„Jeder Abend war ein Höhepunkt“: Festivalleiter bilanziert Yiddish Summer in Weimar

Wolfgang Hirsch
| Lesedauer: 2 Minuten
Alan Bern hat den Yiddish Summer ins Leben gerufen und mischt selber voller Lust dabei mit.

Alan Bern hat den Yiddish Summer ins Leben gerufen und mischt selber voller Lust dabei mit.

Foto: Yulia Kabakova

Weimar.  Das Yiddish Summer-Festival steuert auf den finalen Höhepunkt am Samstag auf dem Theaterplatz in Weimar zu. Festivalleiter Alan Bern zieht eine Zwischenbilanz.

In einer kurzen Workshop-Pause nimmt Alan Bern sich Zeit, das Akkordeon gegen ein Smartphone zu tauschen. „Der Tanzball, das ist der Höhepunkt“, jubiliert er am anderen Ende der Funkleitung, „wir arbeiten die ganze Woche darauf hin!“ Man hört ihm direkt an, wie die Musizierlust ihn stimuliert.

Der Gründer und Spiritus Rector des Yiddish Summer Weimar zählt selbst zum sechsköpfigen Dozententeam, das zurzeit 30 Instrumentalisten zum veritablen Tanzorchester formt. Parallel dazu probiert ein Tanzworkshop die stilvoll motivierten Haltungen, Schritte und Formationen. Hasapiko und Sirto, Bulgar und Sirba stehen beispielsweise auf der Agenda, mit hierzulande gebräuchlichen Tänzen hat das nicht viel zu tun.

Im Kulturstadtjahr 1999 in Weimar gegründet

Denn die aktuelle Auflage des 1999 in Weimar gegründeten Traditionsfestivals stellt griechisch-türkisch-jiddische Musik in überlieferten wie zeitgenössischen Ausprägungen in den Mittelpunkt; der Open-Air-Tanzball am Samstag um sieben auf dem Theaterplatz soll den krönenden Abschluss bilden. Mittun darf jeder, der sich – auch spontan – mitreißen lässt. Man bewegt sich im Geiste in den Kulturen rund ums Schwarze Meer.

Bern ist dabei weniger um das Trennende als ums Verbindende gelegen. „Das Sinnbild für alles, was wir machen, ist, gemeinsame Wurzeln zu entdecken“, erklärt er. Angesichts dieser Metapher betont er, dass das Gemeinsame schon da sei, dass keine Klüfte zu überwinden seien: „Diese Wurzeln liegen ja tiefer als politische Identitäten.“

Schwarzmeerregion fasziniert mit ihrem verbindenden Facettenreichtum

Euphorisch resümiert der Festivalleiter die zurückliegende Konzertwoche: „Jeder Abend war ein Höhepunkt“, preist er. Die Idee, den kulturellen Facettenreichtum der Schwarzmeerregion auszuspielen, ist in seinen Augen – und Ohren – voll aufgegangen. Und die Publikumsresonanz sei vorzüglich gewesen – nicht nur beim vierstündigen Open-Air vorigen Sonnabend auf dem Herderplatz.

„Die Atmosphäre war herrlich“, schwelgt Bern, „wir haben eine sehr offene und offensichtliche Präsenz in Weimar gezeigt.“ Dies unternehmen er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter auch diese Woche über in allabendlichen, eintrittsfreien Jam Sessions an unterschiedlichen Schauplätzen der Klassikerstadt. Auch hier gilt: Wer sein Instrument gut beherrscht und Rhythmus im Blut hat, darf gerne mitmachen. Beim Yiddish Summer hat man ein großes Herz.

Im Hintergrund hört man jetzt verlockende Klänge über den Äther. „Ich werd’ gebraucht“, entschuldigt sich der glutvolle Bern – schon ist er weg.

Homepage Yiddish Summer Weimar