Dornburg. Eine Ausstellung im Dornburger Rokokoschloss widmet sich dem Thüringer Keramiker und Bildhauer Wilhelm Löber.

Das Keramik-Museum Bürgel widmet sich im Bauhaus-Jahr einem Thüringer Absolventen der legendären Weimarer Designschule: Am heutigen Samstag wird in der Mansarde des Dornburger Rokokoschlosses die Ausstellung „Wilhelm Löber (1903-1981): Bauhaus-Schüler, Keramiker, Bildhauer“ eröffnet.

Der im westthüringischen Neidhartshausen geborene Löber sei einer der wenigen Studenten gewesen, die ihre Keramik-Ausbildung am Staatlichen Bauhaus tatsächlich beendet hätten, sagt Konrad Kessler, Leiter des Keramik-Museums Bürgel. Lediglich fünf Schülern sei das zwischen 1920 und 1925 gelungen.

Während sich Löber in Dornburg unter dem künstlerischen Leiter Gerhard Marcks durchaus Formexperimenten hingab, ist sein späteres Werk vor allem figürlich geprägt. Das bewahrt ihn jedoch nicht davor, dass einige seiner Werke von den Nationalsozialisten als entartet diffamiert werden. Der von ihm gestaltete Ilmenauer Goethebrunnen wird zwölf Jahre lang verbrettert. Das Hallenser Denkmal zu Ehren des Minnesängers Walther von der Vogelweide wird 1937 sogar abgerissen.

Vor diesem Hintergrund ist es umso unverständlicher, weshalb der Künstler 1934 in die SA eintrat. Von langer Dauer ist seine Mitgliedschaft allerdings nicht. Nach vier Jahren wird er ausgeschlossen, nachdem er seinem ehemaligen Lehrmeister Gerhard Marcks vor einer Gestapo-Durchsuchung gewarnt und sich danach selbst anzeigt hatte.

Serie zu Dornburger Straßen- und Familienbildern

Die Holzplastik „Die Fliehende“ entstand unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges. Foto: Ulrike Merkel
Die Holzplastik „Die Fliehende“ entstand unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges. Foto: Ulrike Merkel © zgt

Auch in der DDR eckt Wilhelm Löber an. Zwei Jahre nach dem Krieg übernimmt er in der Schnitzschule im thüringischen Empfertshausen die Leitung der Fachklasse für Holzbildhauerei. Als 1951 einer seiner Schüler aus politischen Gründen zu sieben Jahren Haft verurteilt wird, gehört Löber zu den Unterzeichnern einer Petition, die die Aufhebung des Urteils fordert, und wird daraufhin entlassen. Auf seinen politischen Wankelmut einmal angesprochen, soll er geantwortet haben: „Ich war immer auf der Suche.“

Die Dornburger Ausstellung spannt einen Bogen von den künstlerischen Anfängen bis zum Spätwerk. Zu sehen ist beispielsweise die Holzschnitt-Serie „Dornburger Straßen- und Familienbilder“ aus dem Jahr 1925, die teils sehr humorvoll das Leben in der thüringischen Provinz abbildet.

Während seines Pflichtdiensts im Flugzeugwerk bei Ribnitz entstand die große Aluminiumtreibarbeit, die eine Werkarbeiterin zeigt. Eindrücke aus dem Zweiten Weltkrieg verarbeitete er unter anderem in der ausdrucksstarken hölzernen Kleinplastik „Die Fliehende“. Das Sujet ‚Mutter mit Kind‘ taucht oft in Löbers Werk auf“, sagt Museumsleiter Kessler, ebenso wie der Daphne-Mythos oder die Tierfiguren.

So entstand 1961 etwa eine imposante Moschusochsen-Gruppe für den Rostocker Zoo, 1963 eine Zweitausführung für den Tierpark Berlin. Das Modell dazu kann in der Dornburger Ausstellung studiert werden.

Der Werkstattcharakter soll im künftigen Bauhaus-Töpferei-Museum erhalten bleiben. Foto: Ulrike Merkel
Der Werkstattcharakter soll im künftigen Bauhaus-Töpferei-Museum erhalten bleiben. Foto: Ulrike Merkel © zgt

Auch seinen maritimen Arbeiten ist ein Schauraum gewidmet. Wilhelm Löber war mit seiner Familie nach seiner Entlassung in Empfertshausen nach Althagen bei Ahrenshoop übersiedelt. An der Ostsee betrieb er mit seiner Frau Frida die Töpferwerkstatt „Fischlandkeramik“. Nach der Trennung 1966 gründet er mit seiner zweiten Frau Margarethe die Werkstatt Rügenkeramik in Juliusruh auf Rügen, die er 1975 an den Staatlichen Kunsthandel der DDR verkauft.

Die gezeigten Werke stammen überwiegend aus Privatbesitz. Die Familie des 1981 verstorbenen Künstlers stellte einen Großteil zur Verfügung. Parallel zu Dornburg widmet sich in Ilmenau eine weitere Ausstellung dem letzten Schüler der Bauhaus-Töpferei. Nachdem das Staatliche Bauhaus gezwungen war, nach Dessau auszuweichen, verzichtete man dort auf die Einrichtung einer neuen Keramikwerkstatt. Löber beendet seine Lehre noch in Dornburg und folgt später seinem Lehrmeister Gerhard Marcks noch einmal an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. Dort wird er Meisterschüler in der Bildhauerwerkstatt. Wie Marcks habe sich Löber vor allem als Bildhauer verstanden, sagt Kessler. „Die Keramik diente eher dem Broterwerb.“

Bauhaus-Töpferei

In seinen Ostsee-Töpfereien schuf Wilhelm Löber vornehmlich Souvenirs für Touristen. Foto: Ulrike Merkel
In seinen Ostsee-Töpfereien schuf Wilhelm Löber vornehmlich Souvenirs für Touristen. Foto: Ulrike Merkel © zgt

Die Bauhaus-Keramikwerkstatt sollte ursprünglich zeitgleich mit der Wilhelm-Löber-Schau an diesem Samstag als Museum eingeweiht werden. Nach unabsehbaren Verzögerungen bei den Bauarbeiten wird die Bauhaus-Töpferei im Dornburger Marstall nun am 1. Juni eröffnet.