Weimar. Das Weimarer Kunstfest soll wie immer von der Stadt mitfinanziert werden. Doch diesmal stellen mehrere Stadträte Bedingungen.

Nerven liegen blank, Wut wächst: unter freien Künstlern, die in der Pandemie keinen Stich sehen, unter lokalen Politikern, die damit beinahe täglich konfrontiert sind. Die Auswegsuche führt da leicht zum Kurzschluss.

So brannte drei Fraktionschefs im Stadtrat Weimar die kulturpolitische Sicherung durch. Peter Krause (CDU), Wolfgang Hölzer (Weimarwerk-FDP-Piraten) und Thomas Hartung (SPD) stellen Weimars Anteil am Kunstfest (250.000 Euro) zumindest für dieses Jahr nicht in Frage, teilen sie haushaltspolitisch verbrämt mit - obwohl bei der Kultur schon aufgrund hoher Landeszuweisungen sowieso nicht gekürzt wird. Allerdings erwarte man, dass beim "hochsubventionierten Kunstfest“ 2021 vorwiegend regionale Künstler auftreten.

So verständlich die Beweggründe, so unangemessen der Vorstoß, der nicht nur einen neuerlichen Angriff aufs Kunstfest bedeutet (da es am Ende doch wieder in Frage gestellt wird), sondern auf die Kunstfreiheit insgesamt.

Dabei rennt die Pressemitteilung sogar offene Türen ein. Es geht zwar um „ein überregionales Leuchtturmfestival“, wie Kunstfest-Chef Rolf C. Hemke den Anspruch sowie den Auftrag von Stadt und Land beschreibt. „Eine starke regionale Verankerung“ habe es gleichwohl ohnehin.

Hemke schockt der Vorstoß daher nicht, sagt er. Er wolle dem "in gewissem Rahmen" gerne Rechnung tragen. Er sehe, „dass die Gelder, die wir bekommen, für freie Künstler eine Lebensgrundlage darstellen können.“ Gesprächsbereit sei er allemal: für 2022.

Für 2021 ging man längst Verträge ein, auch für Projekte, etwa aus Übersee, die zuletzt verschoben werden mussten. Das Programm für Ende August, Anfang September steht soweit. Weil unklar ist, was die Pandemie dann zulässt, wird es erst im Juni öffentlich.

OB Peter Kleine (parteilos) glaubt, bei den Fraktionschefs einen Lokalpatriotismus zu erkennen, "der erstmal nicht verwerflich ist." Den dahinter verborgenen Gesprächsauftrag nimmt er insofern an, für 2022. Es sei aber Sache des künstlerischen Leiters, zu entscheiden. Was Grundsätzliches betrifft, sei es "nicht die Kultur, die uns das Wasser bis zum Halse steigen lässt, sondern steigende Personal- und Sozialausgaben.

Die Fraktionschefs machen ein altes Fass auf: Das Kunstfest erhält, laut Zahlen von 2019, alles in allem 1,5 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen, spielt aber nur 51.000 Euro ein. Zugleich sehen viele Künstler gerade keinen Cent. „Die im System sind und die, die es nicht sind – das bricht auseinander“, sagt Peter Krause durchaus berechtigt.

Doch rührt, was Thomas Hartung "eine Absichtserklärung" nennt, vieles zusammen und nimmt hiesige Künstler in Geiselhaft für eine Strategie, die ihnen weniger hilft als sie dem Kunstfest schaden kann.