Erfurt. Der massiv in die Kritik geratene Chef der Thüringer FDP, Thomas Kemmerich, hat eine Sitzung des Landesvorstandes seiner Partei zunächst ohne Verlust seines Amtes überstanden.

Es sei keine Vertrauensfrage gestellt worden, erklärte ein FDP-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage. Kemmerich hatte in den vergangenen Tagen scharfe Kritik einstecken müssen, weil er an einer Demonstration in Gera teilnahm, bei der auch Rechtsgesinnte und Anhänger von Verschwörungstheorien mitgelaufen sein sollen. Auf Bildern war der Politiker ohne Schutzmaske zu sehen. Auch aus seiner eigenen Partei wurden daraufhin Rücktrittsforderungen laut.

Kemmerich hatte am Mittwoch angekündigt, sein Amt im Bundesvorstand der FDP ruhen zu lassen. Außerdem zog er sich von der Spitze der Bundesvereinigung Liberaler Mittelstand zurück. Er wolle sich bis Ende des Jahres Gedanken über seine politische Zukunft machen, schrieb er in einer persönlichen Erklärung.

Wie der FDP-Sprecher erklärte, habe es im Landesvorstand der Partei eine „lebhafte Diskussion über die Ereignisse am vergangenen Wochenende in Gera“ gegeben. „Rücktrittsforderungen aus Teilen der Partei macht sich der Landesvorstand nicht zu eigen“, erklärte der Sprecher. Allerdings sollen „die intensiven Diskussionen über die künftige Positionierung des Landesverbandes – auch mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen – in den nächsten Wochen fortgesetzt werden», hieß es.

Bei der vergangenen Thüringer Landtagswahl im Herbst 2019, bei der die FDP äußerst knapp den Einzug ins Parlament schaffte, war Kemmerich Spitzenkandidat der Thüringer Liberalen. Für bundesweite Entrüstung sorgte er, als er sich am 5. Februar mit Stimmen von AfD, CDU und FDP zum Ministerpräsidenten wählen ließ und die Wahl annahm. Wenige Tage später trat er von diesem Amt zurück.