Wir fahren jetzt los!“, sprach Landolf ins Telefon und stieg dann zu mir ins Auto.

„Hast du deinen Rucksack?“

Er nickte.

„Dann los.“

Alles war genau eingetaktet. 23 Minuten von Rudolstadt bis Traßdorf. Zeitgleich würde das Fahrzeug aus der entgegengesetzten Richtung starten. Der Übergabe in Traßdorf stand nichts im Wege.

Dachten wir.

„Warum in Traßdorf?“, fragte ich.

„Das ist die letzte Ausfahrt vor der Autobahn. Von dort fährst du weiter nach Erfurt, und ich steige um nach Dietzhausen.“

Wie in einem Agententhriller, dachte ich. Doch anders ging es nicht. Nachts fahren keine Züge.

Wir kamen zügig voran. Ließen unterwegs die Geburtstagsfeier Revue passieren. Der Rudolstädter Bürgermeister hatte Matthias Biskupek zum 70. einen Sohn der Stadt genannt. Der Theaterintendant hatte ihn mit einer druckreifen Laudatio gewürdigt. Und das Thüringer Literaturquartett hatte als Trio ihm zu Ehren gesungen. Na ja, rhythmisch skandiert. Laut und leidenschaftlich, nur Bruder Martin hatte beim Kanon zu früh eingesetzt.

„Trotzdem. Eine perfekte Feier“, resümierte Landolf.

„Ja“, stimmte ich zu. „Aber wir sollten auf die Schilder achten. Wann kommt denn dieses Traßdorf?“

„Bald.“

Ich gab Gas und blickte in den Rückspiegel. „Ich glaube, man verfolgt uns.“ Zwei Scheinwerfer blendeten mich schon seit einiger Zeit.

Im selben Moment schrie Landolf: „Stopp! Links ab!“

Ich sah nur noch den Schatten des Schildes. Der Verfolger klebte so dicht hinter uns, dass eine Vollbremsung nicht infrage kam.

Wir rauschten an Traßdorf vorbei auf die Autobahn.

„Wir alten Schwatzweiber“, fluchte Landolf.

„Was machen wir jetzt?“

„Bei Arnstadt ab, wenden und zurück in Richtung Stadtilm.“

Wieder sahen wir das Schild erst im letzten Moment, doch diesmal kriegte ich die Kurve. Der Wagen in Traßdorf wartete schon. Eine Zigarette glimmte im Dunkel.

„Vergiss deinen Rucksack nicht“, sagte ich und übergab Landolf Scherzer seiner Frau.