Wandersleben. Schautafeln zu jedem Epitaph dienen auch der touristischen Erschließung der Kirche.

Die Petrikirche Wandersleben diente anno dazumal den Grafen von Gleichen als Grablege. Daran erinnern heute noch im Innern an den Wänden imposante Epitaphe, und auch im Außengelände des Kirchhofes.

Bis auf die in Stein gemeißelten Konturen von Abbildern der Verstorbenen lassen sich die Inschriften auf den jahrhundertealten Grabplatten heute nicht mehr erkennen oder nur mit Mühe entziffern. Jetzt geht Michael Frank, Mitglied des Menantes-Förderkreises zur Erhaltung der Petrikirche, daran, das zu ändern. Der Wanderslebener, der sich von Berufs wegen um Messtechnik bei einem regionalen Gasversorger kümmert, montiert in der Kirche Schautafeln neben die Grabplatten. Sie geben Aufschluss über die Inschriften und die Abgebildeten.

Die Grabplatte der Gräfin Elisabeth von Ysenburg. Am 20. September 1615 wurde sie in der St. Petri-Kirche Wandersleben in einer Gruft beigesetzt.
Die Grabplatte der Gräfin Elisabeth von Ysenburg. Am 20. September 1615 wurde sie in der St. Petri-Kirche Wandersleben in einer Gruft beigesetzt. © Wieland Fischer

Zuerst wendet sich Frank dem Epitaph der Gräfin Elisabeth von Ysenburg zu. Sie wurde in Gräfentonna 1554 geboren. „Es ist unsere bedeutendste Grabplatte“, sagt Pfarrer Bernd Kramer, der die Geschichte der Grafengeschlechts und der Verstorbenen erforscht hat. Am 10. November 1572 ging Elisabeth die Ehe mit Graf Heinrich von Ysenburg-Ronneburg ein. Die in der hessischen Wetterau liegende Ronneburg in der Nähe von Büdingen war ihr Herrschaftssitz. Nach dem Ableben der Gräfin am 19. Juli 1615 kümmerte sich ihr Halbbruder Philipp Ernst Graf zu Gleichen Spiegelberg und Pyrmont Herr zu Tonna um die Überführung nach Thüringen und eine standesgemäße Beisetzung in Wandersleben. Am 20. September 1615 wurde sie in der Petrikirche in einer Gruft beigesetzt.

Insgesamt erinnern heute sieben solcher Zeugnisse der Vergangenheit an die einstige Grablege in der Kirche. Bei fast allen handelt es sich um Vertreter des Adelsgeschlechts derer von Gleichen, darunter drei Gräfinnen, und einen Grafen, Albin von Schlick, der 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe im evangelisch geprägten Drei-Gleichen-Gebiet Zuflucht fand.

Wandersleben sei nach der Reformation neben Gräfentonna die wichtigste Grablege der Grafen von Gleichen gewesen. Vordem sei dies das Peterskloster in Erfurt gewesen, sagt Kramer, der auch die Hintergründe und die Heraldik zu jeder Grabplatte recherchiert hat. Lediglich Philipp Ernst von Gleichen, der vorletzte Vertreter seines Geschlechts, sei 1619 in Ohrdruf, in der Michaeliskirche, bestattet worden. Grabplatten von Angehörigen des niederen Adels finden sich im Außengelände der Petrikirche.

Nur noch eine Grabplatte deckt wie ursprünglich gedacht im Altarraum eine Gruft. Darunter liegen die Gebeine von Lorenz von Henning, eines fürstlichen Rates, der 1679 gestorben ist, sagt Kramer. Ein mittelalterliches Wohngebäude in Wanderslebens Ortsmitte trägt heute noch Hennings Namen.

Alle anderen Grabplatten seien im 19. Jahrhundert im Zuge eines Kirchenumbaus aus der Waagerechten in die Senkrechte gebracht worden. Dabei war auch ein Zinnsargdeckel aus der Gruft der Gräfin Elisabeth von Ysenburg geborgen worden. 2015, anlässlich ihres 400. Todestages, hatte die Kirchgemeinde ihn restaurieren lassen. Mit ihrem Gebetsbuch ziert er jetzt ebenfalls eine Wand des Kirchenschiffs.

„Uns geht es auch um die touristische Erschließung der Kirche“, sagt Pfarrer Kramer. Er betrachte es auch als pädagogischen Auftrag, sich mit diesen Zeugnissen der Geschichte auseinanderzusetzen. Und weil sich die Grabplatten mit Inschriften und Wappen nicht auf den ersten Blick erklären, geben nun Hinweistafeln Aufschluss. Spenden und ein Zuschuss des Landkreises Gotha in Höhe von rund 200 Euro haben das Anbringen der Erläuterungen finanziell ermöglicht.