Erfurt. Um trotz Corona den Menschen etwas Freude zu bringen, spielt das Saxophon-Quartett des Luftwaffenmusikkorps Erfurt vor Thüringer Pflege- und Seniorenheimen.

Ragtime und Dixie statt Märsche und Polka: Das kleine Saxophon-Quartett des großen Luftwaffenmusikkorps Erfurt ist derzeit in Thüringer Pflege- und Seniorenheimen unterwegs, um den Menschen Freude zu bringen – und endlich wieder spielen zu dürfen. Denn selbst gemeinsame Proben sind für das Sinfonische Blasorchester der Bundeswehr derzeit nicht möglich.

„Unser Probenraum in einer alten Kaserne ist für den geforderten Mindestabstand einfach zu klein“, bedauert Major Tobias Wunderle, der Leiter des Musikkorps. Doch geprobt wird natürlich trotzdem, im heimischen Wohn- oder Musikzimmer.

Auftritte für den guten Zweck

Große Konzerte finden coronabedingt derzeit nicht statt, scheitern aufgrund der Sicherheitsauflagen schon am Transport des 55-köpfigen Ensembles. „Doch trotzdem wollen wir als Bundeswehr-Orchester für die Bevölkerung da sein“, versichert Wunderle. „Mit Musik kann man viele Gefühle ausdrücken, kann Mut machen und aufmuntern – und genau das wollen wir mit der Senioren-Tour erreichen.“

Umso größer die Freude beim Orchesterleiter, als Rocky Wolf vom Saxophon-Ensemble des Musikkorps den Wunsch des Quartetts weitergab, allein auf Tour zu gehen. Einerseits, um Freude zu verbreiten, andererseits, um endlich wieder musizieren zu können. Und da Auftritte des Bundeswehr-Orchesters immer einen guten, nämlich sozialen Grund haben, organisierte diese Zeitung mehrere Kurz-Konzerte in einigen Thüringer Senioren- und Pflegeheimen.

„In der Regel kommen die Liebhaber unserer Musik ja zu uns, zu unseren Konzerten. Nun, in dieser außergewöhnlichen Zeit, kommen wir zu ihnen, zu unseren Gästen, und erreichen damit auch die Menschen, die durch Alter oder Krankheit bedingt nicht so ohne Weiteres in die Konzerthallen kommen können.“ Beim gestrigen Auftakt der Tour in zwei Pflege-Einrichtungen in Mühlhausen freuten sich jeweils rund 30 Bewohner sowie Pflegerinnen und Helfer am beschwingten Programm des Quartetts.

Unbeschwerte und bekannte Stücke

Dafür hat Lukasz Goldner extra unbeschwerte und bekannte Stücke ausgewählt. So ist der berühmte Musical-Hit „New York“ von Frank Sinatra den älteren Zuhörern ebenso vertraut wie das verträumte „Wonderful World“. Ein Stück von Dmitri Schostakowitsch wird ebenso gespielt wie frecher Ragtime, der Vorläufer des Jazz. Mit Bariton-, Tenor-, Alt- und Sopransaxophon sorgen Rocky Wolf, Lukasz Goldner, Enrico Heinke und Fabio Siegemund für echte Konzertatmosphäre unter freiem Himmel, auch wenn der Auftritt nur eine halbe Stunde dauert.

Nach dem gestrigen Auftakt in Mühlhausen spielen die Musiker in den nächsten Tagen in Saalfeld und Saalburg-Ebersdorf, Erfurt, Blankenhain und Ernstroda. Einziger Wermutstropfen: Den Klassiker „Alte Kameraden“, den großen Hit des Musikkorps, gibt es erst wieder bei regulären Konzerten zu hören.