In dem zum 80. Geburtstag von Senta Berger gedrehten Spielfilm „An seiner Seite sind neben der Jubilarin auch Peter Simonischek und Thomas Thieme zu erleben. Thieme spricht über die Dreharbeiten und seine Rolle.

Ich habe mir den Film „An seiner Seite“ mit Senta Berger angeschaut, der zu ihrem 80. Geburtstag gezeigt wurde, und muss sagen: Ganz großes Kino auf engstem Raum!

Thomas Thieme Ja, Senta Berger und Peter Simonischek spielen großartig.

Auch Sie, lieber Herr Thieme, laufen als Ex-Leistungsschwimmer und pensionierter Bademeister zu Hochform auf. Wie verliebt Ihr Martin Scheerer die Charlotte, also Frau Berger, anschaut!

Das haben Sie gesehen? Das war mein Hauptziel, sie über diese Blicke zu gewinnen. Denn Scheerer ist ja im Grunde chancenlos. Die Charlotte ist mit einem Weltstar am Dirigentenpult verheiratet. Ihr Mann ist vermögend, ist groß, sieht sehr gut aus. Gegen den habe ich nicht mal eine romantische Chance.

Wie haben Sie es trotzdem geschafft?

Mein Gott, ich habe die Rolle vom ersten Moment an verstanden. Ungefähr wie den Minister in „Das Leben der Anderen“. Ich wusste, wie der Mann aussieht, wie er spricht, und ich wusste, wie er diese hohe Frau anzusehen hat. Dass er Zurückhaltung üben muss, damit sie erzählt. Der will ja hören, was los ist, und will ihr helfen. Wenn – das ist, finde ich, ein ganz guter Vergleich – über dem Minister die Überschrift stand: Präsenz! Macht!, so stand über dem Bademeister: Sensibilität, Zurückhaltung. Und das sind, um mal aus der Schauspielerschule zu plaudern, relativ einfache Darstellungsformen, weil sie pur sind. Macht ist pur. Sich zurücknehmen ist pur. Wenn du weißt, was du vorhast im Bereich Macht oder im Bereich Zurückhaltung, dann musst du dich nur noch reinfallen lassen in den Film.

Und da hat’s gefunkt.

Ja. Ich glaube trotzdem nicht, dass Scheerer jemals bei ihr richtig ankommen könnte. Aber Charlotte gerät durch ihn ins Grübeln: Was habe ich eigentlich fünfzig Jahre an seiner Seite – der Seite ihres Mannes, der kaum noch Blicke für sie hat – gemacht?

Senta Berger macht es Ihnen aber auch leicht. Kann man dieser Schauspielerin widerstehen?

Es ist die Art, wie sie reagiert. Wie sie wegguckt, als ich sage, dass eine Tochter nicht ins Internat, sondern in die Familie gehört.

Simonischek sowieso, aber auch die Töchter, Antje Traute und Marlene Morreis, spielen überzeugend. Wir sollten über die darstellerischen Qualitäten den gelungenen Plot nicht vergessen: An einer einfachen Geschichte werden Lebensverluste und Möglichkeiten aufgezeigt, sie zu überwinden.

Deswegen habe ich ja mitgemacht.

In einem lindgrünen Eimer wird Gartenerde hin und her getragen....

Den Eimer gab’s auch schon in dem preisgekrönten Kurzfilm, aus dem Felix Karolus nun seinen ersten Spielfilm gemacht hat. Und dass der so toll geworden ist, hängt auch damit zusammen, dass der Regisseur frei von falschem Ehrgeiz ist. Karolus hat lediglich Ansagen gemacht, zur Stimmung, zur Temperatur, und hat uns spielen lassen... Ich habe übrigens meine Thieme-Medaillen wiedergefunden. Bronze im 100-Meter-Lauf und im Weitsprung. Ganz aus der Luft gegriffen ist der Rettungsschwimmer, den ich spiele, also nicht. Nur, dass ich es als Martin Scheerer bis zu Olympia gebracht habe, ist ein bisschen dick.