Suhl/Erfurt/Gera. Comedian Kaya Yanar kommt für drei Termine nach Thüringen, im Februar nach Suhl und Erfurt, im Mai nach Gera. Ein Gespräch.

Mit der Sat.1-Comedy-Sendung „Was guckst du“ betrat der deutsch-türkische Comedian Kaya Yanar 2001 Comedy-Neuland. Seither hat er diverse TV-Shows moderiert. Darüber hinaus geht er regelmäßig auf Tour und macht demnächst drei Mal Halt in Thüringen.

Herr Yanar, Sie haben Ihr Programm „Ausrasten für Anfänger“ genannt, dabei zählen Sie doch zu den sympathischsten und smartesten Comedians im Land. Warum dieses Thema?

Danke für das Kompliment! Laut meiner Frau ticke ich tatsächlich manchmal aus. Ich finde es außerdem sehr reizvoll, ein negativ besetztes Thema wie Ausrasten auf seine Humorfähigkeit abzuklopfen.

Was sind denn Reizthemen für Sie?

In der ersten Hälfte meines Programms erzähle ich viel über mein Leben, zum Beispiel über das Älterwerden. Ich fange langsam an, mit der Technik zu fremdeln. Technofrust kommt bei mir auf, wenn ich beispielsweise den Fernseher im Hotel nicht bedienen kann, weil man dafür mittlerweile ein Informatikstudium braucht. Meine Frau hat zu Hause eine neue Hightech-Dusche eingebaut, die ich ebenfalls nicht bedienen kann – mit Tastatur und Monitor. Ich vermisse meine Drehknäufe, mit denen ich 40 Jahre lang erfolgreich geduscht habe.

Was erwartet die Zuschauer in der zweiten Hälfte?

Da lese ich Aufreger des Publikums vor. Vor der Pause bitte ich die Zuschauer, mir in meine Social-Media-Kanälen zu schreiben, was sie zum Ausrasten bringt. Ein paar Sahnestückchen nehme ich mir dann vor und bespreche sie mit dem jeweiligen Gast.

Waren Sie eigentlich früher ein impulsives, reizbares Kind?

Ich war ein sehr liebes Kind, würde meine Mutter sagen. Ich bin immer noch ein ganz, ganz, ganz lieber Typ, man möchte mich halt nur nicht hinter dem Lenkrad erleben. Meine Frau sagt immer, so wie du schimpfst, brauchen wir noch einen Scheibenwischer...von innen.

Sie kommen nach Suhl, Erfurt und Gera. Kennen Sie Thüringen gut?

Ja, klar. Ich kenne Erfurt und den Dom, Weimar und das Bauhaus, Jena und Zeiss, Gera und die Marienkirche, wo Otto Dix getauft wurde. Als ich 2001 mit meiner ersten Show unterwegs war, habe ich in vielen Städten Stadtführungen gemacht. Ich weiß noch, wie ich damals meine Stand-ups immer damit eröffnet habe: „Wir haben eines gemeinsam, wir sind ohne Religion aufgewachsen.“ Mein Vater hat mich ohne Religion erzogen und das war für Ostdeutsche damals etwas Verbindendes.

Sie waren einer der ersten Türken im deutschen Showgeschäft. Sie haben die Ethno-Comedy populär gemacht. Wenn Sie heute auf die Gesellschaft schauen, hat sie sich seither auseinanderentwickelt?

Ja, die Gesellschaft driftet auseinander. Aber von jedem Lager aus. Witze, die ich 2001 noch gemacht habe, wären heute politisch inkorrekt.

Zum Beispiel?

In „Was guckst du“ bin ich in diverse Rollen geschlüpft und habe mich dafür auch geschminkt, ob als braunhäutiger Inder oder Schwarzafrikaner. Das wäre heute Blackfacing und damit ein No-Go. Wir haben damals bewusst mit Klischees gespielt, um zu zeigen: Schaut her, das sind Klischees. Heute würde der Vorwurf lauten: Du verstärkst damit die Klischees.
Aber auch das Verhältnis zu den türkischen Landsleuten hat sich verändert. Damals war es schon beinahe cool, Türke zu sein. Die neue Generation der Türken hat sich von der deutschen Gesellschaft etwas abgekoppelt. Sie orientiert sich mehr Richtung Türkei. Das stößt in der deutschen Gesellschaft nicht unbedingt auf Gegenliebe. Dann kommt das Flüchtlingsproblem hinzu, wo bei vielen ohnehin der Spaß aufhört. Meiner Meinung nach sollte genau da der Spaß aber anfangen.

Termine:

  • Congress Centrum Suhl: Do., 6. Februar, 20 Uhr
  • Thüringen-Halle Erfurt: Fr., 7. Februar, 20 Uhr
  • Kultur- und Kongresszentrum Gera: Do., 7. Mai, 20 Uhr

Biografisches:

  • Kayar Yanar wurde 1973 in Frankfurt am Main geboren. Seine Eltern stammen aus der südtürkischen Stadt Antakya.
  • Seit 2018 ist er mit einer Schweizerin verheiratet und lebt in Zürich.