Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Klar: Nachdem die Thüringer Wähler derart zahlreich an der Landtagswahl teilgenommen haben und dann doch ‘nur’ ein suboptimales Ergebnis für manche Partei herauskam, kann so ein Politiker in aller Schlichtheit auf die Idee kommen, nach neuen Wahlen zu rufen. Aber dann kann sich derjenige, der meint, vom Wähler nicht richtig eingeschätzt worden zu sein, auch gleich ein neues Wahlvolk suchen. Oder – und das wäre sehr viel einfacher und preiswerter: Er kann den Beruf wechseln.

Ehrlich: Wer immer sich zur Wahl gestellt hat, muss jetzt mit dem Ergebnis umgehen. Und die Not, dass noch mal alles neu verhandelt und abgestimmt werden muss, gibt es nicht. Es ist reine Fantasie anzunehmen, dass der Wähler bei einer Nachwahl anders entscheiden würde. Was wäre das auch für ein Armutszeugnis, wenn jemand binnen weniger Wochen sein Kreuz mal hier und mal da setzen würde.

Jede Schulklasse, die zu Jahresbeginn eine Person wählt, die für die Klasse sprechen soll, muss doch auch mit dem Ergebnis erst mal umgehen. Da muss schon ein sehr großer Leidensdruck vorhanden sein, ehe neu gewählt wird.

Natürlich hadern viele mit dem Ergebnis. Gerade bei der Direktwahl gibt es Mehrheiten in Wahlkreisen, wo sich die Frage stellt, ob der Wähler auch bereit ist, für seine Entscheidung Verantwortung zu übernehmen. Ich gehe davon aus, dass mancher nicht etwa – wider besseres Wissen, wie man so sagt – sein Kreuz bei der Erststimme gemacht hat, sondern – schlimmer noch – bewusst ohne Ansehen der Person. Aber auch das rechtfertigt keine Neuwahl. Nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Der Souverän mag manchmal nicht besonders besonnen sein, aber da muss die Politik durch. Ohne Neuwahl