Jena. Das Theaterhaus Jena kann sich über viele ausverkaufte Vorstellungen freuen. Und bis zum Sommer gibt es noch vier Premieren.

„Wo ist das Theater?“ – dies hatte das Theaterhaus Jena im vergangenen Oktober in ihrem Stück zum Spielzeitauftakt gefragt und sich mit der eigenen Geschichte auseinandergesetzt. Nun, es wurde durchaus gefunden, jene Spielstätte, die derzeit vom niederländischen Theaterkollektiv Wunderbaum geleitet wird. Und so konnte die kaufmännische Geschäftsführerin Heike Faude das Pressegespräch am Mittwoch mit überaus positiven Zahlen starten.

Bis auf eine einzige waren im Januar sämtliche Veranstaltungen im Theaterhaus zu 100 Prozent ausverkauft. „Was sogar dazu führt, dass wir mittlerweile Gäste wegschicken müssen. Deshalb nochmals meine Bitte, sich die Karten rechtzeitig im Vorverkauf zu sichern“, so Heike Faude. In dieser Spielzeit seien 6050 Besucher im Theaterhaus gezählt worden, rund ein Viertel davon (1550 Besucher) seien Studenten, die das Kultur-Semesterticket nutzten. Das gesamte letzte Kalenderjahr betrachtet, wurden 16.700 Gäste gezählt. Das sind 1500 mehr als im Vorjahr und damit ein deutlicher Anstieg. 4000 weitere Zuschauer kamen noch durch Gastspielauftritte hinzu, ergänzte Faude.

Postapokalyptische Endzeitwelt im März auf der Bühne

Nach dem erfolgreichen Start in die Spielzeit mit sechs Premieren kündigt das Theaterhaus bis zur Sommerpause nun vier weitere an und überschreibt deshalb die zweite Hälfte passender Weise mit „Hier ist das Theater“, wie Dramaturg Thorben Meißner mitteilte. Als Erstes feiert am Freitag, 20. März, die Teenpark-Produktion „Jellyland – Institut für zukünftige Gegenwart“ ihre Premiere und führt ihre Zuschauer in eine postapokalyptische Endzeitwelt. Doch schon jetzt wirft die nächste große Produktion ihre Schatten voraus: Das Schauspiel „Zur Wartburg“ beleuchtet eine Institution im Jenaer Damenviertel, eine Kultkneipe, die bis zum Besitzerwechsel 2019 ein Stück DDR-Flair und damit ein großes Stück Jenaer Geschichte bewahrte. Das Theater hat sich das alte Inventar gesichert, um die „Wartburg“ auf der Hauptbühne wieder auferstehen zu lassen. „Es war tatsächlich die erste Kneipe, in die ich nach meinem Umzug von Holland nach Jena gegangen bin“, erzählt Walter Bart. Gemeinsam mit seinem Team hat er nach Geschichten und Insiderwissen rund ums Essen, Trinken und Schwofen in der Wirtschaft gesucht und deshalb am Dienstag zu einem Geschichten-Erzählabend ins Theaterhaus eingeladen. Aus diesen Anekdoten und dem alten Mobiliar wird ein Theaterstück entstehen, das die Frage nach Authentizität und Identität stellt, nach imaginierter Vergangenheit und realer Historie. „Wir verknüpfen die dokumentarische Ebene mit einer improvisierten und schaffen dadurch eine große Zeiterzählung“, kündigt Walter Bart an. Am Freitag, 3. April, feiert die Produktion Premiere.

Weiter geht es ab Freitag, 24. April, mit dem Schauspiel „Baby don’t hurt me“, ein intensives Zweipersonenstück über Liebe, romantischen Erwartungen und Begehren. Es ist die erste Regiearbeit von Susanne Frieling am Theaterhaus.

Vorverkauf fürs Sommertheater beginnt

Die letzte große Premiere dieser Spielzeit wird traditionell das Sommertheater und die Eröffnung der diesjährigen Kulturarena sein, bevor diese in den Paradiespark weiterzieht. Die Blickrichtung ist diesmal entgegengesetzt. Das Publikum sitzt also absolut regensicher auf der Bühne, während auf dem Vorplatz gespielt wird.

In der Regie von Lizzy Timmers wird diesmal eine Stückentwicklung nach „Sladek oder Die schwarze Armee“ des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth (1901-1938) zu erleben sein. Ein eher unbekanntes und dunkles Stück, eine Referenz auf die gegenwärtige Vergangenheit.

Am Beispiel des Kindersoldaten Sladek erzählt der Autor vom Verlust der Menschlichkeit und von der Macht der Schwarzen Armee, einem paramilitärischen Ableger der Reichswehr. „Dieser Sladek lebt als Gespenst in der Gegenwart weiter und wir können ihm nicht entfliehen“, erklärt Lizzy Timmers und kündigt ihr Stück als sehr bildgewaltig, musikalisch und durchaus auch humorig an. Ab heute beginnt der Vorverkauf für das Sommertheater, das am Freitag, 3. Juli, Premiere feiert.

Als Neuerung weist Thorben Meißner noch auf die Gastspielreihe „Mauerschau“ hin, die alle sechs bis acht Wochen mit verschiedenen Gästen stattfinden wird. „Diese Mauerschau ist als Bericht über etwas zu verstehen, was außerhalb der Bühne stattfindet“, erklärt Thorben Meißner. Diese Sicht werde also von einem wiedergegeben, der auf der Mauer stehe und beide Perspektiven einnehmen könne.