Rudolstadt/Mainz. Der Rudolstädter Christian Erdmann ist am Samstag zum siebten Mal in den ZDF-Ostfrieslandkrimis zu erleben. Die Besetzung für seine Serienfrau, die Hauptkommissarin Klaasen, wechselt dann schon zum zweiten Mal.

Seit 2017 spielt der in Rudolstadt aufgewachsene Schauspieler Christian Erdmann in den Ostfrieslandkrimis des ZDF den Kommissar Frank Weller, Partner von Hauptermittlerin Ann Kathrin Klaasen. In dieser Zeit hat die Besetzung der Hauptkommissarin nun schon zum zweiten Mal gewechselt. Auf Christiane Paul folgte erst Julia Jentsch. Am Samstag ist nun Picco von Groote in der Rolle erstmals zu erleben.

Herr Erdmann, als Zuschauer ist man ein bisschen irritiert. Ist Ihren Kolleginnen die Nordseeluft zu stürmisch gewesen oder warum ist so viel Bewegung in der Rolle?

Neubesetzungen sind in unserem Beruf sowohl im Fernsehgeschäft als auch am Theater generell üblich. Letztlich hat man nur zwei Möglichkeiten, entweder lässt man das Projekt sterben oder besetzt neu. Es gab jedenfalls kein böses Blut am Set. Die Kolleginnen hatten einfach andere Prioritäten, andere Projekte. Außerdem warten noch viele Ostfrieslandkrimis von Klaus-Peter Wolf auf Verfilmung.

Worum geht’s im aktuell siebten Fall „Ostfriesenmoor“?

Es werden Frauenleichen im Moor entdeckt. Parallel dazu werden Kinder entführt. Es ist unklar, ob diese beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben.

Sie sind als Weller der Fels in der Brandung. Ist Ihnen die Rolle des ostfriesischen Kommissars inzwischen ans Herz gewachsen?

Durchaus. Ich fahre wahnsinnig gern zur Arbeit an die Nordsee. Und ich liebe immer mehr die Figur, weil ich mich von der Romanfigur auch immer weiter emanzipiere. Klaus-Peter Wolf hat den Weller viel fürsorglicher, weicher und romantischer angelegt.

Sie kommen aus Rudolstadt, leben wegen eines Theater-Engagements in Düsseldorf und drehen regelmäßig an der Nordsee. Welche Region bedeutet für Sie heute Heimat?

Über den Begriff denke ich als Schauspieler ständig nach. Heimat ist für mich da, wo meine Familie ist, mein zehnjähriger Sohn, meine siebenjährige Tochter und meine Frau.

Also aktuell Düsseldorf.

Genau. Wenn ich allerdings in Thüringen bin, spüre ich schon, dass dort meine Wurzeln liegen. Nicht nur wegen meiner Eltern. Ich mache das vor allem auch an der Liebe zu dieser Landschaft, dieser Natur fest, die mich so anfasst, wo ich mich ad-hoc wohl fühle.

Gehören Sie zu jenen Menschen,
die in Dialekt verfallen, wenn Sie in den Ort Ihrer Kindheit zurückkehren?

Eigentlich nicht. Es passiert mir aber oft bei der Filmarbeit, dass ich darauf hingewiesen werde, dass man dieses und jenes Wort mit T spricht und nicht mit D. Ich habe so Konsonantenschwächen. Ich werde mittlerweile sogar von meinen Kindern Hops genommen, weil ich Worte wie Metalldetektor im Film nicht richtig ausspreche.

Was vermissen Sie an Thüringen?

Die Landschaft und das Gefühl der Zugehörigkeit.

Die Thüringer Wurscht nicht?

Nicht wirklich. Ich lebe größtenteils vegetarisch. Ich erinnere mich aber zumindest sehr gern an die Schlachtfeste in Eichfeld bei Rudolstadt, wo meine Großmutter gelebt hat. Sie hat jedes Jahr ein Schwein geschlachtet, wo ich mitgeholfen habe. Das war schon immer ein Ereignis. Und an der Bratwurst komme ich auch nicht vorbei, wenn ich in Thüringen zu Besuch bin.

Wie haben Sie während der Schulzeit Ihre Leidenschaft fürs Theater entdeckt?

Ich war einer von zwei Jungen in einer Mädchenklasse und mit einem Mädchen aus der Theater-AG befreundet. Damals war Theater für mich noch ein Fremdwort. Die AG suchte jedoch noch einen Jungen, der den grauen Herrn in „Momo“ spielt. Auf diese Weise bin ich da reingerutscht. Für mich war das Theater eine Art Erweckung: Ich war damals ein sehr schüchterner, zurückgezogener Junge. Doch auf der Bühne gab es die Berechtigung, laut zu sein und böse.

In einer der Momo-Vorstellungen saß dann Frank Grünert vom Rudolstädter Theater-Spiel-Laden. Er lud mich ein, da mitzuspielen. Nach der Schulzeit bin ich nach Israel gegangen. Dort begegnete ich zwei, drei Leuten, die etwas mit Theater oder Schauspielerei zu tun hatten. Das habe ich dann als Zeichen für die Zukunft verstanden.

Sie arbeiten viel für Film und Fernsehen. In welchen Produktionen kann man Sie demnächst erleben?

Die Verfilmung von Daniela Kriens Roman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ wird auf der Berlinale im Wettbewerb laufen. Am 16. März kommt der Film dann in die Kinos. Dieses Frühjahr drehe ich wieder zwei „Ostfriesen“. Zudem werde ich an einer Kinoproduktion mitwirken. Wer noch Lust hat in die ZDF-Mediathek zu schauen: Dort kann man noch die sechsteilige Miniserie „Neuland“ streamen, in der ich ebenfalls mitspiele.

Sendetermin: Ostfriesenmoor, Samstag, 4. Februar, 20.15 Uhr, ZDF