem Bauch… Lustig anzusehen.

Bei den Schnüren handelt es sich um sogenannte Handyketten. Wenn man sein Smartphone dergestalt vor Brust und Bauch baumeln lässt, sieht das aus wie ein ganz flaches Kindergartentäschchen. Und ein wenig kindergartenhaft ist ja auch das Getue um dieses Gerät, das so vieles kann – und nur noch am Rande als mobiles Telefon benutzt wird.

Manche, die Handykettchen schick finden, tragen die Schnur quer von linker Schulter hin zur rechten Seite, so dass das Smartphone auf Hüfthöhe baumelt. Eine Tasche wäre in diesem Fall im Weg. Doch Frauen ohne Handgepäck sind selten. Womöglich sorgt diese Kettchenmode also dafür, dass weiblicherseits noch öfter Rucksäcke getragen werden…