Rudolstadt. Der Autor Frank Esche aus Rudolstadt hat in unzähligen Akten spannende und unfassbare Schwerverbrechen zusammengetragen. Schon mehrere Bände sind erschienen.

Bei Frank Esche geht es spannend zu. Der Schriftsteller, der 1953 in Jena geboren wurde und nach seinem Studium im Jenaer Stadtarchiv und im Thüringischen Staatsarchiv in Rudolstadt arbeitete, gräbt gern historische Geschichten aus der Heimat aus. Zunächst Kurioses aus dem Jenaer

Der Archivar und Autor Frank Esche aus Rudolstadt. 
Der Archivar und Autor Frank Esche aus Rudolstadt.  © André Kranert

Studentenleben und Thüringer Anekdoten rund ums Werben und Heiraten.

Doch 2009 brachte er dann sein Buch „Thüringer Mörderinnen“ gemeinsam mit Wolfgang Krüger im Verlag Kirchschlager heraus. Seit einigen Tagen gibt es davon aufgrund der Nachfrage eine überarbeitete Neuauflage.

In 21 Kriminalfällen zwischen 1859 und 1938 beschreiben die beiden Autoren eindrucksvoll die familiären und psychologischen Hintergründe der Taten, rekonstruieren auf Grundlage von Gerichtsakten und Zeitungsberichten die Tatabläufe und Gerichtsverhandlungen – der Archivar und Rechercheur Frank Esche in seinem Element.

Die Recherchen, so erzählt der Autor, seien mitunter aufwändig: „Mitunter wechselten die Akten zwischen Staatsanwaltschaft, Richtern und Anwälten, oder es kam zu Revisionsprozessen, so dass ich sie aus verschiedenen Archiven zusammentragen musste.

Die Herausforderung besteht also darin, herauszufiltern, was sich wirklich zugetragen hat. Denn mein Anspruch ist es, immer bei der Wahrheit zu bleiben.“ Die Menschen haben durchaus großes Interesse, an tatsächlich belegten Kriminalfällen aus ihrer eigenen Region, erzählt Frank Esche, was er bei seinen Lesungen vom Publikum zurückgemeldet bekommt.

Von der Art und Weise der Mittel und der Durchführung ähneln sich männliche und weibliche Mörder sehr, weiß Frank Esche zu berichten. Allerdings liegen die Motive etwas anders. Während Männer größtenteils aus materiellen Gründen gemordet haben, spielten bei Frauen die Motive Liebe, Hass, Rache oder Angst vor sozialem Abstieg die größere Rolle. „Frauen griffen zudem häufiger zum Gift“, so der Autor.

Die Giftmörderin Marie Sophie Göbner beispielsweise wurde 1860 mit dem Beil gerichtet, da sie kurzerhand einen unwilligen Heiratskandidaten mit Arsen umbrachte. Ebenfalls durch Gift, diesmal mit Strychnin, musste 1911 Franz Enders leiden, auch er war seiner Frau Mathilde und deren Geliebten im Weg. Katharina Horn aus Neundorf überzeugte sogar ihre beiden Söhne, dass der Vater weg müsse. Sie strangulierten ihn 1869.

Doch auch dieser Fall wurde 13 Jahre später aufgeklärt. Mitunter finden sich in der Geschichte auch Mörderpärchen, wie beispielsweise die Giftmörder Pauline Gottschalg und der Chirurg Eduard Röhner aus Jena. Und auch das scheußlichste aller Verbrechen, der Kindesmord, wird behandelt, wie beispielsweise der Fall der Anna Schellhardt 1924 in der Altenburger Straße in Gera oder der des Hausmädchens Frieda Baum aus Möbisburg im Jahre 1926.

Im Rahmen seiner Recherchen zu den Thüringer Mörderinnen sammelte Frank Esche derart viel Material, dass daraus 2016 der erste Band „Thüringer Mord-Pitaval – Erschreckliche Mord- und Übeltaten aus alten Thüringer Kriminalakten (1766-1938)“ mit 15 weiteren Schwerverbrechen und ein Jahr später der zweite Band aus der Zeit zwischen 1606 und 1968 mit nochmals 21 Morden erscheinen konnte.

Derzeit sitzt der Diplomarchivar übrigens wieder über den alten Kriminalakten – für seinen dritten Band der Mord-Pitaval-Reihe, der 2020 erscheinen soll.

Termine zu Buchlesungen und weitere Infos unter https://schriftsteller-frank-esche.jimdofree.com